Broschüre und Demo in Gießen



Schon Wochen zuvor wurde es gemunkelt, doch das Ergebnis der Landtagswahl in Sachsen im September 2004 überraschte dann doch in seinem Ausmaß: Die NPD zog mit 9,2% der Listenstimmen und 12 Sitzen in den Landtag ein. Sie ist vierstärkste Kraft noch vor den Grünen und der FDP und nur dicht hinter der SPD (9,8% / 13 Sitze). Damit war es der NPD das erste Mal seit Jahrzehnten gelungen in einen deutschen Landtag einzuziehen. Schaut man sich die Fraktion genauer an stellt man fest, dass sich auffallend viele Burschenschafter für die NPD im sächsischen Landtag tummeln...

Der parlamentarische Berater der Fraktion, Karl Richter, entstammt z.B. der Münchner Neo-Nazi-Kaderschmiede Danubia, die Mitglied des Dachverbandes Deutsche Burschenschaft (DB) ist. Wir müssen jedoch nicht bis nach München reisen um uns mit einer bundesweit bedeutenden intellektuellen Kaderschmiede der NPD befassen zu können. In Gießen hat eine Burschenschaft ihren Sitz, die es mit der Danubia allemal aufnehmen kann: Die Dresdensia-Rugia (ebenfalls Mitglied der DB). Mit Jürgen W. Gansel, der spätestens durch seine Rede im sächsischen Landtag zum sog. "Bombenholocaust" von Dresden im Februar 1945 für Aufsehen sorgte, Stefan Rochow und Arne Schimmer sind gleich drei Mitglieder der Dresdensia-Rugia (im folgenden: D.-R.) in Dresden tätig.
Diese Broschüre beschäftigt sich mit diesen Neo-Nazis, ihrer Burschenschaft, ihrem Dachverband und ihrem schwarz-braunen Umfeld. Sie soll dazu beitragen das braune Netz, dass auch von Gießen aus gesponnen wird, transparent und damit angreifbar zu machen.
Es liegt in der Verantwortung von uns allen dieser menschenverachtenden Ideologie und ihren Vertretern Einhalt zu bieten. Zumal sie genau vor unserer Haustür praktiziert wird.

Die Deutsche Burschenschaft - größter Dachverband der deutschen Burschenschaften - Eine Geschichte und Gegenwart die keine Fragen offen lässt!

Gegründet wurde die DB 1881. Zu Beginn des 20. Jahrhundert war eine reaktionär-monarchistische Grundhaltung bei den Mitgliedern der DB vorhanden und drückte sich in einer Ablehnung der Weimarer Republik aus. Aufgrund dessen wurde an den alten Reichsfarben festgehalten, obwohl die historischen Farben der DB eigentlich Schwarz-Rot-Gold waren. Nach dem Ersten Weltkrieg versammelten sich zahlreiche DB-Mitglieder in (para)-militärischen Verbänden wie den Freikorps oder den Freiwilligenverbänden. Die Organisationszeitschrift des DB, die "Burschenschaftlichen Blätter" riefen 1923, gegen die Weimarer Republik auf, wegen ihrer angeblichen "Verbindung mit dem jüdischen Volk und der Festlegung auf parlamentarischen Mechanismus der Parteien". Die antisemitischen und antidemokratischen Ideologien der Burschenschafter endeten häufig in blutigen Auseinandersetzungen, wie bspw. während des "Kapp-Putsch". Ein "revolutionärer Nationalismus", das Führerprinzip, "Rassestandpunkte" sowie Blutzugehörigkeit zeichneten die Ideologie der DB-Mitglieder aus. Auch beim Hitler-Putsch 1923 konnte dieser auf breite Unterstützung durch Burschenschafter zählen. Die Gründung des NSDStB (Nationalsozialistischer deutscher Studentenbund) im Jahre 1926 wurde maßgeblich von Vertretern der DB mitinitiiert, die dort auch zahlenmäßig überrepräsentiert waren. Ziel des NSDStB war es, sog. "Rasselehrstühle" einzuführen, Wehrsportlager zu betreiben, sowie gegen jüdische Studierende und politisch Andersdenkende vorzugehen. Die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler begrüßte die DB außerordentlich, schließlich war dieser führend bei der Unterstützung der NSDAP. Im Juni 1933 verkündete die DB ihre interne Gleichschaltung nach dem Führerprinzip und versprach die rigorose Anwendung des „Ariernachweises“ in ihren Reihen. Von diesem Zeitpunkt an wurden zudem auch studentische Wohnkameradschaften, im soldatischen Stil eingeführt, welche erst zu den noch heute üblichen Verbindungswohnhäusern führten. Im Oktober 1933 stimmte die DB für freiwillige Überführung in den NS-Studentenbund, was ihrer vorläufigen Auflösung gleichkam. Darüber hinaus wurden alle DB-Mitglieder unter 35 Jahren dazu angehalten, sich entweder der SA, der SS oder dem Stahlhelmbund anzuschließen.

