Mehr Schatten als Licht

"Du hast mehr verdient!"
Mit diesem Spruch wirbt der DGB überall in Bayern! Aber wie sieht die Wirklichkeit aus?!

Die IG Metall hat in Baden-Württemberg abgeschlossen, und es gilt als sicher, dass auch die anderen Bezirke den Abschluss übernehmen werden.

Es ist die Rede von 4,1 %, der Verhandlungsführer der IG Metall spricht sogar von einen Gesamtzuwachs von 5,8%. Gefordert waren 6,5%. Doch was verbirgt sich hinter den Zahlen?

Hier erst mal die Fakten:

Ab dem 1. Juni 2007 erhöhen sich die Tabellenwerte um 4,1 Prozent; für die Monate April und Mai 2007 gibt es eine Einmalzahlung in Höhe von 400 Euro (Auszubildende: 125 Euro), ab 1. Juni 2008 gibt es eine Entgelterhöhung von 1,7 Prozent für weitere 5 Monate und von Juni bis Oktober 2008 gibt es eine Einmalzahlung in Höhe von 0,7 Prozent pro Monat - das macht mit anteiligem Urlaubs- und Weihnachtsgeld 3,98 Prozent. (Die zweite Stufe der Tabellen-Erhöhung und die Einmalzahlung können durch freiwillige Betriebsvereinbarung um bis zu vier Monate verschoben werden. Dadurch reduziert sich der Einmalzahlungs-Betrag entsprechend) Laufzeit des Tarifvertrages: bis 31. Oktober 2008, somit 19 Monate.

Wer nachrechnet merkt schnell, dass Öffentlichkeit und eigene Mitglieder hinters Licht geführt werden sollen.

Die prozentualen Erhöhungen ergeben auf 12 Monate hochgerechnet (unter der Berücksichtigung der Laufzeit von 19 Monaten) lediglich 3,0 %. Und auch das nur, wenn die zweite Stufe mit der Erhöhung von 1,7% tatsächlich im Juni 2008 in Kraft tritt, der Zeitpunkt kann ja auch um bis zu vier Monate verschoben werden. Im allergünstigsten Fall - d.h. mit den Einmalzahlungen für April und Mai 2007 sowie den zusätzlichen 0,7 Prozent - ergäbe sich bei einen Bruttolohn von 3000.- Euro ein jährlicher Gesamtzuwachs von etwa 4,1 %.

Entscheidender Nachteil dabei ist aber, dass lediglich die prozentualen Erhöhungen (also nur jährlich 3,0 Prozent) Basis für den Ausgangspunkt der nächsten Tarifverhandlungen sind.

Die Schere zwischen unteren und oberen Lohngruppen wird weitergeführt, lediglich die Einmalzahlungen für April und Mai 2007 kommen den Niedriglohngruppen mehr zugute, außer den Auszubildenden, die schauen mit lediglich 125 Euro in die Röhre und bräuchten das Geld am nötigsten.

Dieses Jahr wurde allein die Mehrwertsteuer von 16 auf 19% erhöht, da relativiert sich der Abschluss noch mal rapide. Die Produktivität der ArbeiterInnen und Arbeiter steigt weiter, dies hat sich in den Abschluss ebenfalls nicht genügend niedergeschlagen. D.h. dann die Gewinne der Unternehmer steigen weiter.

Ein unschöner Nebeneffekt des Abschlusses ist ferner, dass sich in ihm Klauseln befinden, die den Lohn abhängig machen von dem wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens. Im schlechtesten Fall darf bei der Fortführung dieser Logik dann noch Geld mitgebracht werden, um arbeiten zu dürfen.

Ein weit besserer Abschluss wäre möglich gewesen, die Streikbereitschaft war da! Wie immer war es ein Ritual, das Gewerkschaftsfunktionäre und Arbeitgeberverbände durchziehen. Aus sicherer Quelle aber wissen wir, dass bereits im März z.B. in Bayern die Warnstreiks durch den Druck von Plakaten und Flugblättern vorbereitet wurden, dass aber gleichzeitig intern geredet wurde, man strebe einen maßvollen Tarifabschluß an, der in der ersten Mai-Hälfte abgesegnet sein soll.

IG-Metall-Chef Jürgen Peters sprach von einem “hart umkämpften Kompromiß, der viel Licht, aber auch Schatten beinhalte." Wir finden, dass es eher andersherum ist: Viel Schatten, wenig Licht!

Allg. Syndikat München

Nochmal nachgerechnet

Wir haben unsere Berechnungen nochmals überarbeitet. Die Berechnungen stehen unter www.faum.de zum download bereit.