Arbeitskampf bei Spargel Ritter in Bornheim

Arbeitskampf bei Spargel Ritter in Bornheim
Ab Freitag, den 15. Mai 2020 befanden sich auf dem insolventen Hof Spargel Ritter in Bornheim bei Bonn weit über 100 Erntehelfer*innen im Arbeitskampf. Die FAU Bonn unterstützte tatkräftig, organisierte Demos und vermittelte Anwälte. Im Anschluss wurden zahlreiche Verfahren vor dem Arbeitsgericht angestrengt. Vergleichsvorschläge der Richter*innen sahen erhebliche Nachzahlungen vor. Im April 2021 der Erfolg: Außergerichtliche Einigung auf 100.000€ Lohnauszahlungen.

Kurze Chronologie

20. Mai: Rumänische Arbeitsministerin auf dem Weg nach Bonn. Weitere Lohnauszahlungen durch den Insolvenzverwalter
19. Mai: Demo gegen Insolvenzverwalter in Bonn und Besuch beim rumänischen Konsulat
18. Mai: Große Unterstützung in Bornheim, doch am Ende viel zu wenig Geld! Am 18. Mai fanden sich mehrere hundert Unterstützer*innen an den Unterkünften ein. Am Nachmittag kam dann Bewegung in die Sache. Einzelnen Arbeiter*innen schließlich 500 bis 600€ ausgezahlt. Anderen jedoch nur 300, 50 oder 5€. Weitere Lohnauszahlungen gab es am Mittwoch, doch längst nicht alle Forderungen wurden beglichen. 
17. Mai: FAU Bonn übernimmt Vertretung, Arbeiter*innen sollen Aufhabungsverträge unterschreiben und die Unterkünfte verlassen
15. Mai: Erste Proteste der Erntearbeiter*innen gegen schlechte Bedingungen und fehlende Lohnzahlungen. Es geht neben ausstehenden Löhnen auch um die Unterbringung in unbeheizten Containern und unvollständige fehlende Schutzausrüstung gegen die Corona-Pandemie.

Pressemitteilung der FAU Bonn, 22. Mai

Gewerkschaft prüft Anstrengung von 180 Gerichtsverfahren gegen Insolvenzverwalter des seit einer Woche bestreikten Spargelbetriebs in Bornheim

Videolink zur Pressekonferenz

Bornheim, 22. Mai 2020. Die Gewerkschaft FAU Bonn prüft derzeit die Eröffnung von etwa 180 Gerichtsverfahren gegen den Insolvenzverwalter des Bornheimer Spargelunternehmens Ritter. Dort begann letzten Freitag ein Streik von hunderten rumänischen Erntearbeiter*innen, da der Bonner Insolvenzverwalter Andreas Schulte-Beckhausen ihre Löhne für bereits geleistete Arbeitsstunden zurückhielt. Im Laufe der Woche wurden den meisten Arbeiter*innen geringe Teile ihres Lohnes ausgezahlt. Zur Durchsetzung ihrer Ansprüche vermittelte die FAU ihnen Anwälte und übernahm die gewerkschaftliche Vertretung einer Betriebsgruppe. Die Gewerkschaft rechnet damit, insgesamt etwa 180 einzelne Verfahren anstrengen zu werden, teilte sie auf einer Pressekonferenz mit.

„Eine Mandantin hat nur 20% ihres Lohnes bekommen. Die Barauszahlung fand in Wild-West-Manier auf einem Parkplatz statt und nur nach massiven Interventionen konnte ich sie dort auch vor Ort anwaltlich begleiten. Der Insolvenzverwalter will den Angestellten das ihnen zustehende Geld nicht bezahlen. Deswegen werden wir in allen Fällen vor Gericht gehen, denn in der Landwirtschaft werden insbesondere ausländische Fachkräfte viel zu oft rechtswidrig behandelt“, so Rechtsanwalt Stefan Hübner, welcher die Gewerkschaft FAU berät und über hundert Erntearbeiter*innen anwaltlich vertritt.

„Durch den Streik und den öffentlichen Druck konnten wir diese Woche erreichen, dass viele Leute wenigstens einen Teil ihres Geldes bekommen haben. Auch eine drohende Obdachlosigkeit von hunderten Personen konnte abgewendet werden. Der Insolvenzverwalter wollte sie aus ihren Container-Unterkünften schmeißen, wenn sie die Teilauszahlung des Lohnes annehmen. Wir haben hier vor Ort schon viel erreicht und werden auch vor Gericht gewinnen“, sagt FAU-Pressesprecher Erik Hagedorn.

Am Mittwoch besichtigte die rumänische Arbeitsministerin Violeta Alexandru den Spargelbetrieb. Ein Großteil der Arbeiter*innen hat inzwischen auf anderen Betrieben eine Weiteranstellung gefunden oder ist nach Rumänien zurückgekehrt. Etwa 50 Personen warten im Containerdorf noch auf ihr Geld. Durch den Anwaltsvollmachten beigefügte Kontaktdaten können Arbeiter*innen auch dann erreicht und vertreten werden, wenn sie nicht mehr in Bornheim sind.