Nach ihrer Neugründung im Jahre 1950 erlebte die DB Jahre des Auf- und Abschwung. Heute gehören der DB 130 Burschenschaften aus Deutschland, Österreich (!) und Chile (!!) an. Seit ihrer Neugründung kam es immer wieder zu neonazistischen Aktivitäten durch DB-Mitglieder. Anträge, welche sich für eine Distanzierung von rechtsradikalen Vereinigungen wie der NPD aussprachen, wurden abgelehnt. Aufgrund der rechten Auswüchse in der DB spalteten sich 1996 schließlich acht Verbindungen ab, um die Neue Deutsche Burschenschaft (NDB), einen eigenen, politisch rein konservativen Dachverband, zu gründen. Die DB kann nicht per se als rechtsradikal bezeichnet werden, dafür ist das Spektrum zu weitläufig, welches von Konservativen bis zu strammen Rechtsradikalen reicht. Dennoch spricht die Gründung der NDB und die Zahl der in der sog. "Burschenschaftlichen Gemeinschaft", dem Sammelbecken der rechtsextremen Burschenschaften, vertretenen Verbindungen mit 43 Mitgliedsbünden, eine deutliche Sprache - ebenso die oben erwähnten ausgeschlagenen Distanzierungsversuche der konservativen Burschen. So ist bspw. der Nationalistische Hochschulbund (NHB) der NPD personell in der DB vertreten. Dieser empfiehlt seinen Mitgliedern den Einstieg in Verbindungen des DB aufgrund des völkischen Nationalismus, dem männerbündischen Prinzip, sowie der Traditionspflege (dazu weiter unten mehr).
Zahlreiche rechtsradikale Persönlichkeiten tauchten zu Vorträgen der DB bzw. in Verbindungshäusern von DB-Mitgliedern auf. Darunter Horst Mahler, Rolf Schlierer (Alter Herr der Gießßener Burschenschaft Germania und Vorsitzender der Republikaner), Redakteure aus dem Umfeld der Jungen Freiheit und NPD-Kreisen. Auf dem Burschentag in Eisenach 1999 setzten sich dann auch die rechtsradikalen Positionen in der DB durch, welche bspw. einen Antrag durch die DB für die Abschaffung des Volksverhetzungsparagrafen (der u.a. die Leugnung des Holocaust bestraft) forderten. Auch während den Auseinandersetzungen um die sog. „Wehrmachtsausstellung“ standen Vertreter der DB mit Rechtsradikalen in Reih und Glied wie beim alljährlichen Besäufnis auf dem Marburger Marktfrühschoppen. Ein Aufsehen erregendes Ereignis (2001) war ein Übergriff durch Neo-Nazis in München, bei dem ein Mensch fast zu Tode geprügelt wurde. Einen der gesuchten Neo-Nazis versteckte die Münchener Burschenschaft „Danubia“ versteckte. In Gießßen gibt es drei DB-Burschenschaften: Die Allemannia (Gutenbergstrasse 23), Die Germania (Alter Wetzlarer Weg 35) und die Dresdensia-Rugia (Großer Steinweg 21).

Harmlose Burschen gibt es nicht - Hierarchien, Lebensbund und Männerbündelei als Wegbereiter erzkonservativer Traditionspflege!

Die Korporationen sind als Lebensbund strukturiert und dienen einer gezielten Erziehung hin zu erzkonservativen „Werten“, die das Ziel haben, politische und gesellschaftliche Wirkungsmächtigkeit zu erzielen, also den ausschließlichen Anspruch verfolgen, zukünftige Eliten auszubilden. Diese „Werte“ sind auch bei DB- unabhängigen Verbindungen zu finden und sollten, unabhängig von eindeutig rechtsradikalen Tendenzen, als nicht vereinbar mit gesellschaftlichen Vorstellungen von Emanzipation und Gleichberechtigung betrachtet und daher kritisiert werden.
Geschult wird der "Bursche" im Verbindungshaus über die Hierarchieleiter vom Fux (Anwärter), über den anerkannten Aktivita, bis hin zum Alten Herren, der das Studium abgeschlossen hat und der Verbindung weiterhin unterstützend zur Seite steht. Von unten nach oben ändert sich das Verhältnis von zunächst reinen Pflichten zu weitreichenden Rechten. Die Schulung der Füxe (Geschichte der Verbindung, Benimmregelbeherrschung) geht einher mit gewissen finanziellen Vorteilen durch die Infrastruktur des Verbindungshauses, einem billigem Zimmer und späteren Vorteilen im Berufsleben über Seilschaften der Bundesbrüder. Die späteren beruflichen Vorteile sind allerdings nur über die vorausgesetzte politische Übereinstimmung der Bundesbrüder zu erreichen und dienen bewusst als Mittel zur gesellschaftlich-politischen Machterhaltung. Manfred Kanther (ehemaliger Deutscher Innenminister und Vorsitzender der hessischen CDU) sah den Sinn seiner Verbindung darin, "auch weiterhin national gesinnte Menschen in alle führenden Berufe unserer Gesellschaft zu entsenden".
Schlagende Verbindungen (jene welche ihren Burschen die Fechtmensur auferlegen) schulen diese ganz bewusst hin zu einer militärischen Wehrhaftigkeit. Als Aufnahmekriterium gilt hier: deutscher Mann mit Wehrdiensterfahrung. Doch auch nicht-schlagende Verbindungen beinhalten stets einen Ehrenkodex, der über Sanktionsmöglichkeiten (wie bspw. das Straftrinken, bei dem die Kneipe als Kasernenhof dient) aufrechterhalten werden soll. Die Unterwerfung unter die Prinzipien des Lebensbundes nach der hierarchischen Stellung und dem Reglement der Verbindung gilt bis zum Tode und ist Sinnbild für die autoritären, obrigkeitsstaatlichen Denkweisen und das Menschenbild der Korporierten.
Ihre Exklusivität drücken "Burschen" gerne durch Band und Mütze aus um gegenüber weniger würdigen Personen bewusst auf Distanz zu gehen. Das Frauenbild der Korporierten scheint im 19. Jahrhundert stehen geblieben zu sein. Stereotype Geschlechterrollenzuschreibungen, angebliche "natürliche Bestimmungen" werden dort auch weiterhin geschlechterdifferenzierend verbreitet. Das männliche Selbstverständnis (tapfer, mutig, selbstbewusst) dient natürlich als höheres Ideal gegenüber dem angeblichen weiblichen, welches negativ für Toleranz und Gleichheit stehe. So wundert es auch nicht, dass Frauen in beinahe allen Korporiertenverbänden ausgeschlossen sind und maximal als "schmückendes Beiwerk" bezeichnet wird, das gerne zu Bällen geladen wird, aber sich ansonsten aus "Männersachen" rauszuhalten hat.

