Wandergruppe der FAU zum ersten Mal in Aktion
Für Sonnabend, den 23. September 2017, hatte die FAU-Wandergruppe Jena zu ihrer ersten Wanderung zum Thema Militarismus eingeladen. Zehn Menschen zwischen 2 und 60 machten sich schließlich auf den Weg.
Erste Station war das Blinkerdenkmal oberhalb des Landgrafens. Dieses wurde 1920/21 vom Signalisten-Veteranenverband Bund Deutscher Blinker errichtet, zu DDR-Zeiten entmilitarisiert, 2008/09 von der Reservistenkameradschaft Jena, dem Jugendarbeitskreis des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge sowie einem Logistik-Bataillon der Bundeswehr aus Paderborn wiederhergerichtet und 2012 zum Ziel eines antimilitaristischen Farbanschlags.
Anschließend ging es weiter hoch zum Napoleonstein, wo wir über die Bedeutung der napoleonischen Kriege für die Entwicklung des deutschen Nationalismus und die seit 1986 vom Verein Jena 1806 organisierten Kriegsspiele auf dem ehemaligen Feld der Schlacht von Jena und Auerstedt sprachen.
Wir ließen den Napoleonstein hinter uns und liefen über den Windknollen. Hier war die Nutzung als Truppenübungsplatz durch die Wehrmacht und den Jenenser_innenn besser in Erinnerung die sowjetische Armee Thema.
In Closewitz angekommen, besuchten wir das Kriegerdenkmal für die Gefallenen des ersten und zweiten Weltkriegs und sprachen über die wiederholten nationalistischen und militaristischen Kampagnen der Setzung von Kriegerdenkmälern nach den napoleonischen, Reichseinigungs- und beiden Weltkriegen.
Durch das Rautal ging es dann auf den Jägerberg zum Gelände der ehemaligen NVA-Kaserne, früher Raketentechnische Basis und Munitionslager, heutzutage unter anderem Lager des Eisenberger Waffenladens arms24 und Abenteuerspielplatz.
Abschließend folgten wir dem roten Wanderweg bis zum Nordfriedhof, wo wir am am Mahnmal für Magnus Poser und am Grab von Matthias Domaschk Station machten und jeweils eine weiße Rose hinlegten. Magnus Poser war während des Zweiten Weltkriegs in Jena im kommunistischen Widerstand gewesen und erlag 1944 im KZ Buchenwald den Verletzungen, die er sich angeblich während eines Fluchtversuchs aus der Weimarer-Gestpo-Zentrale zugezogen hatte. Matthias Domaschk, siehe auch das AIBJ #8, war in den 70er Jahren in der Jenaer Oppositionsszene aktiv gewesen und kam 1981 im Stasi-U-haft-Gefängnis von Gera um. Beide kämpften gegen Krieg und Militarismus.
Für uns war es in vielerlei Hinsicht ein gelungener Ausflug: Erstens sind wir auf diesem Weg mit mehreren Interessierten ins Gespräch gekommen. Nicht nur Historisches, sondern auch aktuelle gewerkschaftsrelevante Dinge wurden thematisiert. Zweitens haben wir durch die kurzen thematischen Inputs viel über die Lokalgeschichte von Napoleon über Nationalsozialismus bis zur DDR gesprochen. Drittens war es einfach eine sehr schöne Wanderung. Und beim nächsten Mal packen wir noch das schwarz-rote Liederbuch ein!
Falls ihr Interesse habt, an einer der nächsten Wanderungen teilzunehmen, oder gerne auf den Newsletter der Wandergruppe gesetzt werden möchtet, meldet euch unter: fauj-wandern@fau.org
FAU-Wandergruppe Jena, 24. September 2017