Spendenaufruf - Unterstützt die Erntearbeiter*innen in ihrem Kampf um Lohn und Würde!

Nachdem die Arbeiter*innen bisher nur unvollständig bezahlt wurden, entschlossen sie sich diese Situation nicht mehr hin zu nehmen. Die FAU Bonn unterstützt diesen Kampf um Lohn und Würde vor Ort seitdem die Arbeiter*Innen am Freitag spontan in den Streik getreten sind. Leider waren wir im verlaufe des Konfliktes gezwungen auch juristischen Beistand zu organisieren. Um diesen zu bezahlen, die Kolleg*innen in ihrem Kampf weiter aktiv unterstützen zu können und um den Kolleg*innen über die ökonomische Krise, die der Insolvenzverwalter zu verantworten hat hinweg zu helfen, benotigen wir eure Spenden.

Ihr könnt diese ab sofort auf dieses Konto überweisen:

FAU
IBAN: DE25 3506 0386 1112 5200 05
BIC: GENODED1VRR
Verwendungszweck: Spargel Ritter

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Support von FAU, Aktion ./. Arbeitsunrecht, unter_bau und anderen in Bornheim am 18. Mai

Pressemitteilung der FAU Bonn, 21. Mai

Bornheim: Gewerkschaft bereitet Klagen vor

Am heutigen Donnerstag den 21.05.2020 bereiten sich die Saisonarbeiter*innen des insolventen Spargelguts Ritter in Bornheim auf die Weiterreise zu anderen Arbeitsstellen oder in ihre Heimat vor. Vertreter des Arbeitgebers Dr. Andreas Schulte-Beckhausen von der Kanzlei Schulte-Beckhausen und Bühs in Bonn hatten für den Vortag eine Räumung der Wohneinheiten angekündigt. Diese wurde aufgrund öffentlichen Druckes ausgesetzt.

Vor Ort befand sich heute auch ein Stand der Gewerkschaft Freie Arbeiterinnen und Arbeiter Union (FAU). An diesem wurden die Arbeitsunterlagen von über hundert Arbeiter*innen gesichtet. Die Gewerkschaft wird Klagen auf den Weg bringen, um noch ausstehende Löhne einzufordern. Zwar wurden am Mittwoch Löhne ausbezahlt, die es den Arbeiter*innen zumindest ermöglichen ihre Heimreise zu organisieren.  Aber auch diese Zahlungen entsprechen nicht den Summen, die aufgrund der Verträge der Arbeiter zu erwarten wären. Die Gewerkschaft hat mehrere Anwälte eingeschaltet um die Forderungen der Arbeiter*innen vor Gericht durchzusetzen.
Für Freitag, 10.00 Uhr ist eine Pressekonferenz angesetzt, in der nach den Ereignissen der letzten Woche Bilanz gezogen wird.

Peter Zeisig, Aktivist der FAU Bonn: „Die letzte Woche hat gezeigt was möglich ist, wenn der wilde Streik einer entschlossenen Arbeiterschaft durch gewerkschaftliche Organisierung unterstützt wird. Nun müssen die restlichen Lohnforderungen gerichtlich durchgesetzt werden.“

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Pressemitteilung der FAU Bonn, 20. Mai (2)

Bornheim: Lohnauszahlung in Wildwest-Manier

Am heutigen Mittwoch, den 20.05.2020, finden auf dem insolventen Spargelgut Ritter in Bornheim bei Bonn wieder Lohnauszahlungen statt. Die Arbeiter*innen werden dazu von der Firmenleitung des Insolvenzverwalters Dr. Andreas Schulte-Beckhausen in Gruppen von je 10 Personen aufgeteilt und mit 10 Bussen an 10 verschiedene, nicht genannte Orte verbracht. Jeder dieser Busse wird begleitet von Security aus dem Rockermilieu.

Dem Anwalt der Freien Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union (FAU) wurde Zutritt zum ersten Bus und zur ersten Lohnauszahlung gewährt. Nach Angaben des Einsatzleiters der Polizei soll der Anwalt im Anschluss zusammen mit dem Beauftragten der Firma zu den weiteren Lohnauszahlungen gebracht werden. Weiteren Vertreter*innen der Gewerkschaft wurde der Zugang verweigert.

Bei der Abfahrt der Busse versuchte die Polizei, durch eine Blockade der Straße, zu verhindern, dass Fahrzeuge der Gewerkschaft die Busse zu den Auszahlungsstellen begleiten.

Die FAU Bonn verurteilt diese Art und Weise der Lohnauszahlung in Wildwest-Manier, unter den Augen der Security des Unternehmers aber ohne gewerkschaftliche Begleitung.

Wir fordern als Vertretung von Saisonarbeiter*innen bei Spargel Ritter weiterhin:

1. Allen Arbeiter*innen werden 3 Monatslöhne ausgezahlt. Der Monatslohn orientiert sich an 30 Arbeitsstunden pro Woche, vergütet zu 9,35 pro Stunde.