Die Dresdensia-Rugia und ihre Kontakte zur völkisch- nationalistischen Szene
Junge Herren, Alte Träume

Hervorgegangen ist die D.-R aus den Burschenschaften Rugia zu Greifswald und Dresdensia zu Leipzig. Erstere entstand "nach der 1848er Revolution, als die Verbindungen allmählich gesellschaftsfähig wurden". Im Nazifaschismus wurde die Rugia eingegliedert. Als man nach dem Krieg keine Möglichkeiten hatte auf dem Gebiet der DDR an alte Traditionen anzuknüpfen, schloss man sich 1951 in Frankfurt mit der ebenfalls "heimatlosen" Burschenschaft Dresdensia zusammen. Erklärtes Ziel war es die Ursprungsburschenschaften in Greifswald und Leipzig neu zu gründen, sobald dies möglich wäre. Im Wintersemester 1969/70 musste die Verbindung "wegen Mangel an Mitgliedern" auf Eis gelegt werden. 1971 wurde sie in Gießen von fünf abtrünnigen Mitgliedern der Gießener Burschenschaft Germania (Alter Wetzlarer Weg) reanimiert. Nach dem Ende der DDR wurde die Ursprungsburschenschaft Rugia 1990 in Greifswald von örtlichen Studenten neu gegründet, woraufhin diese und die D.-R. zu "einer Burschenschaft die an zwei Hochschulen existiert" fusionierten.
Sie ist im völkischen Dachverband Deutsche Burschenschaften (DB) organisiert und gehört dort zum äußersten rechten Flügel. 1987 wurde unter maßgeblicher Beteiligung der D.-R. der Christlich Konservative Arbeitskreis Gießen/Mittelhessen gegründet. Es folgten diverse Veranstaltungen mit Referenten aus dem revisionistischen, rechtskonservativen und neofaschistischen Spektrum, wobei der Arbeitskreis eine wichtige Scharnierfunktion zwischen konservativen und neofaschistischen Kreisen wahrnahm. Als Referenten wurden Personen aus dem extrem-konservativen bis faschistischen Klientel geladen (siehe auch "Vereint im Geiste?" weiter hinten). Höhepunkt der Veranstaltungen war ein Vortrag von CDU-Rechtsaußen Heinrich Lummer, bei dem es zu massiven antifaschistischen Protesten kam. Daraufhin setzten die Alten Herren, die sich um das Image der Burschenschaft sorgten, unter Androhung der Beendigung der finanziellen Förderung, ein Ende der Aktivitäten der damaligen Aktivitas durch (1992). Ab 1996 fanden erneut Veranstaltungen auf dem Burschenhaus statt. Höhepunkt war im Mai 2000 eine "Vortrags und Diskussionsveranstaltung" mit "dem Publizisten Dr. Claus Nordbruch". Dieser studierte in Süd-Afrika, wo er unter anderem damit beschäftigt war Kontakte zwischen örtlichen und deutschen Faschisten zu knüpfen. Diese Veranstaltung wurde von "recht unangenehm aussehenden Schläger-Nazis" gesichert. Es erschien die gesamte lokale "NPD-Prominenz" aus dem Lahn-Dill-Kreis/Ehringshausen (u.a. Alfred und Doris Zutt, Thomas Hantusch, Frank Ludwig) und der Wetterau (u.a. Volker Sachs).

Die Gießener Burschenschaft dient seit Mitte der 1990er als Kaderschmiede für die NPD

Die Bedeutung der Burschenschaften für die NPD finden sich in mehreren Aspekten wieder. Der neofaschistischen Partei fehlt es häufig an Führungskräften mit intellektuellem Potential. Daher stellen Burschenschaften, aufgrund der akademischen Ausbildung ihrer Mitglieder, eine attraktive Anknüpfungsstätte für die NPD dar. Die Gießener Politikwissenschaftlerin Alexandra Kurth verwies zurecht darauf, dass die "Stiefelnazis" alleine nicht politikfähig seien. Wenn zudem die ideologische Nähe zur NPD besteht, bieten sich Burschenschafter sowohl aufgrund der Infrastruktur ihrer Verbindung, als auch durch ihre Akzeptanz in breiten Teilen der Gesellschaft (durch vermeintlich demokratische Ausrichtungen) an.
Im folgenden nun die Darstellungen der NPD-Kader der D.-R.:

