Pauken auf der Barrikade
Eine Veranstaltungsreihe des Bildungssyndikats Berlin zu Geschichte, Theorie und Praxis studentischer Proteste
Studierendenproteste haben einen eigenen Platz im öffentlichen Bewusstsein. Neben anderen Erscheinungen von sozialen Protesten werden mit ihnen ganz bestimmte Ausdrucksformen und Inhalte verbunden. Dabei handelt es sich kaum um eine einheitliche Angelegenheit. Die Geschichte der Studierendenprostete, global und in heimischen Gefilden, ist recht wechselhaft und war stets geprägt von breiten Kontroversen. Diskussionen über die anzuwendenen Strategien und Mittel waren ebenso gang und gäbe, wie die Auseinandersetzung über Inhalte und Ziele ...
... Welche Tendenzen auch jeweils tonangebend waren, innerhalb der Studierendenschaft gab es immer widerstreitende Auffassungen, an denen deutlich wird, dass Protest nicht gleich Protest ist, und vor allem - dass nicht jedes Konzept gleich erfolgsversprechend ist. Bei einer Studierendenschaft, die in ihrer Zusammensetzung äußerst heterogen ist, nimmt das nicht wunder. Doch während manche sich eben wahrhaftige Wunder vom studentischen Protest versprechen, wenden sich andere gelangweilt ab, in dem Glauben, dass derlei überholt sei oder zumindest die Mühe nicht wert wäre. Und tatsächlich gleichen die studentischen Proteste auch einer ewigen Wiederholung von Altbekanntem, eine grundlegende Neuausrichtung, um die kämpferischen Potenziale nutzbar zu machen, findet nicht statt. Es ist Zeit, die vorherrschenden Vorstellungen zu überprüfen, neue Wege auszuloten und verschüttete wiederzuentdecken. Für den Anfang soll diese kleine Veranstaltungsreihe des Bildungsyndikats Berlin einen Beitrag dazu leisten.
18. Januar 2007 - 20.00 Uhr
Teil I
Geschichte: Aufbrüche aufdecken
Wer tradierte Formen des Protestes übernimmt und anwendet, sollte zunächst wissen, um welche Traditionen es sich eigentlich handelt und in welchen Zusammenhängen sie standen. Zum Auftakt entziehen wir deshalb der Geschichte ihre Decke und horchen, was uns Beiteiligte der studentischen Kämpfe der 80er, 90er und der letzten Jahre zu erzählen haben. Der Abend soll Aufschluss darüber geben, was den sozialen/politischen Hintergrund der jeweiligen Proteste bildete und welche Sitaution an den Hochschulen vorherrschte. Auch die jeweilige Praxis und inhaltlichen Auseinandersetzungen sollen nachvollziehbar gemacht werden.
25. Januar 2007 - 20.00 Uhr
Teil II
Praxis: Kreativ unkreativ
Bestimmte Aktionsformen und Praxiskonzepte tauchen immer wieder auf. Wenn es daran geht, zu protestieren, werden instinktiv die altbewährten Mittelchen ausgepackt. Wird auch vieles unter dem Anspruch der Kreativität in neue Hüllen verpackt, der Kern bleibt doch der gleiche. Liegt das wirklich daran, dass sich diese Konzepte bewährt haben? Oder handelt es sich doch eher um Erscheinungen, die sich über die Zeit trägerweise eingeschlichen haben und auf ihre Zweckmäßigkeit kaum überprüft werden? Gehen wir der Frage auf den Grund und nehmen unter die Lupe, was sich hinter dem Konzept des Hochschulstreiks genau verbirgt und welchen Sinn und Zweck diverse studentische Aktionsformen erfüllen oder nicht. Die bedeutenden Fragen, wie z.B. nach Strategie und Organisation, sollen dabei nicht unter den Tisch fallen.
1. Februar 2007 - 20.00 Uhr
Teil II
Theorie: Was bin ich?
Zum Abschluss sollen nochmals die Köpfe rauchen, wenn wir dem Protagonisten unsere Aufmerksamkeit widmen. Theorien über das studentische Subjekt sollen uns helfen, den allgemeinen Charakter der Studierendschaft, dieser Chimäre an Erscheinung, zu ergründen. Indem wir die soziale Zusammensetzung dieser Gruppe und ihre Verhältnisse intern und zur Gesellschaft klären, wollen wir fragen: Wo lassen sich Studierende in den Klassenverhältnissen verorten und welche Rolle spielen sie darin? Neben der Aufarbeitung von Aspekten der Klassenreproduktion sollen auch Theorien zur Bewusstseinsbildung zu Rate gezogen werden, um bestenfalls zu enträtseln: welche subversiven Potentiale wohnen der Studierendenschaft inne und was sind die Bedingungen für ihre Handlungsfähigkeit?
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