Hurrikan

- Special zur Katastrophe in Chiapas und Zentralamerika -

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Solidarische Grüße, Gruppe B.A.S.T.A. 4.11.2005

Es folgen drei Kommunique´s der EZLN zur Erklärung der Lage in den indigenen Gemeinden.

1.) Kommuniqué der EZLN vom 17.10.2005

Geheimes Revolutionäres Indigenes Komitee - Generalkommandantur der Zapatistischen Armee der nationalen Befreiung

Mexiko

17. Oktober, 2005

An die mexikanische Bevölkerung
An die Völker der Welt
An die Andere Kampagne

Brüder und Schwestern
Compañeras und Compañeros

ERSTENS - Wie alle wissen, haben die schweren Regenstürme in den letzten Wochen der armen Bevölkerung aus mehreren Staaten der mexikanischen Republik schwere Schäden zugefügt, darunter im Bundesstaat Chiapas. Durch diese Katastrophe haben die ärmsten von allen alles verloren, und zusätzlich zur Last des Schmerzes, das Wenige, was ihnen gehörte verloren zu haben, müssen sie jetzt auch die Unfähigkeit der schlechten Anführer ertragen, humanitäre Hilfe bereitzustellen. Politiker, die die Medien dazu missbrauchen, ihr Unglück zu plündern, und den Einen, der die Desasterzone in ein Wahlspektakel verwandelt.

ZWEITENS- Jenseits der Bürokratie und der Korruption der mexikanischen politischen Klasse (die das Unglück der Ärmsten in ein Werbespot verwandelt hat) organisieren ehrliche Nichtregierungsorganisationen, Gruppen, soziale Organisationen, linke politische Organisationen und Einzelpersonen Hilfe für die Betroffenen.

DRITTENS- Zum gegenwärtigen Zeitpunkt haben die "Autoritäten" der Junta der Guten Regierung der Selva-Grenzregion und des zapatistischen autonomen Bezirkes in Rebellion "Tierra y Libertad", dem Gemeinden in der Grenzzone, der Sierra und an der Küste von Chiapas angehören, die betroffenen Gebiete persönlich aufgesucht, um zu sehen, wie es den Compañeros und Compañeras der zapatistischen Unterstützungsbasen, die in diesen Gegenden leben, geht.

VIERTENS- Das Komitee der Guten Regierung konnte nur einige Gebiete erreichen, weil die Strassen zu einigen zapatistischen Gemeinden und Dörfern abgeschnitten sind. Der erste Bericht der Junta der Guten Regierung vermerkt, das bis zum jetzigen Zeitpunkt fast 300 zapatistische UnterstützerInnen Schäden durch den Regen, Schlammlawinen und Flussüberschwemmungen erlitten haben. 62 Häuser wurden zerstört, 37 davon vollständig, 25 sind schwer beschädigt.

FÜNFTENS- Die Junta der Guten Regierung von La Realidad stellt einen Teil ihrer Resourcen zur Verfügung, um diesen Compañeros und Compañeras zu helfen. Die zapatistischen Gemeinden in anderen Gebieten organisieren ebenfalls Hilfe, und die EZLN hat bereits einen Teil ihres Kriegsfonds für die Hilfe unserer Unterstützungsbasen in diesen Regionen bestimmt, aber das ist nicht ausreichend, und wir haben Probleme mit dem Transport.

SECHSTENS- DAS CCRI-CG der EZLN wendet sich daher respektvoll an seine Compañeros und Compañeras von der "Anderen Kampagne" sowie Einzelpersonen, Gruppen und Kollektive aus anderen Ländern, und ersuchen sie, von unten links , unabhängig von der Regierung und den politischen Parteien, direkte Hilfe für diese Region zu organisieren. Wir wenden uns insbesondere an die Compañeros und Compañeras der "Anderen Kampagne" in Chiapas, um Voraussetzungen und Transportmöglichkeiten bereitzustellen.

SIEBTENS - Wie der Junta der Guten Regierung von La Realidad angeboten wurde, können Hilfssendungen an folgenden Stellen in San Cristóbal de Las Casas, Chiapas angenommen werden (von wo aus sie zu den Orten gebracht werden, wo sie benötigt werden): Desmi A.C., Enlace Civil und Melel Xojobal. Die humanitäre Hilfe wird direkt von den zapatistischen indigenen Opfern empfangen.


Demokratie!!
Freiheit!!
Gerechtikeit!!