Jürgen W. Gansel J. W. Gansel (*1974) tauchte erstmalig 1995 als Student der Geschichte in Gießen auf. Damals wurde eine von ihm unterschriebene Erklärung der D.-R. veröffentlicht in der die Liquidation der "Deutschen Werte" durch die "Besatzer" anlässlich des 50. Jahrestages des Kriegsendes beklagt wurde. In den nächsten Jahren stieg er u.a. zum Vorsitzenden der Jungen Landsmannschaft Ostpreußen (JLO)-Hessen, stellvertretenden NPD-Landesvorsitzenden von Hessen und Schulungsleiter der Jungen Nationaldemokraten (JN) Hessen auf. Außerdem war er im NHB (Nationaldemokratischer Hochschulbund) aktiv. Nach seinem Studium arbeitete er in Riesa als Verlagsangestellter für das Parteiorgan der NPD "Deutsche Stimme". Des weiteren wurde er in den Bundesvorstand der NPD gewählt. Seit dem letzten Jahr sitzt Gansel für seine Partei als Abgeordneter im sächsischen Landtag. Er ist dort im Kultur- und Medienausschuss tätig, wo er sich u.a. für eine deutsche Musikquote im Radio einsetzen will. Er gilt als einer der Chefideologen innerhalb der Fraktion.

Stefan Rochow Kurze Zeit nach dem Verschwinden von Gansel tauchte Stefan Rochow (*1973) in Gießen auf. Rochow war zuvor in Greifswald aktiv. Dort arbeitete er bereits in der JLO und dem Nationaldemokratischen Hochschulbund (NHB). Stefan Rochow wurde kurz nach seinem Umzug nach Gießen am 19. Januar 2001 in Ehringshausen zum hessischen Landesvorsitzenden der Jungen Nationaldemokraten gewählt. Nach dem Auftauchen Rochows kam es in Gießen vermehrt zu Neonazi-Aktivitäten an der Universität. Wiederholt wurden schwerpunktmäßig Gebäude der Bereiche Rechts- und Wirtschaftswissenschaften mit Aufklebern der JN und faschistischen und insbesondere antisemitischen Schmierereien verunstaltet. Im August 2002 war Rochow maßgeblich an der Organisation der sog. "NPD-Wahlkampftour beteiligt". Die NPD-Hessen versuchte im Vorfeld der Bundestagswahl in einer Woche 10 Veranstaltungen in verschiedenen Städten durchzuführen. Empfangen wurden sie jedoch meist mit lautstarken Protesten und einzelnen Eierwürfen durch GegendemonstrantInnen. Im November 2002 wurde Rochow auf dem Bundeskongress der JN im hessischen Kirchhain zum Bundesvorsitzenden der Jungen Nationaldemokraten gewählt. In dieser Funktion wurde er im Oktober 2004 bestätigt.
In Dresden ist der Wirtschaftswissenschaftler als Fraktionsassistent tätig und kümmert sich vornehmlich um Jugendarbeit. Er war maßgeblich an der Verteilaktion einer Propaganda-CD der NPD, der sog. "Aktion Schulhof", beteiligt. In Form einer CD mit neonazistischen Bands und Propaganda sollten junge Menschen auf die Partei aufmerksam gemacht werden. Rochow hält sich weiterhin öfters im Großen Steinweg, seinem altem Wohnsitz auf und besitzt auch weiterhin einen Schlüssel zu dem Haus der D.-R. Die Zunahme der Bedeutung von Stefan Rochow für die NPD, macht dessen Anmeldung der NPD-Demo am 08.05.05 deutlich.

Arne Schimmer Der Diplom-Ökonom Arne Schimmer verdient sein Geld in der NPD-Fraktion als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Themenbereiches Wirtschaft und Globalisierung. Seit 2001 ist er Mitarbeiter der "Deutschen Stimme". Schimmer analysiert vor allem die Folgen der Globalisierung und entwirft vor diesem Hintergrund sein eigenes Modell einer verstaatlichten "nationalen" bzw. "raumorientierten" Volkswirtschaft. So manche Passage seiner Wirtschaftstheorien scheint von den Globalisierungskritikern von Attac abgeschrieben zu sein, wenn er z.B. für die Einführung einer Tobin-Steuer plädiert, um der "internationalen Kapitalspekulation Sand ins Getriebe zu streuen" oder fordert "Steueroasen auszutrocknen". Das Bundesvorstandsmitglied des Nationaldemokratischen Hochschulbundes (NHB) ist ein gern gesehener Gast, wenn es in neonazistischen Kreisen um den "Entwurf einer zukünftigen Volkswirtschaft" geht.

Vereint im Geiste? Allemal in ihren Handlungen! Die gegenseitige Kontaktpflege der rechtsextremen Verbindungen und dem konservativen Spektrum.

