Es.Col.A in Porto - Ein Angriff auf eine von uns ist ein Angriff auf alle!
Eine erste Spendensammlung hat 265,50 ergeben. Das Geld ist mitlerweile überwiesen worden und wurde vollständig zur Deckung von Gerichts- und Anwaltskosten aufgebraucht. Die insgesamt drei Angeklagten wurden im Mai zu je ca.: 1000 Strafe bzw. drei Monaten Haft verurteilt. Sie sind in Revision gegangen.
Die Besetzungen gehen weiter (u.a. wurde eine ehemalige Stadtbibliothek besetzt, aber leider noch am gleichen Tag geräumt) - und wir erwarten weiter Prozesse.
Noch gibt es in Portugal keine Strukturen wie die Rote Hilfe oder das Anarchist Black Cross. Es scheint aber gerade, im Angesicht der Krise und der Repression, das sich solche Selbsthilfestrukturen aufbauen.
Hilfe (finanzieller Art) und Solidarität (durch entsprechende Grußadressen) sind weiterhin erwünscht. Wir sammeln weiter Spenden, leiten sie regelmäßig weiter, Pflegen die Spendenliste und Informieren an dieser Stelle über die Verwendung der Gelder.
Im April wurde das seit mehreren Monaten besetzte soziale Zentrum Es.Col.A im nordportugiesischen Porto geräumt, dann wieder besetzt und erneut brutal geräumt. Die "Schule" in Porto ist eines der Projekte, mit dem sich die Nachbarschaften gegen die katastrophalen Folgen der von den EU-Regierungen diktierten Sparprogramme zur Wehr setzen. Die Es.Col.A ist in den letzten Monaten auch ein Ort gewesen, der fest in die Mobilisierungen zu Generalstreiks und Antikrisen-Protesten in der Stadt verankert war. Dies, verbunden mit der Außenwirkung und der hohen Akzeptanz des sozialen Zentrums, dürften der Hauptgrund gewesen sein, warum die staatlichen Stellen so schnell als möglich mit ihm Schluss machen wollten, bevor das Beispiel "Schule" macht. Die Es.Col.A benötigt unsere Unterstützung.
zum Hintergrund:
Solidarität mit dem sozialen Zentrum Es.Col.A!
Am 10. April 2011 wurde in Porto (Portugal) eine ehemalige Grundschule besetzt und zu einem selbstverwalteten sozialen Zentrum gemacht. In öffentlichen Versammlungen (gemeinsam mit den Menschen aus dem Stadtviertel) wurde debattiert und basisdemokratisch entschieden. Alle Aktivitäten des Sozialen Zentrums Es.Col.A waren kostenlos und basierten auf freiwilliger Arbeit und Materialspenden. Da viel stärker als etwa in vielen autonomen Zentren in Deutschland die AnwohnerInnen eingebunden sind, existierten im Zentrum viele Angebote wie etwa Lernunterstützung für SchülerInnen, Spielgruppen für Kleinkinder und eine Stadtteilbibliothek. Die Es.Col.A wurde außerdem von zahlreichen Initiativen genutzt, von Computer- und NetzaktivistInnen bis hin zu Selbstversorgungskollektiven und war seit Beginn der Besetzung im Viertel verankert. Trotz dieser Verankerung ließ die Stadtverwaltung als Eigentümerin des Gebäudes die Besetzung am 10. Mai durch die Polizei räumen unter den Protest der AnwohnerInnen. Nach einer langen und intensiven Kampagne wurde die Räumung Ende Juli 2011 wieder rückgängig gemacht.
Das Projekt kehrte wieder in das Gebäude zurück und die Aktivitäten wurden wieder aufgenommen und entsprechend der Bedürfnisse der Menschen im Stadtteil erweitert: Es fanden Kurse und Seminare für Alphabetisierung, Musik, Malerei, Schach, Yoga, Capoeira usw. statt. Im sozialen Zentrum gab es inzwischen ebenfalls eine Stadtteilküche, eine Fahrradwerkstatt, eine Stadtteilbibliothek, Internetzugänge, Theateraufführungen und ein Kino.