Aus den Bergen des mexikanischen Südostens

Für das Geheime Revolutionäre Indigene Komitee- Generalkommandantur der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung

Subcomandante Insurgente Marcos

Mexiko, Oktober 2005

2.) Artikel aus LA JORNADA von Gloria Muñoz Ramírez vom 22.10.2005


DIE VON UNTEN

Gloria Muñoz Ramírez

NOCH TIEFER ALS DIE GANZ UNTEN, ohne alles, so stehen hunderte Zapatistas der Unterstützungsbasis nach dem Hurrikan Stan da. Vom autonomen Bezirk Tierra y Libertad ist das Ausmaß der Schäden noch unbestimmt, aber man weiß bereits jetzt, dass die Gemeinde Che Guevara begraben und deren Bewohner (acht Familien, die in Rebellion leben) geschädigt wurden.

DIE ZAPATISTAS ERHALTEN Hilfe von denen, die selbst am wenigsten haben. Bis die nationale und internationale Solidarität ankommt, haben die Zapatistas der Unterstützungsbasis selbst die betroffenen Zapatistas untergebracht, diejenigen, die nicht in lächerlichen Fernsehszenen an der Seite irgendeines Staatsbeamten zu sehen sind, diejenigen, die in den offiziellen Statistiken der Katastrophe nicht erscheinen. Die Zapatistas haben auch PRI-Anhänger aufgenommen, bei denen auch keine Hilfe ankam. Ganze Familien von PRI-Anhängern wohnen derzeit in der autonomen Schule von Las Nubes.

DIE KÜSTENREGION, das Gebirge und Teil des Grenzgebiets zu Guatemala gehören zu den neueren Gebieten in der zapatistischen Organisation. Diese Regionen öffneten sich und wuchsen nach 1994, als sich Männer und Frauen dem Widerstand in weiter entfernten Gemeinden anschlossen, wo sie ihre Autonomie organisieren. Bildungs- und Gesundheitsprojekte gedeihen in mühevoller Arbeit in dieser Region, die zum Caracol La Realidad gehört (obwohl sie vom Urwald in Zeit und Entfernung weitab liegt).

DIE IM GEBIRGE GELEGENEN GEMEINDEN To-quián, La Laguna, Las Nubes und Cruz de Piedra (im offiziellen Landkreis Siltepec); die in Tapachula, Motozintla, Huixtla und Isla Mapa (an der Küste); und die Gemeinde Maíz Blanco an der Grenze sind am schlimmsten betroffen. Toquián ist völlig unbewohnbar, und die betroffenen Zapatistas der Unterstützungsbasis haben in den Häusern anderer Zapatistas Zuflucht gesucht. In La Laguna und Las Nubes bleiben die Bewohner in ihren Häusern, aber es besteht ein großes Risiko, dass es zu erneuten Erdrutschen an den nunmehr zerklüfteten Hängen kommt.

IN CRUZ DE PIEDRA fanden die Menschen bei Familienangehörigen Unterschlupf, und in Belisario Domínguez und Motozintla verbleiben sie in ihren völlig zerstörten Dörfern. Ohne Häuser, ohne Nahrung, ohne ihre Kaffeepflanzungen, ohne Maisfelder, ohne Kleidung und ohne Medizin. Das Wasser nahm alles mit, und die Menschen überleben nur dank der Unterstützung, die sie vom Rat der Guten Regierung erhalten, aber die reicht nicht.

IN BELISARIO DOMINGUEZ (im offiziellen Landkreis Motozintla) wurde das erst kürzlich eingeweihte Schulungszentrum für Gesundheitspromotoren völlig zerstört. Die Lehmbauwände sind jetzt nur noch Sand, und der Kurs, der gerade erst fünf Tage lief, musste unterbrochen werden. Drei Monate war diese Schule erst alt, wo 21 zapatistische Lehrer aus den Gemeinden unterrichten. Die Anstrengungen vieler Jahre und die Arbeit vieler Menschen im Herzen eines Dorfes begraben, Che Guevara ist nicht mehr da und auch nicht das Haus des Gesundheitspromotors, das als Praxis für traditionelle Medizin diente.