Im Rahmen dieser Broschüre, tauchte mehrfach der Hinweis auf eine Scharnierfunktion von Burschenschaften zwischen der offen faschistischen Szene und Konservativen auf. Dies gilt in Hessen besonders für die D.-R. Bei genauer Betrachtung fällt auf, dass die hessische CDU bzw. ihre Jugendorganisation Junge Union, intensiver aber noch ihr Hochschulableger, der Ring Christlich Demokratischer Studenten (RCDS), spätestens seit den frühen 1990iger Jahren deutlich in die Strukturen der D.-R. verstrickt sind. Die D.-R. hat es in dieser Zeit geschafft in Zusammenarbeit mit dem "Konservativen Arbeitskreis Gießen/ Mittelhessen", dem "Institut für Konservative Bildung und Forschung" mit Sitz in München und der rechtsextremen Zeitschrift "Criticon" das Burschenschaftshaus im Großen Steinweg zu einem Veranstaltungsort für rechte und rechtsradikale Redner zu machen.
Ein geistiger und vor allem finanzieller Kopf war der Geschäftsführer des "Instituts für Konservative Bildung und Forschung" und Großaktionär der Württenbergischen Metallwarenfabrik, sowie Herausgeber der Zeitschrift "Criticon", Caspar von Schrenck-Notzing. Dieser hatte schon in der Januarausgabe 1992 der rechtsradikalen Monatszeitschrift angekündigt den Tätigkeitsbereich des Münchner Instituts ausdehnen zu wollen. In Gießen wurden hierfür schon im Mai 1989 Grundlagen geschaffen, durch Veranstaltungen mit dem ehemaligen Berliner REP-Vorsitzenden Carsten Pagel und der damaligen regionalen REP-Größe Boris Rupp (früher NPD, heute CDU Lahn-Dill!). Im Jahr 1992 folgte eine ganze Reihe von Veranstaltungen im Haus der D.-R. Am 11. März referierte Johanna Grund. Die ehemalige stellvertretende Bundesvorsitzende der Republikaner gehörte später der rechtsradikalen "Deutschen Liga für Volk und Heimat" an. Es folgte eine Veranstaltung mit Michael Stange, der sich in den frühen 1990igern einen Namen durch frauenfeindliche und rassistische Thesen machte und zum Thema "Der § 218 und die Medien" in Großen Steinweg referierte.

Reimo Benger, zu dieser Zeit wohnhaft in Gießen und in der rechten Zeitschrift "Junge Freiheit" (JF) mitverantwortlich für den Bereich Politik, war 1992 zweimal bei der D.-R. als Referent eingeladen. Die JF wurde zur selben Zeit in der Brühlschen Universitätsdruckerei in Gießen gedruckt. Die D.-R. organisierte in Zusammenarbeit mit dem "Konservativen Arbeitskreis" in ihrem Haus am 16. Oktober 1992 eine Veranstaltung mit dem damaligen stellvertretenden REP-Vorsitzenden Rolf Schlierer, der auch heute übrigens "Alter Herr" in der Giessener Burschenschaft Germania und inzwischen Vorsitzender der REPs ist. Diesem Auftritt folgte am 16.11.1992 eine Veranstaltung mit dem damaligen CDU-Landtagsabgeordneten Josef Weber aus Laubach und Sprecher des Petersberger Kreises, der im Sommer desselben Jahres über eine mögliche Koalition mit den Republikanern spekulierte. Am 16.12.92 folgte dann noch eine Veranstaltung mit dem CDU-Rechtsaußen Heinrich Lummer im Großen Steinweg.
Schon in den frühen 1990igern diente die JF als Scharnier zwischen Rechtsradikalen und dem rechten Flügel der bürgerlichen Parteien. Ein Beispiel mit Lokalbezug zu Gießen ist eine Anzeige vom Jahre 1992 mit dem Titel "Freiheit für Königsberg". Gemeint war die russische Stadt Kaliningrad. In dieser Anzeige wurde "die Ansiedlung von Deutschen und eine deutsche Verwaltung Nordostpreußens" gefordert. Die Unterschriftenliste wurde von dem Verein "Unitas Germanica e. V." initiiert. Auf der Unterzeichnerliste standen der RCDS Gießen und die Junge Union Gießen in trauter Gemeinsamkeit mit rechtsradikalen und faschistischen Größen wie Heiko Baumert (zu dieser Zeit Schriftführer im Vorstand der Nationalen Alternative), Dieter Fuhrmann (zu dieser Zeit Bundesschatzmeister der NPD), Edgar W. Weiß (zu dieser Zeit Ehrenmitglied der "Deutschen Alternative" und Verehrer von Hitlerstellvertreter Rudolf Hess), Klaus Hoffmann (zu dieser Zeit NPD und „Wikingjugend“), Steffen Hupka ( zu dieser Zeit "Nationale Front", "Aktion Nationaler Sozialisten" um den Neonazi-Führer Kühnen), Boris Rupp (zu dieser Zeit Republikaner und Redakteur JF).
Auch nachdem durch den Giessener AStA bekannt gemacht wurde in welcher unappetitlichen Gesellschaft sich der örtliche CDU-Nachwuchs befand, weigerte sich der RCDS seine Unterschrift unter der Anzeige zurück zu ziehen. Interessant in diesem Zusammenhang ist sicherlich, dass die damaligen Mitglieder der RCDS-Fraktion im Studierendenparlament, Marc Westkämper und Thorsten Heinson, Aktive bei der D.-R. waren. Der RCDSler Thomas Koch, damaliges Mitglied in der Burschenschaft Alemannia, der heute an der Seite von Volker Bouffier im hessischen Innenministerium arbeitet ließ damals öffentlich verlauten, dass zwar ein Problem mit gewissen Personenkreisen der Unterstützerliste für „Königsberg“ bestünde, die revisionistische Ausrichtung der Forderung wurde jedoch nicht bemängelt. Koch betonte vielmehr, mit Bezug auf die Kritik des damaligen AStA, wo der tatsächliche Feind stünde. Denn, so Koch: "Wir lassen uns nicht von Linksradikalen im AStA vorschreiben, wie wir mit Rechtsradikalen umzugehen haben". Dass der RCDS nicht den "bösen" Rechtsradikalen auf den Leim gegangen ist, zeigt die "Erklärung zur Oder-Neiße-Linie" von 1990 der D.-R.. Auch hierbei war u.a. der damalige RCDS´ler Thorsten Heinson aktiv. In der Erklärung wird der Vertrag vom 14.11.1990, der die Oder-Neiße Linie als deutsche Ostgrenze festlegt, als "völkerrechtswidrig" bezeichnet. Wessen Geistes dieser Aufruf war, wurde deutlich, durch Behauptungen wie jener, dass "Ostdeutschland [gemeint waren Teile von Polen und Russland] sich 1945 (!) in einem blühenden Zustand" befunden habe. Folgerichtig zog der RCDS, bei all seiner "Problemchen" mit den bösen Rechten auf der Petition für "Königsberg", seine Unterschrift auch nicht zurück.