Nachdem die Aktivitäten eine Zeit lang ungestört stattfinden konnten, drohte die Stadtverwaltung ab Anfang 2012 damit, das Zentrum Ende März 2012 räumen zu lassen. Diese Drohung führte zu einer großen Solidaritätskampagne mit der Es.Col.A in ganz Portugal. Der angesetzte Räumungstermin am 31. März verstrich und es sah so aus, als würde die Stadtverwaltung über die weitere Nutzung verhandeln wollen. Während allerdings noch debattiert und verhandelt wurde, ließ die Stadtverwaltung von Porto das Zentrum am 19. April durch einen massiven Polizeieinsatz räumen. Der friedliche Widerstand und Protest gegen die Räumung wurde gewaltsam niedergeschlagen. Dabei kam es zu mehreren Festnahmen und Verletzen.
Die Räumung erregte Aufsehen in Portugal und in den landesweiten Medien wurde sehr kritisch über das Vorgehen der Stadtverwaltung und der Polizei berichtet. In einigen portugiesischen Städten kam es zu spontanen Protesten. Eine öffentliche Wiederbesetzung wurde für den 25. April, den Jahrestag der Nelkenrevolution, angesetzt. An der öffentlichen Wiederbesetzung beteiligten sich mehrere tausend Menschen und die Polizei griff nicht ein. Zeitgleich besetzten AktivistInnen in Lissabon ein Gebäude, das sie zu einem sozialen Zentrum gestalteten, und in Coimbra wurde ein Feld besetzt, um es kollektiv zu bewirtschaften.
Die Stadtverwaltung von Porto ließ sich allerdings von der landesweiten Kritik an der Räumung und der breiten Solidaritätswelle für die Es.Col.A nicht beeindrucken und das Zentrum wurde am nächsten Tag, den 26. April, wieder von der Polizei geräumt. Die AktivistInnen ihrerseits werden diese Politik nicht hinnehmen. Derzeit kristallisiert sich die Auseinandersetzung um die Es.Col.A zu einem Fokus der Kämpfe um ein besseres Leben heraus. Es wird öffentlich über Besetzungen von Gebäuden und Felder debattiert und zunehmend auch umgesetzt.
Solidarität muss Bargeld werden
Gegen die Ansätze geht der portugiesische Staat derzeit mit massiver Repression vor. So wurden mehrere Menschen, die am 19. April gegen die Räumung friedlich protestiert haben, angeklagt. Die juristischen Kosten sind immens und für die AktivistInnen kaum zu bewältigen. Anwaltskosten von mehreren tausend Euro sind bei einem Mindestlohn von unter 500 Euro für reguläre Vollzeitstellen eine zu große Bürde. Es wird in Portugal Unterstützung für die Betroffenen zusammengetragen, aber eure (nicht nur finanzielle) Solidarität ist essentiell. Jeder Betrag, noch so klein, ist ein sinnvoller Beitrag dazu.
Spenden bitte auf das folgende Konto einzahlen:
FAU-Düsseldorf - Gewerkschaft für alle Berufe
Volksbank Rhein-Ruhr eG
Kto.: 111 252 000 5
BLZ : 350 60 386
IBAN: DE25 3506 0386 1112 5200 05
BIC: GENODED1VRR
Verwendungszweck: Escola
Bitte gebt unbedingt den Verwendungszweck an, damit wir den Betrag eindeutig zuweisen können. Wir werden an dieser Stelle wöchentlich eine aktualisierte Liste der Eingänge veröffentlichen. Wir selbst werden den gesammelten Betrag in der ersten Juni-Woche nach Portugal überweisen.
Solidarität (neben der finanziellen Unterstützung) ist sehr willkommen.
Hinweise auf Aktionen, Veranstaltungen usw. bitte per Mail an: es.col.a.da.fontinha@gmail.com
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