ALS DER KELLNER SCHOSS... / Lesung am 07.03. im AJZ-Kino

...und andere Geschichten aus dem täglichem Sterben
(von Hagen und Stefan Mozza)

Die FAU Bielefeld präsentiert HAGEN,
am Freitag den 7. März um 19.30 Uhr, im Kinosaal des
ArbeiterInnen JZ Bielefeld


ALS DER KELLNER SCHOSS
beinhaltet mystische/ Öko-Geschichten:

- über die Rückkehr ehemaliger LandbewohnerInnen
- über den letzten Sylter Film
- über Fernsehen
Geschichten zu Rassismus/Antisemitismus:
- über kleine Folgen des unendlichen Grauens
- über die Residenzpflicht
- über das Ausnutzen von Sans Papiers
Geschichten zur Lohnarbeit:
- über einen, der ohne Arbeit verzweifelt
- über einen, der nach Entlassung am Boden bleibt
- über einen, der wegen Arbeitsstress schiessen sollte.
Als Zugabe eine Geschichte über die Symbolkraft von Stofftieren in der Liebesbeziehung. This is not a lovesong. Seid gewarnt!


Abschiet

Irgendwann in den 80ern saß unsere gemischte Bezugsgruppe im besetzten Haus, im Hüttendorf oder Widerstandscamp. Viele Bierchen, ergänzt durch Balkonernte. Am Anfang thematisch immer die Action vom Tage, im Hintergrund „Béruier Noir“ und „Danielle Dax“. Wabernde Gespräche. Irgendwann: Wenn ich nur noch kurze Zeit zu leben hätte, wie würde ich meinen Abschied gestalten? Pubertäre (Männer-) Fantasien. Lachten wir, später. Bis eines Tages das Telefon klingelte.

„Hey Max.“ Im Radio lief „Enough is enough“.

Die Stefan Mozza blickt zurück, im Wissen, dass es viele Stapel Bücher braucht, um Barrikaden zu bauen. Weswegen wir Kunst als Spektakel sehen, vom Leben erlöst, daher situativ auf andere Waren, Müllcontainer und Baustellen zugreifend.

Schweigende Mehrheit, Stefan Mozza und Hagen

„Die Würde des Schriftstellerberufs liegt im Widerstand gegen die Unterdrückung, dass heisst gegen die Einwilligung in die Einsamkeit.“ Albert Camus

Aus politischem Strassentheater entstand in den 90ern eine Gruppe. Wir setzten uns mit Theorien und Eigenprodukten auseinander. Parolen wurden Sätze, Texte, Auftritte. Da unser Produkt, nicht die Personen, im Vordergrund stand, hiessen wir Schweigende Mehrheit (SM). Das Leben geht und wir zogen weiter. Während des ersten Buches „Abschiet“ trennten sich Wege. Es war schwer, über grosse Distanzen zu diskutieren und andere Interessen bogen ab. Ausserdem war Schweigende Mehrheit kein guter AutorInnenname. Stefan Mozza entstand. Als Untergruppe bastelte die Handvoll Menschen, jedeR mit unterschiedlichen Arbeitsbereichen, den ersten Roman. Nach fünf Jahren erschien „Abschiet“ bei AV: ein Schwanengesang auf Autonome der 80er vor dem Hintergrund ermordeter Faschisten. Die Luft war raus.
Doch zwei Personen schrieben weiter und anderen gefiel ihre vorherige Rolle: Gegenlesen, Recherchieren, Material sammeln. Eine Person, hier Stefan Mozza genannt, lieferte zwar seitenlange Buchstabenreihen, lehnte Auftritte jedoch ab. Er war aggressiv, düster und provozierte. No future.
„Übernimm Verantwortung!“ Zurück kam ein SM-Bekennerschreiben. (Das hast du jetzt davon.)
Neben dem Worte finden war da noch Ausbeutung und Unterdrückung. Arbeiten gehen, Ohnmacht. Kämpfe. Nicht die am Schreibtisch: ort ist es einsam. Eine andere Welt ermöglichen. Ich wollte raus, vorlesen, reden, hören, unterstützen. Was ist, was kann Literatur? Wir streiten.
„Als der Kellner schoss“ sammelt einige Nebenprodukte. Schreie gegen ... ('Kurzfassen' bittet Andreas von AV) ... den Wahnsinn; wenn es zu viel wird, am Schreibtisch, in der Welt.

Hagen

P.S.: „wer freitags morgens in der s-bahn fährt weiss warum wir aussterben müssen“ (Razzia)


Kurzvita
geboren 1965 unter einer lippischen Rose
Jugend in Detmold, Selent, dann Kiel, Zürich, Biel
Arbeit: Kellner, Gärtner, Briefträger, Abwäscher, Unternehmer, Pädagoge, etc.
wegen Aufenthaltsgenehmigung in der Schweiz verheiratet
vor sieben Jahren ausgewandert, seitdem Schreiberling

Die beiden Romane gibt es hier zu bestellen:

Edition AV
Syndikat-A
FAU-MAT/A-Sortiment
...oder direkt bei uns auf der Lesung.