Auch in der jüngsten Zeit wird die Zusammenarbeit des RCDS und rechtsextremen Burschenschaften fortgesetzt. Neben dem CDU-Mitglied und ehemaligen RCDS Landesvorsitzenden Thilo Schmidt, der für den saß für den RCDS im StudentInnenparlament und im Senat der JLU Gießen saß, ist CDU-Mitglied und ist sind weitere RCDS Mitglieder auch gleichzeitig Mitglied bei der Giessener Burschenschaft Alemannia. Auch diese pflegt die guten Kontakte zu Germania und D.-R..
Der politisch umstrittene Auftritt des Wetzlarer CDU-Landtagsabgeordneten und Bildungspolitischen Sprechers der CDU-Fraktion im hessischen Landtag Jürgen Irmer bei der D.-R. 1996 steht also in einer langjährigen Tradition, in der sich Faschisten und der rechte Flügel der Konservativen sich im Großen Steinweg die Klinke in die Hand geben. Irmers persönliche Nähe zum rechten Rand beginnt allerdings schon Mitte der 1970er. In der Zeitung "Student", in der er Redakteur war, erschien 1977 ein Aufruf zur Freilassung des Hitler-Stellvertreters Rudolf Hess. Neben seinem "Wetzlarer Kurier", in dem regelmäßig ausländerfeindliche und homophobe Artikel die Lahn-Dill-Bürgerschaft auf rechtem Kurs halten soll, referierte Irmer 2004 zudem bei der Giessener Verbindung Germania, bei der (wie oben erwähnt) Rolf Schlierer (Bundesvorsitzender der REPeps) "Alter Herr" ist und die beste Kontakte zur D.-R. pflegt. Wenn wundert da noch das Irmer eine Kolumne in der März-Ausgabe 2005 der Jungen Freiheit schrieb?
Die "Arbeitsgemeinschaft Giessener Gießener Studentenverbindungen" (AGS) und alljährliche "halbseidene Distanzierungsversuche" – oder: die Kooperation der Korporierten…
Die "Arbeitsgemeinschaft Gießener Studentenverbindungen" (AGS) ist, wie der Name schon besagt, ein Zusammenschluss zahlreicher Gießener Studentenverbindungen. Darin vertreten sind auch die beiden weiteren Verbindungen, die in der "Deutschen Burschenschaft" ihren Dachverband haben organisiert sind. Dies sind die Germania (Alter Wetzlarer Weg) und die Allemannia (Gutenbergstrasse). Gerade diese beiden pflegen mit der D.-R. einen intensiven Austausch, wie er unter "Bundesrschenbrüdern" üblich ist. Dies sind für gewöhnlich Treffen zu Kneipenabenden auf den Häusern der Verbindungen, können aber auch Treffen zum Mensurschlagen (Fechten) sein. Beide haben noch im Wintersemester 2004/05 zu Kneipenabenden mit der D.-R. geladen, dies trifft übrigens auch auf die Burschenschaft Frankonia, die in der Neuen Deutschen Burschenschaft organisiert ist, zu. Im Rahmen einesr dieser Abende bei der Germania kam es im November 2002 zu antisemitischen und sozialdarwinistischen Pöbeleien gegenüber BesucherIinnen des linken Zentrums AK44. Beteiligt waren nach Berichten u.a. Stefan Rochow, weitere Mitglieder der D.-R., aber auch Vertreter der Landsmannschaft Darmstadtia (Alter Wetzlaerer Weg).
Einige liberalere Korporationen halten bewusst Abstand zu diesen Verbindungen, insbesondere zur D.-R., deren Aktivitas auf einigen Häusern Hausverbot haben. Die Arbeitsgemeinschaft Giessener Gießener Studentenverbindungen (AGS) behauptet seit Jahren immer wieder, in keinerlei Nähe zur D.-R. zu stehen, diese gar ausgeschlossen zu haben. Von Joachim Hönack, selbst ehemaliger Vorsitzender der AGS, kam jedoch der Hinweis, dass die politische Ausrichtung der D.-R. "schon in den 90er Jahren [...] in Giessen bekannt gewesen sei".
Die Abgrenzung zur D.-R sieht in der Praxis jedoch folgendermaßen aus: Zwar ist die D.-R. als Verbindung seit mehreren Jahren aus der AGS ausgeschlossen, doch finden sich auf öffentlichen Frühschoppen der AGS, so auch im Mai 2003 am Berliner Platz, farbentragende Mitglieder der D.-R. zum geselligen Beisammensein ein. Wenn nun die AGS verkünden lässt, dass das "Agieren" (gemeint ist die Zusammenarbeit mit der NPD) der D.-R. "allen Verbindungen schade", so zeigt dies doch deutlich, dass die Kritik sich an das strategisch misslungene Verhalten der D.-R. richtet, nicht aber an die politisch-ideologischen rückwärtsgewandten Standpunkte. Scheinbar finden sich mehr Gemeinsamkeiten als Differenzen, wie im Text dieser Broschüre dargestellt wurde.

