Ausbeutung von Leiharbeitern und Fremdfirmen
"Daimler spart sich in die schwarzen Zahlen" (Stuttgarter Zeitung)
Tatort: Daimler Werk Untertürkheim
Mehr als 4 Milliarden lässt der Daimler-Vorstand allein 2009 aus den Fabriken herausquetschen. Über 40% davon direkt aus den Kolleginnen und Kollegen. 2010 sollen es bis zu 5 Milliarden werden. "Daimler spart sich in die schwarzen Zahlen", schreibt die Stuttgarter Zeitung. Auf Kosten der Daimler-Belegschaft, das wissen wir alle. Vor allem aber auch auf Kosten von Fremdfirmenbeschäftigten und Leiharbeitern. Dort schreien die Zustände inzwischen z.T. so zum Himmel, dass die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Die SWR-Landesschau berichtet, daß der bekannte Autor Günter Wallraff schikanierten KollegInnen seine Unterstützung angeboten hat. Nur unsere Personalleitung fühlt sich nicht zuständig.
Tatort ist nicht irgendeine Klitsche in der Dritten Welt, sondern unser Werksgelände: KollegInnen der Reinigungsfirma Klüh werden schikaniert, sogar körperlich bedroht. Lohn für geleistete Arbeit wurde häufig nicht bezahlt. Die meisten haben nur befristete Arbeitsverträge. Für Vertragsverlängerungen haben Vorgesetzte von Kollegen Schmiergeld gefordert.
Wir dokumentieren Aussagen von MitarbeiterInnen und ehemalig Beschäftigten der Firma Klüh:
Unter diesen Umständen saubere Arbeit abzuliefern, ist unmöglich. Wenn es dann Reklamationen gab, hieß es vom Objektleiter Herr K., ich würde meine Arbeit nicht ordentlich machen und sei ein Versager."
Diese Aussagen sind eine Auswahl. Es liegen noch weitere, nicht weniger haarsträubende vor.
Willkür ohne gleichen
Genauso haarsträubend war die Vorgehensweise der Fa. Klüh gegenüber den KollegInnen, als sie sich in ihrer Not an Kollegen vom Daimler-Betriebsrat gewandt hatten. Brutale Einschüchterungsversuche sollten sie zum Schweigen bringen.
Doch die Klüh-Vorgesetzten waren zu weit gegangen. Und die KollegInnen nicht länger bereit alles zu schlucken: "Wir müssen das jetzt an die Öffentlichkeit bringen, sonst hört das nie auf. Vielleicht zwingt das den Daimler zukünftig nicht bloß wegzuschauen, wenn wir schikaniert werden!"
Wir haben sofort die Untertürkheimer Personalleitung, H. Mauser und H. Layer, informiert, als uns diese Zustände bekannt wurden. Und gefordert, dass sie eingreift.
Werkleitung schaut weg
Das sei doch ein selbständiges Unternehmen, da könne man sich nicht ohne weiteres einmischen, hieß es. Nach wie vor entzieht sich die Werkleitung ihrer Verantwortung: Daimler geht in einer Stellungnahme gegenüber dem SWR davon aus, dass ihre Dienstleister-Fremdfirmen sich an Gesetze halten.
Wegschauen mit System
Doch so blauäugig kann kein Mensch sein. Denn für solche Zustände sind nicht nur Firmen wie Klüh selbst verantwortlich. Sondern auch ihre Auftraggeber aus der Industrie. Denn sie drücken ständig die Preise. Sie profitieren durch Fremdvergabe von den Hungerlöhnen im Niedriglohnsektor. Und der breitet sich im Betrieb aus wie ein Krebsgeschwür, bis hin zur Materialversorgung der Bänder. Daimler nimmt diese Zustände billigend in Kauf: so spart sich der Vorstand in die schwarzen Zahlen und höheren Profite.
Gemeinsam gegen Lohndumping
Diese Verhältnisse müssen abgeschafft werden. Auch weil sie das Einfallstor für Verschlechterungen für die Stammbelegschaft darstellen.
Gegen Daimlers "Wegschauen mit System" muss öffentlicher Druck aufgebaut werden. Da ist auch der Betriebsrat gefordert. Günter Wallraffs Unterstützung für die ausgebeuteten Klüh-KollegInnen ist ein erster wichtiger Schritt. Weitere müssen folgen. Und zwar schnell. Zum Schutz der Kollegen aus Fremdfirmen und deren Leiharbeitern.
Zum Schutz von uns allen vor diesen Zuständen!
Quelle: www.alternative-info.org
Für die Kolleginnen und Kollegen im Daimler-Werk Untertürkheim, Nr. 76, 18. November 2009
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