Prekäre Arbeitsbedingungen für mehr Selbstbestimmung?
Am Sa, 4. Dezember um 19.00 Uhr | Ort: Berlin-Kreuzberg, Sfe im Mehringhof, Gneisenaustraße 2a, U-Bhf. Mehringdamm
Vor inzwischen über zwanzig Jahren haben sich körperlich behinderte Menschen den Weg aus den Heimen in die Selbstbestimmtheit erkämpft. Inzwischen leben viele in der eigenen Wohnung und entscheiden selbst, was sie wann und wie tun wollen, wobei ein/e AssistentIn sie unterstützt. Die persönliche Assistenz hat so die Machtverhältnisse zwischen professionellen Pflegekräften und behinderten Menschen praktisch umgedreht.
Wurde bisher vor allem in größeren Städten die Assistenz durch spezialisierte Anbieter angeboten, soll den AssistenznehmerInnen nun direkt ein persönliches Budget zugewiesen werden, welches sie selbst verwalten und damit AssistentInnen selbst anstellen sollen. Ein Konzept, das von Seiten vieler Behindertenverbände begrüßt wird, auch der Staat favorisiert das persönliche Budget, weil es Kosten spart.
Für die AssistentInnen bedeutet das vor allem direktere Abhängigkeit, Vereinzelung und somit eine weitere Prekarisierung der ohnehin schon unterbezahlten und anstrengenden Tätigkeit. Auch werden AssistenznehmerInnen, die nicht zu den umfangreichen Verwaltungsarbeiten in der Lage sind, ausgeschlossen. Der ohnehin bestehende Konflikt zwischen den Interessen von AssistentInnen und AssistenznehmerInnen verschärft sich so in Zeiten ewig knapper Kassen zusätzlich.
Auf der Podiumsdiskussion diskutieren AssistentInnen und AssistenznehmerInnen u.a. über die Lage und Perspektiven der Assistenz. Wie sind die Entwicklungen in der Assistenz zu bewerten? Wie kann eine gleichberechtigte Organisationsform der persönlichen Assistenz aussehen?
Es diskutieren:
* Matthias Vernaldi (Im Vorstand von Ambulante Dienste e.V. und behinderter Arbeitgeber im persönlichen Budget)
* Julia Connert (persönliche Assistentin bei Ambulante Dienste e.V.)
* Michael Zander (Aktivist/Krüppelbewegung)
* Daniel Wendt (Heilerziehungspfleger)
Der Zugang ist Barrierefrei.
Organisiert von: Sektion Sozialwesen der FAU Berlin
Artikel aus der Direkten Aktion zum Thema
Prekarisierung im Namen der Selbstbestimmung - Das Persönliche Budget in der Behindertenassistenz
Der Lohn wuchert nicht gerade - FAU Westmecklenburg geht gegen sittenwidrige Löhne in der persönlichen Assistenz vor
Aktiv gegen scheiß Zustände - BehindertenassistentInnen protestieren mit dem Scheißstreik gegen prekäre Arbeitsbedingungen und Niedriglöhne
Zurück zu den Wurzeln! - Verein für Behindertenselbsthilfe operiert zunehmend unternehmerisch. Der Unmut unter den Beschäftigten wächst