„Neue Qualität“? Hausaufgaben nicht gemacht, oder auf dem rechten Auge blind? Die Rolle des Landesamt für Verfassungsschutzes/Hessen

Im Zuge des Medienrummels rund um die Verstrickungen der D.-R. in die NPD Fraktion im in den sächsischen Landtag vom Februar 2005 ließ das Landesamt für Verfassungsschutz (LfV), auf Anfrage der Gießener Allgemeinen Zeitung verlauten, die Entwicklungen innerhalb der D.-R. stellten eine "neue Qualität" dar. Wie im vorderen Teil der Broschüre beschrieben, lassen sich seit Ende der 1980er Kontakte der D.-R. zur radikalen rechten Szene nachweisen. Sollte das LfV all diese Entwicklungen nicht mitbekommen haben, so hätte dieses spätestens mit dem Erscheinen der Vorgängerbroschüre (auch heute noch im Internet) und der Demonstration vom Juni 2003 Bescheid wissen müssen. Dazu erklärt Ein ein Sprecher des AStA im Februar 2005 dazu: "Möglicherweise ist das LfV beim Lesen der zum Stiftungsfest der D.-R. erschienenen Broschüre nicht über die Unterstützungsliste der linken Gruppen hinausgekommen und hat sich nicht weiter mit den Artikeln und Berichten zur D.-R. beschäftigt". Ein Blick in den Verfassungsschutz-Bericht für das Jahr 2003 zeigt jedoch deutlich, dass die Einschätzung des LfV kein Zeichen mangelnder Kompetenz ist, sondern vielmehr ein politisches Desinteresse an der Aufdeckung der Strukturen und der Funktion der D.-R. zu vermuten ist. So wird dort zum einen die Wahl Stefan Rochows zum JN-Bundesvorsitzenden der NPD erwähnt, keineswegs aber dessen Aktivitäten und Meldeadresse im Großen Steinweg 21. Zum anderen wird im Bereich der Darstellung des "Linksextremismus", über "Aktivitäten gegen Burschenschaften bzw. Studentenverbindungen oder gegen die NPD" berichtet. Offensichtlich muss dabei u.a. die Demo vom Juni 2003 gegen die D.-R. gemeint gewesen sein. Interessanterweise drang durch einen Reporter einer Gießener Zeitung durch, dass bei jener Demo der Giessener Staatsschutz im Hause der D.-R. Quartier bezogen habe, um die TeilnehmerInnen der linken Demo ungestört abfilmen zu können. Ob das auf einen mangelnden Austausch zwischen Polizeistellen und Verfassungsschutz zurückzuführen ist bleibt unklar…
Fakt ist, was die Einschätzung des LfV bezüglich der "neuen Qualität" angeht, dass über die rechtsradikalen Aktivitäten in der D.-R. bereits seit Anfang der 1990er auch der "Verein zur Aufklärung neonazistischer Umtriebe" in seinen Publikationen "VANU-News" aufklärte. Dem LfV war diese Publikation sicherlich bekannt. Jahrelang versuchte das LfV die Strukturen des Vereins zu ermitteln. Die Abteilung des Staatsschutzes der Giessener Polizei nahm eine Anzeige des früheren NPD-Kreisvorsitzenden der NPD von Giessen, Frank Ludwig, im Jahre 2000 zum Anlass eine Durchsuchung im ehemaligen Infoladen in der Südanlage 20 vorzunehmen. Grund der Hausdurchsuchung war der Verdacht, ein in Lützelinden verteiltes Flugblatt gegen Ludwig (gegen welches dieser wegen Beleidigung Anzeige erstattete) habe eine deutliche Ähnlichkeit mit einem Artikel in der "VANUanu-News". Diese Einschätzung sollte es den Schlapphüten vom LfV ermöglichen, den Verein, den sie in den Räumen der Südanlage 20 vermuteten, als Urheber des Flugblattes dar zu stellen und eine Hausdurchsuchung folgen zu lassen. Diese offensichtliche Repression, bei der der Staatsschutz sich gar auf die Vermutung eines Neofaschisten bezog, war sogar dem Gießener Amtsgericht zu fadenscheinig, und erklärte die Hausdurchsuchung für rechtswidrig. Alles in Allem doch ein erstaunliches Vorgehen des LfV und der Polizei, welches die Vermutung der Blindheit des rechten Auges und die besondere Sehschärfe auf dem linken Auge, geradezu aufdrängt.

