Blockaden am 100. Streiktag bei Gate Gourmet Düsseldorf
Am Samstag, dem 14. Januar 2006 - dem 100. Streiktag - kam es am Düsseldorfer Flughafen im Umfeld des bestreikten Airline-Caterers Gate Gourmet ab ca. 07.15 Uhr zu vielfältigen direkten Aktionen, hauptsächlich Blockaden. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich in der Schweinekälte bereits ca. 50 Leute am Streikposten spontan versammelt - Menschen aus verschiedenen Städten und solidarischen Zusammenhängen, neben vielen anderen auch einige aus der FAU.
Nichts rollt mehr
Als dann die Catering-LKW der Gate Gourmet das Betriebsgelände verlassen wollten, um die in den frühen Morgenstunden aufgeladene Bordverpflegung in Richtung Rollfeld zu schaffen, demonstrierten die Streik-UnterstützerInnen gegen den fortgesetzten Streikbruch und blockierten dadurch die Ausfahrt. Es wurde ein Transparent entrollt, welches für den passierenden Flughafenverkehr gut sichtbar war und auf die Streiksituation aufmerksam machte.
Nach kurzem Gerangel und etwas Spannungen mit den von Gate Gourmet angeheuerten Wachleuten (Firma Chevalier, Krefeld) wurden die Absperrungen der Sicherheitsfirma, die eigentlich die Gate Gourmet-Ausfahrt freihalten sollten als Blockademittel sinnvoll eingesetzt. Nun ging hier erstmal nichts mehr. Es verließen parallel noch zwei oder drei (Lieferanten-)LKWs den rückseitigen Firmenhof, aber die Lieferanten wurden durchgelassen, sie spielten für die Gate Gourmet Logistik keine Rolle mehr. Ab dann war auch die hintere Ausfahrt "dicht". Somit war die Sache für die Firma Gate Gourmet vorerst gelaufen - das Catering für die aktuellen LTU Nah- und Fernflüge stand.
Die Security im Hof fing nun hektisch an zu telefonieren. Nach ca. 20-30 Minuten tauchte dann der erste Streifenwagen auf. Die Polizisten verschafften sich zunächst einen Überblick über das Chaos und beschlossen erstmal ausgiebig zu telefonieren. In der Zeit, in der sie auf Verstärkung warteten, fing der anwesende Einsatzleiter an, Druck auf die Spontandemo auszuüben und wollte den Chef sprechen ("Wer ist hier der Versammlungsleiter?"). Da keiner so doof war "Hier, ich!" zu rufen, fing er an mit "Machen Sie den Weg frei, sonst..". Aber die zu diesem Zeitpunkt anwesenden 3-4 Polizisten konnten die Menge nicht beeindrucken - alle blieben standhaft.
Brutaler aber erfolgloser Durchbruchversuch
Nun überschlugen sich die Ereignisse. Die Fahrer der blockierten LKW im Firmenhof versuchten unter schlagkräftiger Unterstützung durch die Chevalier-Sheriffs einen
weiteren Durchbruch. Diesmal ohne Rücksicht auf Menschenleben und Material! Sie waren offensichtlich so dämlich zu versuchen, in Richtung Nebenareal, dem Parkplatz der Firma LTU durchzubrechen um auf Umwegen doch noch die wartenden Flieger zu erreichen. Hierbei fuhren sie mehrere Begrenzungspfähle um und hätten dabei beinahe noch Menschen angefahren, die sich vor ihnen befanden. Die Polizei war überfordert und konnte nur zusehen, wie sich die Dinge verselbstständigten.
Wieder hatte die GG die Rechnung ohne die Demonstrierenden gemacht, denn bereits kurze Zeit später hatten sie sich wieder festgefahren. Die LKW trafen vor dem LTU Gebäude wieder auf eine Spontanversammlung, die plötzlich in ihrem Fahrweg stattfand. Hier ergab sich nun folgende Situation: Beim letzten Ausbruchsversuch hatten sie alles auf eine Karte gesetzt und fast alle LKW rausgeschickt, die sie hatten. Die stauten sich nun zu siebt hintereinander vor Halle 8, dem LTU Gebäude! Im Hof standen auch noch drei LKW rum, die nicht ausfahren konnten. Ein Teil der LKW, die sich in Richtung LTU Parkplatz durch die Begrenzungspfähle gerammt hatten, haben dadurch hinterher ständig Öl verloren!