2. Alle Arbeiter*innen die dies wünschen, werden bei der Weitervermittlung an andere Betriebe unterstützt.

3. Allen Arbeiter*innen die dies wünschen, wird eine Rückreise in ihre Heimatorte organisiert. Die Kosten der Rückreise werden vom Arbeitgeber übernommen. Bei Arbeiter*innen bei denen dies medizinisch angezeigt ist, werden die Kosten eines Krankenrücktransports übernommen.

4. Allen Arbeiter*innen steht für Krankheitstage ein Krankengeld zu. Diese stellt sich als reguläre Lohnfortzahlung dar.

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Warten auf Lohnauszahlung, Bornheim 18. Mai

Pressemitteilung der FAU Bonn, 20. Mai

Rumänische Arbeitsministerin schaltet sich ein – Insolvenzverwalter versteckt sich

Die Auseinandersetzung zwischen den streikenden Arbeiter*innen und der Insolvenzverwaltung des Spargelgut Ritter setzte sich am Dienstag den 19.05.2020 fort. Die Arbeiter*innen zogen vor die Kanzlei der Insolvenzverwalter Schulte-Beckhausen und Bühs und hielten dort mit der FAU Bonn eine Kundgebung ab. Dabei wollten sie den Insolvenzverwalter mit ihren Lohnforderungen konfrontieren. Dieser war jedoch nicht anzutreffen, die Kanzlei war verwaist. Lediglich auf einem Zettel in der Tür wurde gebeten auf unangemeldete Besuche zu verzichten. Die Arbeiter*innen hielten dennoch eine kämpferische Kundgebung ab und machten ihrem Ärger über die kriminellen Zustände Luft, indem sie immer wieder „Mafia! Mafia!“ riefen.

Danach zog die Demonstration zum rumänischen Konsulat in Bonn. Dort kamen sie mit dem Konsul ins Gespräch, der ihnen seine Unterstützung versicherte. Die rumänische Ministerin für Arbeit und Soziales Victoria Violeta Alexandru befindet sich gerade auf Deutschlandreise, um sich über die Arbeitsbedingungen rumänischer Saisonarbeiter zu informieren. Sie wurde über die Situation in Bornheim informiert und wird am Mittwoch eintreffen, um sich ein Bild der Lage zu verschaffen.

Wie die FAU Bonn in Erfahrung bringen konnte, liegt in dem Containerdorf von SpargelRitter gegenwärtig eine Person die sich bei einem Unfall auf dem Betriebsgelände verletzt hat. Sie wurde im April operiert und ist seitdem weitgehend bewegungsunfähig. Sie kann nicht lange sitzen, es ist unklar, ob Krankengeld ausgezahlt wird. Wir fordern daher: Auszahlung des Krankengeldes, medizinische Versorgung und eine Rückreise der verletzten Person per Flugzeug.

Peter Zeisig, Aktivist der FAU Bonn: „Die Farce bei Spargel Ritter muss jetzt beendet werden. Die Löhne müssen ausbezahlt werden, Kranke müssen ordentlich versorgt werden. Es ist unerträglich, dass dieser Zustand andauert.“

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Demonstration in Bonn am 19. Mai


Erklärung der FAU Bonn, 19. Mai:

Arbeiter*innen bei Spargel Ritter stehen vor dem Nichts – Gewerkschaft baut Druck auf

Heute kam es zu einer ersten Tranche von Lohnauszahlungen bei der insolventen Firma Spargel Ritter. Keiner der Saisonarbeiter*innen wurde der vertraglich zustehende Lohn ausgezahlt.

Dennoch variierte die Höhe der Lohnzahlungen erheblich. Zum Teil wurden 500 Euro ausbezahlt, zum Teil nur 50. Eine Einzelperson erhiehlt nur 5 Euro. Einige Saisonarbeiter*innen verfügen damit nicht einmal über genug Geld, um in ihre Heimat zurückzukehren.

Die Insolvenzverwaltung hat durch den Einsatz von bedrohlichen Sicherheitsdiensten versucht, Druck auf die Arbeitnehmer*innen auszuüben. Vermutlich sollten sie dazu gebracht werden, von weiteren Forderungen Abstand zu nehmen. Durch die Arbeit der Gewerkschaft FAU Bonn, die die Interessen der Arbeitnehmer*innen vertritt, konnte dies verhindert werden. Bei der Auszahlung war ein Anwalt der Gewerkschaft zugegen. Dies war nur auf erheblichen Druck der Gewerkschaft möglich.

Das überhaupt Löhne im mittleren dreistelligen Bereich ausgezahlt wurden, wertet die Gewerkschaft als Teilerfolg. Max Schnetker, Aktivist der FAU Bonn: „Der heutige Tag hat bewiesen, dass gewerkschaftlicher Druck Wirkung zeigt. Dennoch dürfen wir hier nicht stehen bleiben. Unser Ziel bleibt, dass im Insolvenzverfahren alle Lohnforderungen vollständig erfüllt werden.“

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