Sarkozy eröffnet die Jagd auf die "Zigeuner"
Übersetzung eines Artikels des Roma-Ausschusses der französischen CNT in "Combat Syndicaliste" zur alltäglichen Diskriminierung von Roma in Frankreich.
(Anmerkung des Übersetzerin: Der Begriff Zigeuner wird als Überbegriff und ohne jegliche Wertung verwendet.)
Das Ministertreffen vom 28. Juli 2010 über die Verhaltensweise des fahrenden Volkes und der Roma stellt einen unheilvoller Präzedenzfall dar. Zum ersten Mal hat der Präsident des gesamten französischen Volkes eine nationale und transeuropäische Minderheit angegriffen - eine echte Kriegserklärung an die Zigeuner, an den Mief aus dem Vichy(-Regime), und die dabei zwei Bevölkerungsgruppen durcheinander bringt : Zum einen die französischen Tsigane/Zigeuner (Sinti, Manouche, Ungarn, Gitane, Jenisch), die seit dem Mittelalter in Frankreich leben und sogenannte französische Bürger zweiter Klasse sind; zum anderen die Roma (die Mehrheit davon rumänischen und bulgarischen Ursprungs), welche unter der kommunistischen Herrschaft sesshaft gemacht und in die Arbeiterklasse integriert worden sind, heute jedoch der triumphierenden Herrschaft des Kapitalismus geopfert werden und versuchen, der Arbeitslosigkeit und der wieder auflebenden nationalsozialistischen Verfolgung zu entgehen.
Erinnern wir uns all jener europäischen Zigeuner, die dem Nazi-Regime zum Opfer gefallen sind (je nach Quelle 500,000 bis zu einer Million Tote), in Frankreich kam die Mitschuld des Vichy-Staates hinzu und dass die Abschiebungslager nicht vor 1946 geschlossen worden sind. Erinnern wir uns aber auch der Teilnahme der Zigeuner an der französischen Resistance
Obwohl verwaltungstechnisch in Frankreich Fahrendes Volk genannt, sind die Zigeuner faktisch Bürger zweiter Klasse:
- Ausweis über die Reisetätigkeit (richtiger Inlands-Reisepass, der alle drei Monate auf der Polizeistelle vorgezeigt werden muss, sonst droht eine Bußgeldstrafe)
- Wahlrecht nur nach 3 Jahren Aufenthalt innerhalb einer Kommune
- Quote von max. 3 % der Kommune bei Angliederung
- Verletzung des Besson-Gesetzes von 1990 durch die Abgeordneten, ausgewiesene Siedlungsbereiche in Kommunen mit mehr als 5000 Einwohnern zu schaffen.
- Diskriminierung bei der Einstellung und beim Grundstückserwerb
- Gewaltsame Vertreibung jener, die abseits der in ungenügender Zahl vorhanden legalen Stellplätze kampieren
- Schaffung von Aufenthaltsflächen neben Mülldeponien und Eisenbahntrassen
- Allgemein vorherrschender Rassismus
- Polizeigewalt etc.
Die verübte Gewalt in Saint-Aignan im Loiret (Angriff auf eine Polizeistation) zeigt den ersten Zwischenfall einer (noch nie dagewesen) Revolte von Seiten der Zigeuner. Wie alle Massenaufstände ist dieser durch den Tod eines Menschen am 16 Juli 2010 ausgelöst worden (der Zeugenaussage seines Cousins entsprechend, sei Luigi ohne Vorwarnung (!) wie ein Hund geprügelt worden). Sarkozy hat sich zu diesem Zwischenfall nicht geäußert.
Angesichts unserer begründeten Forderungen hat Sarkozy nur durch seine Schlagstöcke antworten lassen. Seit wann haben die europäischen Bürger (selbst Roma) kein Recht mehr frei durch alle Staaten der EU zu reisen?
Nicht wir befinden uns in der Illegalität, es ist der französische Staat, der seine eigenen Gesetze bricht und seine Minderheit an Zigeunern verfolgt.
Opré Roma! Menschen erhebt Euch!
Mehr Informationen unter: http://lenigloencolere.overblog.com.
Dieser Artikel wurde verfasst durch den CNT-Ausschuss des Fahrenden Volkes, in Zusammenarbeit mit der Vereinigung Niglo en colère, die der UFAT (Union française des associations tsiganes) angehört.
Kontakt-Email: nigloencolere@gmail.com