Delegation der FAU im Nordirak
Gegen Krieg und für gelebten Internationalismus unterwegs!
Die Freie Arbeiter*innen-Union nimmt aktuell an einer großen internationalen Delegation in der Autonomen Region Kurdistan (Nordirak) teil. Anlass dafür bilden anhaltende Menschenrechtsverbrechen, militärische Aktionen und Provokationen vonseiten der türkischen Regierung und des ihr nahestehenden Barzani-Regimes¹, ebenso wie sich verschärfende Arbeits- und Lebensbedingungen für die Arbeiter*innen der Region.
Als internationalistische Gewerkschaftsföderation stehen wir an der Seite der Arbeiter*innen und Bäuer*innen überall auf der Welt und gegen die türkische Diktatur, die die ganze Region des sogenannten Mittleren Ostens mit Krieg, Naturzerstörung und politischer Unterdrückung überzieht.
Hintergrund
Das türkische Regime unter dem Diktator Recep Tayyip Erdoğan verfolgt eine Politik der Annexion und ethnischen Säuberung². Größtes Gegengewicht gegen diese rassistische Kriegspolitik ist die kommunalistische Bewegung³. Diese organisiert sich in der Türkei, Syrien und dem Irak und wird v.a. von Kurd*innen aber auch Yezid*innen, Araber*innen, Turkmen*innen, Assyrer*innen und Angehörigen vieler anderer Gemeinschaften als multiethnisches Projekt getragen.
Im Irak versucht die Türkei aktuell Rückzugsgebiete kommunalistischer Organisationen unter ihre Kontrolle zu bekommen, sowie Grenzgebiete zur kommunalistisch verwalteten Region Nord- und Ostsyrien (auch bekannt als Rojava). So führt sie auf irakischem Gebiet regelmäßig Bombardements gegen vermeintliche oder tatsächliche Revolutionär*innen durch. Gleichzeitig bauen der Barzani-Clan und der türkische Staat die militärische Präsenz in diesen Gebieten aus. In den letzten Monaten wurden über 40 Militärstützpunkte errichtet und tausende Soldat*innen in die Region verlegt.
Mit den aktuellen Angriffen und Luftschlägen versucht die Türkei einen innerkurdischen Krieg zwischen Kommunalist*innen und dem wirtschaftlich von der Türkei abhängigen Barzani-Regime heraufzubeschwören. Diese Taktik zielt auf die Schwächung des kurdischen Widerstandes gegen die Türkei, ein Abschneiden Nord-Ost-Syriens von Nachschubwegen, und eine Legitimierung einer türkischen Besetzung von Teilen des Iraks.
Kommunalist*innen und Syndikalist*innen weltweit Hand in Hand
Die Weltgemeinschaft steht aktuell vor unaufschiebbaren und dramatischen Problemen. Die Klimakatastrophe, das Erstarken von Diktaturen wie China oder das rechter Bewegungen, die Ausweitung von Überwachungstechnik und die wirtschaftlichen und gesundheitlichen Folgen der Corona-Pandemie bedrohen uns alle.
Um dieser Misere soziale und ökologische Alternativen jenseits von Ausbeutung und Fremdbestimmung entgegenzusetzen, müssen die emanzipatorischen Kräfte und sozialen Bewegungen weltweit gemeinsam zusammenwirken. Der Bezugsrahmen unseres Handelns muss ein globaler sein. Die FAU begreift sich aus diesem Grund als tief verbunden mit den Kommunalist*innen des Mittleren Ostens, ebenso wie mit den Zapatistas in Mexiko und den syndikalistischen Gewerkschaften auf der ganzen Welt.
Mit unserer Anwesenheit im Irak wollen wir unseren Teil dazu beitragen, die türkischen Invasionen in Syrien und im Irak zu stoppen und das Konzept des Kommunalismus mit internationaler Solidarität zu unterstützen.
Wir bitten alle humanistisch und internationalistischen Arbeiter*innen und alle syndikalistischen Gewerkschaften weltweit, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Konflikte und Bewegungen im Mittleren Osten zu lenken. Wir bitten euch, Texte zu übersetzen, euch kritisch-solidarisch zu bilden und mit euren Kolleg*innen und Genoss*innen darüber zu diskutieren.
In grenzenloser Solidarität,
FAU-Delegation,
Erbil, Irak
den 10. Juni 2021