Heines Klinikbeschäftigte haben Tarifvertrag erkauft
Am 1. April, und dies ist kein Scherz, haben die ver.di-Mitglieder der Ameos-Klinik-Dr. Heines in Bremen einen 9-wöchigen Streik beendet.
Nachdem die Klinikleitung zunächst eine Schlichtung abgelehnt hatte, musste Frau Mensen doch Schlichtungsverhandlungen zustimmen. Die Fortführung ihrer rigiden Verhandlungstaktik hätte auch das Ansehen der Klinik nachhaltig schädigen können.
Mit 60% stimmte der größte Teil der ver.di -Mitglieder für die Annahme des Schlichtungsergebnisses. Zunächst haben die dort Beschäftigten bis 2007 einen Tarifvertrag, der entsprechend gewerkschaftlichen Forderungen, gleiche Bezahlung Alt- und Neubeschäftigten zusichert. Als Preis dafür mußten die Längerbeschäftigten auf einen Großteil ihres Weihnachtsgeldes verzichten. Urlaubsgeld wird in der Klinik nicht mehr gezahlt. Statt dessen erhalten sämtliche Beschäftigten eine jährliche Einmalzahlung, die zur Hälfte von der Patientenbelegung der Klinik abhängig ist, in der Summe jedoch ca. 30% des vormaligen Weihnachtsgeldes entspricht.
Mit dieser Sonderzahlung bewegt sich das Lohnniveau der Klinik im Vergleich zu anderen Bremer Kliniken am unteren Bereich. Das Ziel von ver.di - "vergleichbare Bezahlung wie in anderen Bremer Kliniken" - wurde glatt verfehlt. Immerhin wurden für die Geltungsdauer des Tarifvertrages betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen.
Ob der Klinik 2007 wieder ein Arbeitskampf mit Streik ins Haus steht, bleibt abzuwarten.
Als positives Nebenergebnis sei erwähnt, das die Gründung einer Betriebsgruppe angebahnt wurde, sich die Beschäftigten also weiter organisieren!
Was tun?
Hier zeigt sich wieder einmal, dass vereinzelte Streiks ins Leere laufen müssen. Obwohl es in der Stadt Bremen an mehreren Ecken Arbeitskämpfe gibt, zeigt sich Ver.di unfähig, diese Kämpfe miteinander zu verbinden. Das ist auch gar nicht Aufgabe einer sozialpartnerschaftlichen Gewerkschaft, welche ihren Mitgliedern jedwede Kürzung möglichst schmackhaft verkaufen soll. ver.di ist dazu da, die Beschäftigten ruhig zu halten, bevor diese auf die Idee kommen, zusammen mit ihren Kolleginnen und Kollegen anderer Betriebe gemeinsam ihre Forderung durchzusetzen!
Nur so würde es funktionieren. Doch selbst wenn ver.di daran denken würde, dürfte diese millionenstarke Gewerkschaft keine Solidaritätsstreiks durchführen, da politische Streiks in Deutschland verboten sind.
Den Beschäftigten bleibt nichts anderes übrig, als sich an der Basis selber zu organisieren, statt ihre Interessen über Gewerkschaftsführer an die Unternehmen verschachern zu lassen.
Dazu nötig sind von den sozialpartnerschaftlichen Gewerkschaften unabhängige Betriebsgruppen, die ihre Anliegen in die eigenen Hände nehmen und sich strikt außerhalb jeder Gewerkschaftsbürokratie organisieren. Denn wer für sich Verhandeln lässt, darf sich über Kürzungen nicht wundern.
Die Gewerkschaft Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter Union (FAU-IAA) bietet allen Beschäftigten und Betriebsgruppen eine Möglichkeit, sich ohne Bevormundung zusammenzuschließen, damit die einzelnen Belegschaften nicht gegeneinander ausgespielt werden, sondern gemeinsam jene Kräfte bündeln und entfalten können, die nötig sind, die Allmacht der Unternehmen bröckeln zu lassen.
Max Hilse (FAU- Bremen)
Weitere Informationen gibt es bei
www.fau.org
www.fau-bremen.de.vu
www.ungesundleben.de