Wie schon gesagt wurde bei dieser dämlichen Aktion von Gate Gourmet auch beinahe ein Mensch plattgewalzt! Wo war hier die Polizei? - oder wiegt versuchte Körperverletzung seitens Gate Gourmet weniger schwer als das Recht der Firma, freie Zufahrt zu einer Straße zu haben?
Gate Gourmet blockiert den Pendelverkehr
Am Düsseldorfer Flughafen ist derzeit wieder einmal der "Skytrain" der Firma Siemens wegen permanenter Fehlfunktionen außer Betrieb. Dass zeitweilig der Ersatzverkehr durch Busse zwischen dem Fernbahnhof und den Passagierterminals zum Erliegen kam, war einzig der Unfähigkeit von Gate Gourmet zu verdanken: einige LKW versperrten unnötigerweise auch Teile der Gegenfahrbahn. Notgedrungenerweise zogen die Passagiere dann zu Fuß mit ihren Koffern an dem Stau der Gate Gourmet LKW vor dem LTU Gebäude vorbei, wo sie durch Transparente und Sprechchöre ("Keine Sklaverei bei Gate Gourmet!") auf den Streik aufmerksam gemacht wurden.
Die psychische Situation bei Gate Gourmet verdeutlichte ein streikbrechender LKW Fahrer dann sehr anschaulich während eines vergeblichen Versuchs von drei LKW, über ein in Richtung Fernbahnhof gelegenes Tor zum Rollfeld zu gelangen. Er schrie einen Anwesenden, der sich am LKW aufhielt, an und warf ihn brutal zu Boden. Vorher hatte er gläubig die Gebete der Gate Gourmet Geschäftsleitung aufgesagt, z.B. dass der Streik die Arbeitsplätze gefährde, weil LTU sich deshalb einen anderen Caterer suchen könnte.
Übergriffe der Polizei
Das ganze dauerte zu diesem Zeitpunkt bereits weit über eine Stunde lang. Nun wurde die Stimmung zwischen der nun immer zahlreicher anwesenden Polizei und den Spontandemonstrierern etwas ruppiger, nachdem unter den eingetroffenen Polizeikräften auch welche in grünem Kampfoverall und offensichtlich unverarbeitetem Vater-Sohn Konflikt waren. Es wurden nun bei einigen der Anwesenden durch die Polizei Personalien festgestellt, auch bei Leuten die einfach nur in der Gegend rumstanden und nichts und niemanden blockiert hatten. Vorweg: Am Ende der Aktion kam es zu einem brutalen Polizeiübergiff, bei der ein Pulk von Behelmten einen der Anwesenden zur Feststellung der Personalien sehr ruppig festnahm, wobei das Opfer Prellungen und eine blutende Schramme an der Wange davontrug.
Nach ca. 2 Stunden wurde die Blockade durch Hilfe der Polizei (u.a. BGS) soweit aufgeweicht, dass die Gate Gourmet LKW wieder unter Gefährdung von Menschenleben durchbrechen konnten.
Verspätungen im Flugbetrieb
Viele der Anwesenden suchten anschließend das Gespräch mit den Streikenden. Es gab warme Getränke am Streikzelt und das allgemeine Gefühl, den Gate Gourmet Chefs und deren US-Bossen der Texas Pacific Group ordentlich in die Suppe gespuckt zu haben, denn das einzige was diese Leute interessiert, sind die Gewinne in der ausgepressten Gate Gourmet Group. Diese wurden am Samstag ordentlich geschmälert! Denn wie sich zeigte, führte die Blockade zu völligem Chaos im Catering der Gate Gourmet Düsseldorf und mindestens 4 LTU Fernflüge hatten teils drastische Verspätungen (Im Gegensatz zu den Kurz- und Mittelstrecken-Fliegern darf die Fernstrecke nicht ohne Catering starten). Die durch Lieferverzögerungen entstandenen Verspätungen kosten Gate Gourmet saftige Konventionalstrafen und die LTU einige tausend Euro Delay-Gebühren. Beim Ruf "Geld über Bord" werden vielleicht sogar die Betonköpfe in Zürich und Texas wach.
Diese Aktion am 100. Streiktag war eine gelungene Demonstration praktischer, gelebter Solidarität!
|