BOHNEN, REIS, SUPPEN, MAISMEHL, Speiseöl, Zucker, Seife, Kondensmilch, daran denken die Menschen zuerst, wenn sie Hilfe anfordern. Mais? "Naja, dann bräuchten wir auch noch Maismühlen, sonst nützt das ja nichts". Medizin gegen Grippe, Husten, Durchfall, Erbrechen und Fieber. Antibiotika, Schmerzmittel und Serum. Geschirr zum Kochen und Decken. Kleidung? "Ja, aber nützliche, keine Ballkleider oder Absatzschuhe".

losylasdeabajo@yahoo.com.mx

3.) Schlussbericht über die vom Hurrikan Stan betroffenen zapatistischen Unterstützungsbasen in den Zonen Sierra und Costa, autonomer Landkreis Tierra y Libertad, Caracol von La Realidad

An die Solidaritätskollektive in Europa und der Welt
An alle, die es betrifft

Obwohl die Aufmerksamkeit der Medien sich auf den Hurrikan Wilma konzentriert, halten die Effekte des Hurrikans Stan an, der verschiedene Bundesstaaten Mexiko passierte und alles zerstörte, womit er auf seinem Weg Anfang Oktober in Berührung kam. "Nie in unserem Leben haben wir etwas ähnliches gesehen", sagen die Leute in diesen Regionen, in ihrer Mehrheit arme und bescheidene Menschen.

Im Süden von Chiapas, nahe der Grenze mit Guatemala, sind ganze Dörfer, die sich auf dem Land, in den Bergen und an der Küste befanden, sowie komplette Siedlungen in den Städten von der Landkarte verschwunden. Dort leben zapatistische UnterstützerInnen, Männer und Frauen, unter ihnen viele Nicht-Indígenas. Sie arbeiten, leisten Widerstand, organisieren sich und kämpfen.

Vier oder fünf Tage lang zerstörten Wasser und Erde, Schlamm, Baumstämme und Ruinen, die der Hurrikan mit sich riss, die Häuser. Sie nahmen den Familien alles, beerdigten die Habseligkeiten und zerstörten Pflanzungen. Die zapatistischen UnterstützerInnen erlitten große Schäden. Che Guevara, eine autonome Gemeinde in der Zone Sierra, verschwand komplett und damit auch das autonome Fortbildungszentrum für Bildungs- und GesundheitspromotorInnen der gesamten Zone, das vor drei Monaten seine Arbeit aufgenommen hatte. Die Zapatistas, die Compas, wie sie sich nennen, verloren ihre Häuser, ihr Mais- und Kaffeefelder, den Boden selbst und alles, was sie hatten. Jetzt gilt es, Land zu erlangen, um alles, ihr Leben, wieder aufzubauen.

Die Hälfte des Dorfes Toquían, das sich auf dem Gipfel eines Berges befand, ist heute vollkommen zerstört. Die Häuser sind verschwunden, unter der Erde begraben oder viele Meter verschoben, als die Erde begann wegen des Regens abzurutschen. Die Kaffeefelder und die übrigen Felder sind komplett betroffen. Die gesamte Ernte ist verloren. Einige zapatistische Familien mussten das Dorf verlassen, andere leben in ihren Häusern weiter, wobei die Gefahr besteht, dass der Boden, der bereits aufgelockert ist, wieder abzurutschen beginnt. Das ganze Gebiet befindet sich in einem risikoreichen Zustand, wodurch es keinen Platz für den Anbau und den Bau von Häusern gibt.

Die Situation in Motozintla, in der selben Zone, ist nicht anders. Die Stadt ist halb zerstört, die Compas haben einige Häuser verloren, aber das schlimmste ist die schlechte Qualität der Luft, die sie atmen. Man sieht viele Menschen, die wegen des permanenten Staubs, der die Stadt in Beschlag nimmt, Masken benutzen.

In der Stadt Huixtla, in der Zone Costa, wurden ganze Siedlungen beerdigt, andere verschwanden. Die zapatistischen UnterstützerInnen verloren ihre Häuser und ihre Rikschas [Dreiräder], mit denen sie ihren Lebensunterhalt als Taxifahrer und mobile Händler verdienten. In Tapachula waren ebenso viele Häuser betroffen und man verlor viele Habseligkeiten. Die autonome Schule wurde von Schlamm begraben. Das gesamte Ausmaß des Desasters ist unbekannt, denn viele Zapatistas sind weiterhin von der Kommunikation abgeschnitten. Dazu kommt, dass die Fischer, die UnterstützerInnen sind, noch immer nicht Fischen gehen können. In El Arenal verloren sie außerdem Häuser und Boote und ihre Wasserreservate wurden kontaminiert. Das Leben ihrer Kinder ist darüber hinaus durch die Krankheiten gefährdet, die die aufgestauten Gewässer mit sich bringen, die der Hurrikan hinterlassen hat. Die unerträgliche Hitze, die charakteristisch für die Zone ist, hat diese Gewässer in mögliche Infektionsherde für Dengue-Fieber und Malaria verwandelt.

