Holiday in Fliessbandia...
... oder auch: Urlaub in Büronien. Das stellt sich Frau Ursula Frerichs vom Unternehmerverband Mittelständische Wirtschaft zum Wohle derselben so vor. Sie ist nämlich der Meinung, sechs Wochen Urlaub seien zu viel. Konkret fordert sie eine Urlaubsverkürzung auf vier Wochen.
Hintergrund ihrer Forderung ist dabei nicht einmal eine schlechte Wirtschaftslage, die es durch mehr Arbeit auszugleichen gelte. Nein, Frau Frerichs ist natürlich auf das Gelaber vom "Aufschwung" reingefallen und findet jetzt, dieser müsse so weiter gehen - das sieht sie nur durch entsprechende Mehrarbeit gewährleistet. Also nicht nur: Zahlen für die Krise, sondern bitte nach der Krise weiterzahlen.
Sorgen machen um eine Urlaubsverkürzung müssen wir uns allerdings erstmal nicht, denn bis in konservativste und wirtschaftsliberalste politische Kreise wird die Forderung des Unternehmerverbands abgelehnt. MdB Michael Fuchs (CDU) weist zurecht daraufhin, dass die Länge des Urlaubs Tarifsache ist und wünscht dem Mittelstand schon mal "viel Spaß" bei den Verhandlungen.
Gesetzlich ist die Forderung des Unternehmerverbands ja auch längst erfüllt: Der Mindesturlaub lt. Bundesurlaubsgesetz beträgt bei einer 5-Tage-Woche 20 Tage, also exakt die von Frau Frerichs geforderten vier Wochen. Und diese vier Wochen Urlaub, das sei an dieser Stelle noch einmal betont, sind kein großzügiges Geschenk der Bosse, sondern der "Erholungsurlaub" dient ganz offiziell der Regernerierung der Arbeitskraft und nichts anderem. Wer diesen Urlaub noch weiter kürzen will, hat mit mehr Verspätungen, Krankschreibungen und BurnOut-Syndromen zu rechnen.
Der Wasserglassturm um die Urlaubsinseln zeigt aber noch etwas anderes, nämlich, wie mit unterschiedlichen Statistiken Politik gemacht wird: Die "Westdeutsche Zeitung" präsentierte zum Thema eine Urlaubsstatistik, der zufolge "die Deutschen" mit 30 Urlaubstagen an der europäischen Spitze lägen. Der "Tagesspiegel" dagegen präsentierte eine Grafik, in der z.B. auvh die 33 urlaubstage genannt wurden, die in Schweden üblich sind. Gerne vergessen werden auch die Feiertage: In Deutschland sind es 10,5 Feiertage, Portugal hat 13 davon - aber nach wie vor weniger frei als durchschnittlich die ArbeiterInnen in Deutschland.