Eine Frage der Organisierung

Kürzungen, Gebühren, niedrigere Löhne, dichtere Hörsäle und Abbau sozialer Leistungen bedrohen uns. Wenn die Zeiten härter werden, muß mensch sich organisieren! - aus Freigang #1 (.pdf, ca. 850 kb), herausgegeben vom Bildungssyndikat Leipzig.

Wir erleben in unseren studentischen Zirkeln einen regelmäßigen Ausbruch von Protesten oder gar Widerstand gegen die jeweilige staatliche Politik. Dazwischen mühen sich studentische Vertreter nach den Vorgaben sächsischer Landesgesetze in hoffnungsloser Minderheit in Gremien ab, um dort mal ein wenig und hier mal nen Krümel gegen die Professorenmehrheit und die parlamentarischen Sittsamkeiten zu ertrotzen. Trotz dieser wiederkehrenden kurzzeitigen Mobilisationen und trotz der verwinkelten Arbeit auserwählter Studierender im Gremiensumpf werden die Studienbedingungen immer schlechter und Studiengebühren und die von oben verordneten Hochschulreformen drängen vorwärts, scheinbar unaufhaltsam. Die Folge: Resignation, Anpassung, Opportunismus. Plötzlich ist alles gar nicht mehr so schlimm und wenn man mitreden will, muß man sich halt anpassen und da alles eh schon durchgesetzt ist, wenn Student schnallt was da so abgeht, welche Pläne da mit seinem Leben gemacht werden, kann man eh nichts mehr ausrichten. Hypnotisiert von den Parlamenten und den Beschwichtigungsformeln parlamentarischer wie studentischer Politprofis wird sich erneut dem Studienalltag ergeben. Studentische VertreterInnen und herausragende AktivistInnen der Protestbewegung lassen sich viel zu schnell davon lähmen, mit den Großen reden und sich dadurch selbst groß fühlen zu dürfen, dazuzugehören, sich abzuheben von der „dumpfen Masse der Studierenden“, Teil der Elite zu sein. Kein Wunder, ist doch die universitäre Laufbahn eng verbunden mit der Erwartung an spätere Elitepositionen in der Gesellschaft, sei es im Management oder im Wissenschaftsbetrieb. Warum nicht schon bei den Protesten anfangen? Wer mitreden will, kann nicht mehr dagegen sein und man muß ja „realistisch“ bleiben. Dieser „Realismus“ ist die Falle der derzeitigen Studierendenbewegung, ihr spontaner Aktivismus macht sie einerseits gefährlich, bringt sie aber andererseits auch schnell außer Puste. Der „Realismus“ der Politprofis verbindet sich mit der Resignation der Studierenden nach politisch ergebnislosem Kampf zum Mitmachen der einen und zur Apathie der anderen. „Realismus“ und Resignation sind Geschwister. Wankelmütigkeit und häufige Oberflächlichkeit in inhaltlichen Positionen beständiges Merkmal studentischer Proteste. Wenn Gremienarbeit und spontane kurze Strohfeuer nicht zum Erfolg führen, dann sollte man sich vielleicht nicht mehr mit den Scheinversprechungen des universitären Parlamentarismus belasten und sich nicht nur kurz mitreißen lassen, sondern sich längerfristig organisieren, um gebildet und gewappnet zu sein für den spontanen Aus- und Aufstand. Eine Möglichkeit dazu bietet sich im Bildungssyndikat.

Thomas