Offener Brief an die Mitglieder der Münchner DGB-Gewerkschaften

Wir wenden uns als aktive GewerkschafterInnen der FAU München mit diesem offenen Brief an die Mitglieder der DGB-Gewerkschaften in München, um unsere Kolleginnen und Kollegen darauf aufmerksam zu machen, dass sich in letzter Zeit die feindseligen Verhaltensweisen seitens einiger Münchner DGB-FunktionärInnen gegenüber uns häufen.
Da wir uns immer und überall konsequent für die Rechte der ArbeiterInnen, kleinen Angestellten und Erwerbslosen einsetzen, werden wir auch gegenüber den Hauptamtlichen aus dem DGB-Apparat nicht schweigen.
Wir wollen, dass unsere Kolleginnen und Kollegen über diese Vorgänge in Kenntnis gesetzt werden, wobei wir nur die herausragenden Ereignisse anführen werden.

Im November 2006 richtete die Gewerkschaftsföderation der FAU München eine Anfrage an den DGB München, um einen Raum im DGB-Haus für eine Veranstaltung anzumieten. Das Thema dieser Veranstaltung war der Zeitzeugenbericht des spanischen CNT-Gewerkschafters Abel Paz über seine Erlebnisse während des spanischen Bürgerkriegs und der sozialen Revolution 1936/37. Ziel der Veranstaltung mit dem über 80jährigen Abel Paz war es nicht, die FAU in den Vordergrund zu stellen, sondern möglichst vielen Menschen - besonders in den DGB-Gewerkschaften - die seltene Gelegenheit zu geben, mit einem der letzten noch lebenden Zeitzeugen der Ereignisse in Spanien von 1936 - 1939 zusammen zu treffen und an seinen Erinnerungen teilzuhaben.

Auf unsere Anfrage nach Anmietung des großen Saals im Gewerkschaftshaus wurde uns von der zuständigen Mitarbeiterin zugesagt, der Saal sei frei, sie sehe keine Probleme, lediglich Herr Frey müsse den Vertrag noch gegenzeichnen. Fünf Tage später war dann alles anders. Von einer Zusage war keine Rede mehr. Nach mehrtägigen ständigen Anrufen und Vertröstungen wurde uns dann mitgeteilt, dass zu diesem Termin im DGB-Haus der betreffende Raum nicht frei wäre. Dies entsprach jedoch nicht der Wahrheit, wie uns befreundete Kollegen aus der verdi nachträglich versicherten. Mal ganz davon abgesehen, dass wir durch die sehr kurzfristige Absage grosse Probleme hatten einen adäquaten Ersatzraum zu finden.

Der nächste Vorfall ereignete sich am 1. Mai 2007. Seit Jahren schon wird uns die offizielle Teilnahme am Infomarkt auf dem Viktualienmarkt verweigert, obwohl wir den DGB darauf hinweisen, dass wir dort auf unserem Büchertisch libertäre Arbeiterliteratur anbieten. Egal in welcher Form wir uns bewerben, wir bekommen immer Absagen. Dabei scheuen sich die zuständigen Verantwortlichen sich einer inhaltlichen Diskussion zu stellen. Statt dessen begründen sie ihre Absage mit Platzmangel. In diesem Zusammenhang weisen wir darauf hin, dass der 1.Mai auf die Ereignisse vom Haymarket in Chicago 1887 zurück geht, als die US-amerikanische Arbeiterbewegung - unter Einschluss der sehr aktiven Arbeiteranarchisten - für den 8-Stunden-Tag kämpfte. Doch obwohl wir ein selbstverständlicher Teil der Gewerkschaftsbewegung sind, wird uns Jahr für Jahr die offizielle Teilnahme an den Ständen am Viktualienmarkt verweigert, weswegen wir jedes mal unseren Büchertisch durch eine direkte Aktion durchsetzen.

Den vorläufigen Höhepunkt der Unverschämtheiten mussten wir auf der Solidaritätsdemonstration für die streikenden Telekom-Beschäftigten am 18.Mai 2007 erleben. Wir nahmen wie selbstverständlich an dieser Soli-Demo teil, da wir das Engagement vieler in Verdi organisierter GewerkschafterInnen schätzen und in vielen Initiativen und Betriebsgruppen solidarisch mit ihnen zusammen arbeiten. Anders sah dies offensichtlich Herr Edhofer, stellvertretender Geschäftsführer des Bezirks München und offensichtlicher Versammlungsleiter der Solidaritätsdemonstration der Verdi. Er forderte die anwesenden GewerkschafterInnen der FAU auf, die Demo zu verlassen und behandelte sie mit herablassender Arroganz bzw. war an einer solidarischen Diskussion gar nicht interessiert.

Als gäbe es genug Menschen, die ihre Solidarität mit den streikenden Telekom-Beschäftigten zeigen würde, missachtete Herr Edhofer das Engagement der FAU-GewerkschafterInnen, die ihren Arbeitsplatz verliessen bzw. ihren freien Tag opferten, um ihre KlassengenossInnen von der Telekom zu unterstützen. Das lassen wir uns nicht länger bieten!

Mit solch einem Verhalten erledigen die hauptamtlichen Funktionäre des Münchner DGB die Geschäfte der Bosse. Es gibt doch wahrlich andere Gegner, für die wir solch ein Verhalten reservieren sollten. Die in der Vergangenheit praktizierte Zusammenarbeit (etwa bei Aktivitäten gegen Rechts) hat doch gezeigt, dass wir gemeinsam und solidarisch handeln können, auch wenn es scheinbar ein paar Damen und Herren in der Schwanthaler Straße 64 nicht in den Kram passt.

Gegen die geschlossene Allianz aus bürgerlicher Politik, Medien und Unternehmertum hilft uns nur das gemeinsame und solidarische Zusammenstehen. Deswegen rufen wir die Mitglieder der DGB-Gewerkschaften in München dazu auf, gegen das schändliche Tun einiger ihrer Funktionäre, schriftlich und mündlich zu protestieren.

Lokalföderation der FAU-Gewerkschaften in München:
- Allgemeines Syndikat
- Bildungssyndikat
- Syndikat für Gesundheits- und medizinische Berufe

Erklärt euch solidarisch!

Um euch bundesweit mit uns zu solidarisieren könnt ihr eine Solidaritätserklärung zu den Vorfällen auf der "Telekom Solidemo" auf www.ungesundleben.org/soli unterschreiben.