Einen Monat nach dem Durchzug des Hurrikans sind die Bedürfnisse für alle Menschen groß und dringend. Die Hilfe, die die Regierung an die arme Bevölkerung ausgibt, ist gering. Essen für einen Tag und ein wenig mehr, d.h. nichts für Männer und Frauen oder für ganze Familien, die alles verloren haben. Die zapatistischen UnterstützerInnen erbitten und akzeptieren - wie immer - keinerlei Regierungshilfe. Sie selbst organisieren sich und helfen sich gegenseitig und so überleben sie. Die erste Hilfe, die von der Junta der Guten Regierung von La Realidad gesammelt wurde (Essen, Kleidung und Medikamente, um die dringendsten Bedürfnisse zu befriedigen) kam so schnell an, wie es ging, und sie kommt weiter an, durch die Hilfe der Gemeinden und der Zivilgesellschaft. Die betroffenen Zapatistas machen mit Herz und Kraft weiter. Der Glaube an den Kampf und die Solidarität ihrer Comañer@s nährt sie, um weitermachen zu können, oder besser, um weiterkämpfen zu können, um ihr Leben aufzubauen, ihre Autonomie zu stärken und ein weiteres Mal bei Null anzufangen... In dieser Etappe müssen sie zusätzlich zu dem Wiederaufbau ihrer Häuser ihre Produktionsmittel und ihre Subsistenz wieder erlangen.

Es wäre wichtig, dass die Kräfte der Unterstützung und die internationale Solidarität diese Realität zur Kenntnis nehmen.

gezeichnet: internationale Compas, die in Chiapas anwesend sind.

von: "Col.lectiu de Solidaritat amb la Rebel.lió Zapatista" 4.11.2005


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Übersetzung: Gruppe B.A.S.T.A.

