Streiks nach Inhaftierung von italienischem Basisgewerkschafter!
Als Folge der Verhaftung von Aldo Milani, dem landesweiten Koordinator der italienischen Basisgewerkschaft SI Cobas, durch die Polizei von Modena, ist es in mehreren Logistik-Zentren der Emilia Romagna und Mailands zu Streiks gekommen. Mit einer weiteren Ausweitung wird gerechnet.
Aus der Presseerklärung der SI Cobas
Am Abend des 26. Januar 2017 verbrachte die Polizei Aldo Milani ins Gefägnis von Modena, nachdem sie ihn am Nachmittag des Tages festgenommen hatte. Bis in die frühen Morgenstunden des 27. Januar ist es dem Anwalt des bekannten Gewerkschafters nicht gelungen, Kontakt zu seinem Mandaten herzustellen.
Es liegt auf der Hand, dass wir uns einer beispiellosen Eskalation der Repression gegenüber sehen. Der Staat der Bosse, dem es bisher nicht gelungen ist, die Kämpfe der Logistik-Beschäftigten in den letzten Jahren mit Entlassungen, Drohungen, Hunderten von Verfahren, Räumungsverfügungen, Knüppelattacken und Tränengas in den Griff zu bekommen, versucht nun, nachdem wir der Öffentlichkeit die Augen für das System von Mauscheleien, der Komplizenschaft zwischen Bossen, Institutionen und dem Subunternehmer-System geöffnet haben, jeden zu stoppen, der es wagt, diejenigen zu stören, die dieses System betreiben.
Nach der Einführung von Gesetzes zur Beschneidung der Arbeiterrechte, nach der Senkung der Löhne auf eine Elendsniveau, gerät das, was die ArbeiterInnen mit ihrem Blut, ihrem Schweiß und ihren Tränen erkämpft haben, ins Blickfeld einer Repression, die versucht, gegen jene zuzuschlagen, die es zu rebellieren wagen und insbesondere gegen diejenigen, die sich einer politischen Tradition der Befreiung von der Lohnsklaverei verpflichtet sehen.
Ihr Plan soll ablenken von den Ausbeutungsverhältnissen in der Welt der Arbeit und insbesondere in der Logistik. Gegen diese Barbarei hat sich in den vergangenen Jahren eine kämpferische Bewegung entwickelt, die ihresgleichen sowohl in der Konsequenz ihrer Aktionsformen als auch in den erkämpften Ergebnissen sucht.
Der Kern der Sache ist ganz einfach: Mit der Inhaftierung von Aldo Milani wollen sie das Streikrecht kriminalisieren.
Wenn der Klassenfeind sich der Hoffnung hingibt, dass er die SI Cobas los wird, haben sich seine Manager in die Finger geschnitten!
Wir werden auf diesen politischen Frontalangriff unverzüglich mit der einzigen Waffe reagieren, über die wir ArbeiterInnen verfügen. Selbstorganisation und Kampf!
Ab sofort rufen wir zu einer Mobilisierung in allen Betrieben auf und wir rufen das Netzwerk der UnterstützerInnen dazu auf, für alle Aktionen zu mobilisieren, zu den die SI Cobas in den nächsten Stunden und Tagen gegen die Repression und für die unverzügliche Freilassung von Aldo aufrufen wird.
Weitere Nachrichten folgen, sobald wir Neuigkeiten haben.
SI Cobas
Update 28. Januar 2017
Aldo ist raus! Unter dem begeisterten Jubel mehrerer hundert UnterstützerInnen wurde Aldo Milani heute aus der Haft entlassen. Seiner Entlassung waren dutzende von kurzfristigen Streiks und Protestaktionen in mehreren italienischen Städten vorausgegangen.
Der Hintergrund seiner Verhaftung ist immer noch nicht genau geklärt. Es sieht aktuell jedoch so aus, als stünde sie im Zusammenhang mit einem erbitterten Arbeitskampf der SI Cobas in der Folge der Entlassung von 52 Arbeitern bei "Alcar Uno", einem Betrieb der Familie Lavoni, der in großem Umfang Schweinefleisch verarbeitet.
Bei Verhandlungen mit der Gewerkschaft wurde einem Berater, der scheinbar aus dem Dunstkreis der Firma stammt, ein Umschlag mit Geld übergeben, woraufhin "zufällig" anwesende Polizei diese Person und Aldo inhaftierte. Der Presse gegenüber wurde eine Räubergeschichte platziert, wonach Aldo für die Gewerkschaft Schmiergelder im Austausch gegen einen Verzicht auf weitere Proteste angenommen habe. Zwei Tage später brach das ganze Konstrukt zusammen und Aldo musste freigelassen werden.
In Kreisen der Gewerkschaft wurde der Verdacht geäußert, dass es sich um ein gezieltes Manöver im Zusammenspiel von Bossen und Polizei gehandelt haben könnte, um die SI Cobas zu diskreditieren.
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