Bangladesh: weitere Katastrophe in den Sweatshops
Von Amirul Haque Amin, dem Generalsekretär der NGWF (National Garments Workers Federation) wurden wir informiert, dass am 6. März 2006 eine weitere Katastrophe in den Sweatshops Bangladeshs stattfand. Während in anderen Landesteilen die Proteste gegen die unmenschlichen Arbeitsbedingungen und mörderischen "Sicherheitsstandards" weitergingen, mussten in Gazipur, einer Stadt mit 140.000 Einwohnern nördlich der Hauptstadt Dhaka, erneut Arbeiterinnen sterben.
Am Montag, 06.03.06 gegen 18:30 Uhr brach in der Fabrik "Saiem Fashion Ltd." in Gazipur, in der sich auch die Firmen "SK Sweater" und "Radiance Sweater" befinden, eine Panik aus. Nach einem Kurzschluss fürchteten die Arbeiterinnen einen weiteren Großbrand wie nur Tage zuvor in Chittagong, wo bis zu 100 Arbeiterinnen starben. Die Lichter des Werkes verloschen und Alarmanlagen gingen an, so dass fast alle 200 Näherinnen durch das enge Treppenhaus nach unten flohen. Die verschlossenen Türen der Fabrik wurden vier der Mitarbeiterinnen zum tödlichen Verhängnis. Mrs Rahima, Mrs Rafija und Miss Lucky sowie eine ungenannte Arbeiterin starben, zerquetscht unter dem Ansturm der Kolleginnen. Mindestens 50 Frauen wurden bei der Panik verletzt.
Die NGWF kümmerte sich sofort um die Opfer und besuchte die Verletzten daheim und in den Krankenhäusern.
Neben Demonstrationen in Gazipur organisierte die NGWF auch Protestaktionen in der Hauptstadt Dhaka, bei denen die gleichen Forderungen wie nach dem Brand bei KTS erhoben wurden:
Entschädigung für die Opfer, Durchsetzung von Sicherheitsstandards und Einhaltung grundlegender Arbeitsrechte.
In der Fabrik "Saiem Fashion Ltd." hatte es bereits vorher zahllose Verstösse gegen die Rechte der Arbeiterinnen gegeben, wie unbegrenzte Arbeitszeiten und sieben Arbeitstage pro Woche!
Die NGWF bemüht sich, die Namen der vor Ort produzierten Kleidungsmarken herauszubekommen und bittet um internationale Solidarität in ihrem Kampf.
In Bangladesh müssen mehr als 2 Millionen Frauen, oft schon mit weniger als 16 Jahren, unter brutalsten Bedingungen bis zu 13 Stunden pro Tag für den Textilexport arbeiten. Das Land bezieht fast 75% seiner Einnahmen aus der Kleidungsbranche. Selbst die - massiv verkürzten - offiziellen Angaben sprechen von rund 450 Toten in der Textilindustrie seit 1990 und etwa 2000 Verletzten. Die realen Ziffern dürften wesentlich höher liegen.
Mit dem Thema der "schmutzigen" Kleiderproduktion beschäftigt sich u.a. "Clean Clothes, die Kampagne für faire Arbeitsbedingungen weltweit" Siehe http://www.cleanclothes.org bzw. (auf Deutsch aus Österreich) http://www.cleanclothes.at