Chiapas: wachsende Repression gegen Zapatistas

von Gruppe B.A.S.T.A. - 09.11.2005 00:03 Paramilitärs wollen mit 3.000 Personen autonomen Landkreis zerschlagen / Chiapanekische Polizei verhindert Auslieferung von Hilfsgütern an hurrikangeschädigte EZLN-UnterstützerInnen Massive Drohungen und Sabotage gegen Zapatistas Paramilitärs wollen mit 3.000 Personen autonomen Landkreis zerschlagen / Chiapanekische Polizei verhindert Auslieferung von Hilfsgütern an hurrikangeschädigte EZLN-UnterstützerInnen Die indigen geprägte zapatistische Bewegung im südmexikanischen Bundesstaat Chiapas, die seit 1994 basisdemokratische Strukturen aufbaut, um dem Teufelskreis von Armut, Rassismus, Frauenunterdrückung und Ausgrenzung zu entkommen, wird zur Zeit ein weiteres Mal aggressiv bedroht und sabotiert. Eine paramilitärische Gruppierung, die unter dem Namen "Organisation zur Verteidigung der indigenen und bäuerlichen Rechte" (OPDDIC) firmiert, will nach eigenen Angaben in den kommenden Tagen den zapatistischen - und damit staats-unabhängigen - Landkreis Olga Isabel mit 3.000 Angehörigen angreifen. Gegen zapatistische Führungspersonen wurden wiederholt Todesdrohungen ausgesprochen. Alle Werkstätten, Schulen und Gesundheitszentren sollen aufgelöst werden. Ziel der Attacke im nördlichen Hochland von Chiapas sei die Zerstörung der autonom-zapatistischen Strukturen, äußerte die Nichtregierungsorganisation CAPISE (Zentrum für politische Analyse und soziale und ökonomische Forschung) in einer am 7. November 2005 veröffentlichten Analyse. Die OPDDIC, die von Pedro Chulín Jiménez, einem Repräsentanten der bis zum Jahr 2000 70 Jahre lang regierenden Staatspartei PRI (Institutionelle Revolutionäre Partei) geführt wird, plant den Raub von rund 1.500 Hektar Land, auf dem heute Hunderte zapatistische Familien leben. Diese Ländereien, damals im Besitz von Großgrundbesitzern, hatten die UnterstützerInnen der EZLN (Zapatistische Armee zur nationalen Befreiung) 1994 nach Beginn des Aufstands der Zapatistas besetzt und seitdem gemeinschaftlich bewirtschaftet. Aktuell bemüht sich die neoliberale mexikanische Regierung - die sich noch jüngst für die marktradikale "Frei"handelszone der Amerikas (ALCA) aussprach - darum, die jahrzehntelang verbotene Privatisierung von Gemeindeland über vermeintliche "Hilfsprogramme" wie PROCEDE in die Wege zu leiten, um nationale und internationale Unternehmen zu Investitionen zu bewegen. Pedro Chulín, der nachweislich als Chef der paramilitärischen Gruppe "Los Chinchulines" fungierte, leitete bereits 1997 den brutalen Angriff auf den Sitz des autonomen zapatistischen Landkreises "Tierra y Libertad". Er inszenierte am 18. Oktober diesen Jahres eine extreme Bedrohungssituation, als er mit über 100 - teils bewaffneten und von der regionalen Polizeieinheit "Öffentliche Sicherheit" begleiteten - OPDDIC-Paramilitärs zum Hauptsitz des Landkreises Olga Isabel fuhr und provokativ von einem Ingenieur das Gelände vermessen ließ. Um ein legales Vorgehen vorzugeben, knüpfte die OPDDIC Kontakte zum Ministerium für Agrarreform (SRA) und gab an, dass bereits neun neue Siedlungsgemeinschaften Ansprüche auf die zapatistischen Ländereienangemeldet hätten. Die Rücksichtslosigkeit der lokalen PRI-Machthaber manifestiere sich auch in der Tatsache, dass Menschen, die zuvor zwar keine Zapatistas waren, aber in friedlicher Nachbarschaft mit den EZLN-UnterstützerInnen lebten, zum Eintritt in die OPDDIC gezwungen wurden, so die NGO CAPISE nach ihrem zweiwöchigen Forschungsaufenthalt in der Konfliktregion. In der Region Morelia, in Zentralchiapas, versucht die ehemals unabhängig-kommunistische und heute (z.T) der sozialdemokratischen PRD (Partei der Demokratischen Revolution) angegliederte CIOAC (Unabhängige Zentrale der LandarbeiterInnen), die UnterstützerInnen der EZLN von ihren Ländereien zu vertreiben: "Es sind die Anführer der CIOAC, die die Leute aufrufen, die von den Zapatistas wiedergewonnenen Ländereien zu besetzen. Später machen sie einen Vertrag mit der Regierung, damit sie den Ex-Besitzern eine Wiedergutmachung zahlt und daraufhin erhalten sie den Eigentumstitel für das Land. So sagen es die Anführer der CIOAC selbst, z.B. Luis Hernandez Cruz (Generalsekretär der PRD in Chiapas) oder Miguel Angel Vazquez Hernández (Sekretär der Grenzregion von CIOAC)." Gleichzeitig meldet die "Junta der Guten Regierung", der zapatistische Selbstverwaltungsrat von Roberto Barrios aus der nordöstlichen Zone von Chiapas, dass die Zeitung "Cuarto Poder" ("Vierte Gewalt") die Desinformation verbreite, dass EZLN-UnterstützerInnen in ihrer Gemeinde Schüsse abgefeuert hätten, um die RegierungsanhängerInnen einzuschüchtern. Die Zapatistas distanzierten sich von jeder Gewalt. Die entsprechende zapatistische "Junta" aus der südöstlichen Zone von "La Realidad" gab wenig später bekannt, dass die humanitäre Hilfe, die nach den verheerenden Zerstörungen durch den Hurrikan "Stan" über die Stadt Comitán an die geschädigten Zapatistas in Südchiapas geschickt wurde, von örtlichen Polizeieinheiten unnötig angehalten und verzögert wurde. Die zapatistischen Beauftragten, die völlig getrennt von den Staatsautoritäten arbeiten, wurden wiederholt bedroht und nach ihren Führungsstrukturen ausgehorcht. Die interessierte Öffentlichkeit und die AktivistInnen fragen sich nun, inwiefern diese verschiedenen Aggressionen gegen die zapatistische Bewegung eine erste Reaktion der mexikanischen Eliten auf die politische Offensive der EZLN darstellen, die im Juni 2005 begonnen hat, eine landesweit-antikapitalistisch-außerparlamentarische Linksallianz aufzubauen, "um das Land von unten zu erschüttern und auf den Kopf zu stellen" (Subcomandante Marcos). Gruppe B.A.S.T.A. PS: Wer Interesse an Protestaktionen und Spenden für die vom Hurrikan betroffenen Zapatistas hat, schreibe bitte eine Email an: gruppeBASTA@gmx.de