FAU Berlin unterstützt schwedische SAC im Konflikt mit Berns

Seit Februar blockiert nun die Sveriges Arbetares Centralorganisation (SAC) den Berns Salonger, einen großen Hotel-, Gastronomie- und Diskothekbetrieb in Stockholm.
Die SAC, eine syndikalistische Gewerkschaft mit 100jähriger Tradition, kämpft dort für bessere Arbeitsbedingungen für die Reinigungskräfte. Diese klagen über sittenwidrige Löhne und unmenschliche Arbeitszeiten von häufig sieben Tage die Woche und manchmal bis zu 22 Stunden am Tag. Dadurch sind sie gezwungen, öfters zwischen den Schichten auf Pappkartons in den Gängen zu schlafen.
Die Firma konnte sich dies erlauben, da die MigrantInnen, die sie einsetzt, meist keine Arbeitserlaubnis besitzen und sich nicht getraut haben, ihre Stimme zu erheben – bis die SAC kam.

Dreimal hat die SAC bei den Personalfirmen, über welche die Reinigungskräfte beschäftigt sind, schon höhere Löhne durchgesetzt. Allerdings wechselte die profitliche Berns-Geschäftsführung immer wieder die Personalfirma, damit die ausgehandelten Verbesserungen nicht galten. Arbeitsverträge wurden auf zwielichtige Art und Weise herumgeschoben, und am Ende standen die Reinigungskräfte mit dem alten miserablen Lohn da. Manche SAC-Mitglieder arbeiten schon sieben Jahre bei Berns und haben in dieser Zeit drei Wechsel der Personalfirma erlebt.

Nachdem die letzte Personalfirma in finanzielle Probleme kam, stellte Berns endlich die Reinigungskräfte selbst ein. Allerdings wurden sämtliche SAC-Mitglieder vor die Tür gesetzt. Verständlicherweise ist der Ärger bei der SAC und den Reinigungskräften von Berns groß. Wann gibt es endlich angemessene Löhne? Wann kriegen die, die für bessere Arbeitsbedingungen gekämpft haben, ihren Job zurück? Die SAC und ihre Mitglieder befinden sich deshalb im unbefristeten Arbeitskampf mit Berns. Sie ruft zum Boykott des Unternehmens auf und versucht, dieses mit Blockadeaktionen zum Einlenken zu bringen.

Der Konflikt ist ein äußerst zäher und entscheidender, geht es hier doch auch exemplarisch darum, Unternehmen eine Grenze zu setzen, damit sie sich nicht durch Outsourcing-Maßnahmen aus der Verantwortung stehlen. Nach wie vor leugnet Berns seine Verantwortung für die Arbeitsbedingungen bei den Personalfirmen und beharrt darauf, dass die entlassenen SAC-Mitglieder nicht bei Berns, sondern bei der letzten Personalfirma eingestellt waren.

Zudem sehen sich die SAC und ihre Mitglieder zahlreichen Angriffen ausgesetzt. Immer wieder geht die Polizei gegen ihre Picket-Lines vor und werden AktivtistInnen verhaftet. Der Hotel- und Gastronomieverband SHR, in dem Berns Mitglied ist, versucht die SAC in den Medien als „Mafia“ zu brandmarken. Zuletzt wagte Berns einen einmaligen Vorstoß in der schwedischen Geschichte und leitete eine Klage gegen die betroffenen SAC-Mitglieder ein, die individuell für die Arbeitskampfmaßnahmen der Gewerkschaft verantwortlich gemacht werden sollen.

Mittlerweile liegt der FAU Berlin ein Schreiben der Berns Geschäftsführung vor, in dem sie versucht die SAC zu diskreditieren, weiter die Verantwortung auf die Personalfirma abschiebt und sich positiv auf die von der Polizei angewendete Gewalt bezieht.

Die FAU Berlin solidarisiert sich ausdrücklich mit der SAC und den Betroffenen und wird diese in ihrem Kampf unterstützen. Sie hat bereits Informationen über den Fall an die Ostgut GmbH weitergeleitet, ein Berliner Label, das mit Berns kooperiert und es mit DJs versorgt, darunter DJ Steffi, Nick Höppner, Tama Sumo und nd_baumecker. Diese wurden gebeten, entsprechende Konsequenzen zu ziehen. Außerdem hat die FAU Berlin die London & Regional Properties (LRP) aufgefordert, zu dem Konflikt Stellung zu beziehen, und gegebenenfalls Aktionen bei deren Liegenschaften in Deutschland angekündigt. Bei der LRP handelt es sich um eine global agierende Investment-Firma aus London, die ihm Besitz des Berns ist und zu deren Portfolio in Deutschland unter anderem das Hilton-Hotel in Frankfurt und große Teile von Auto-Teile Unger gehören.

Links:

- Seite der SAC

- Seite von Berns

- Schwedischer Nachrichtenclip zum Konflikt

- Schreiben der FAU Berlin an LRP

- Ostgut-Label

- London & Regional Properties

- Auto-Teile-Unger

- Hilton-Hotel