Fazit: Schon im Juni 2003 wiesen zahlreiche Gruppen darauf hin, dass die D.-R. "eine bundesweit bedeutende Kaderschmiede für die NPD und andere faschistische Organisationen" ist. Wir verwiesen außerdem auf ihre Funktion als Schnittstelle zwischen rechten und rechtsradikalen Strukturen. Die Reaktionen auf unsere damaligen Veröffentlichungen waren relativ bescheiden: Die überregionalen Medien berichteten gar nicht. Die lokalen Zeitungen beließen es bei kurzen Artikeln in denen mehr beschönigt als berichtet wurde. So wurde z.B. ein Bericht des Gießener Anzeigers über eine Veranstaltung zum Thema "Burschenschaft und Rechtextremismus" vom 26.6. 2003 mit der Überschrift "Differenzierung nötig bei Burschenschaftern" versehen. Der Referent hat an jenem Abend 1½ Stunden über die Verbindungen von Burschenschaftern zum Rechtsradikalismus referiert. In dem Artikel im Gießener Anzeiger fand sich fast ausschließlich der Inhalt der letzten 5 Minuten wieder, in denen er korrekterweise darauf hinwies, dass bei Korporationen (Studentenverbindungen im Allgemeinen) nach Burschenschaften, Corps, Landsmannschaften usw. differenziert werden müsse. Scheinbar war, nach einer der größten Neonazi-Aufmärsche in der Geschichte der Bundesrepublik, jener vom 13.02.05 in Dresden, die Sensibilität, mit Blick auf die "Skandalrede" Gansels, höher als 2003. Lag es daran, dass damals der "Aufstand der Anständigen" schon 3 Jahre her - vielleicht schon in Vergessenheit geraten- war? Oder einfach, weil diesmal, die Presseerklärung vom AStA ausging? Schließlich sollten seriöse Redakteure keinem "Extremisten" glauben schenken, auch jenen der "AntiFa" nicht, die im Jahre 2003 auf die Umtriebe federführend hinwiesen.
Zum Nicht-Verhalten des Giessener Staatsschutzes und des LfV zu dem Thema wurde oben bereits einiges geschrieben. Die Verbindungen der D.-R. bis in die hessische CDU, dürften ihren Teil dazu beitragen haben, dass die Burschen der D.-R. jahrelang relativ ungestört agieren konnten. Auch aktuell sind die Bemühungen des hessischen Innenministeriums um die D.-R. scheinbar wieder nach dem Abklingen des Medienrummels zurückgegangen. Ein Schuft wer Interessen dahinter vermutet.
Da hier, wie eigentlich fast immer, auf die staatlichen Strukturen und etablierten Seilschaften nicht zu setzen ist, wird uns nichts anderes übrig bleiben, als auch weiterhin das Ende des Treibens der D.-R. öffentlich einzufordern. Dafür müssen sich möglichst viele Menschen einmischen, um ein möglichst großen öffentlichen Druck auf die schwarz-braunen Seilschaften erzeugen zu können.
Dass sich auch aktuell wenig an der Haltung der D.-R. geändert hat, zeigen Gansels und Rochows aktuelle Besuche (die offenbar noch eigene Schlüssel für das Verbindungshaus haben) im April und Mai diesen Jahres im Großen Steinweg. Gut tat die D.-R. daran, ihr Gästebuch auf der Homepage zu schließen. Zu offensichtlich waren die Solidaritätsgrüße der strammen Rechten. Daher rufen wir auf zu Demo: NPD-Kaderschmiede Dresdensia-Rugia dichtmachen!
AM 28.05.2005 um 13 Uhr am Hiroschimaplatz (Innenstadt/vor Kaufhof)

Herausgeber: AntiFA R4 Gießen, FAU/Bildungssyndikat Lahn, Demokratische Linke Giessen
Unterstützer: AStA der JLU Gießen, Infoladen Giessen

Quellen:
-zu Jürgen Gansel: taz Nr. 7491 vom 19.10.2004, Seite 6, 3 Zeilen (Portrait) -zu Rochow &Schimmer;: http://nip.systemli.org/modules.php?op=modload&name;=News&file;=article&sid;=21 -verschiedene Ausgaben der „Vanu-News“ und des „Rechten Randes“ -Broschüre von 2003 erhältlich unter: unter http://www.fzs-online.org/article/246/de/ oder als layoutete pdf-Datei unter: http://ak44.de.vu/ (AntiFaR4) -Verfassungsschutz-Bericht des Landes Hessen 2003 -zahlreiche Artikel der Giessener Zeitungen

und wer es nichtglaubt, kann es nachlesen! Literaturempfehlungen zum Thema Rechtsextremismus und Burschenschaften:
Der AStA der JLU und ebenso der Infoladen Gießen (Alter Wetzlarer Weg 44, Giessen) haben neben anderen Schriften eine Auswahl an Literatur, die das Thema untersuchen. Diese sind dort auszuleihen bzw. käuflich erhältlich.

-Butterwegge, Christoph / Hentges, Gudrun (Hg.): Alte und Neue Rechte an deutschen Hochschulen. Münster 1999
-Heither, Dietrich: Verbündete Männer. Die Deutsche Burschenschaft- Weltanschauung, Politik und Brauchtum, Köln 2000
-Heither/Gehler/Kurth/Schäfer: Blut und Paukboden. Eine Geschichte der Burschenschaften, Frankfurt a.M., 1997
-Projekt "Konservatismus und Wissenschaft" e.V. (Hg.): Verbindende Verbände. Ein Lesebuch zu politischen und sozialen Funktionen von Studentenverbindungen, Marburg 2000
-Reimann, Bruno:Avantgarden des Faschismus.Studentenschaft und schlagende Verbindungen an der Universität Gießen 1918-1937, Frankfurt a.M. 2002
-Studentenvertretung der Uni München (Hg.): Alte Herren, Neure rechte. Rechte Normalität in Hochschule und Wissenschaft, Münster 2002