Demonstrationen am 1. Mai 2005

Aufrufe verschiedener FAU Gewerkschaftsgruppen zum 1. Mai 2005.
Berlin, Bielefeld, Bonn, Düsseldorf, Frankfurt/M, Gießen, Hamburg, Hannover, Leipzig, Magdeburg



"DU HAST EINE WÜRDE ZU VERTEIDIGEN!!!" Unter diesem Motto mobilisiert die FAU-Berlin zu einem schwarz-roten Block auf der traditionellen Gewerkschaftsdemo am 1. Mai 2005. Während der DGB seine Demonstration vor dem Roten Rathaus enden lässt, tragen wir unseren Protest dorthin wo die eigentlich Herrschenden sitzen.

Die Gewerkschaftsdemo marschiert um 10 Uhr am Brandenburger Tor los. Wir treffen uns bei den schwarz-roten Fahnen. Mit unserer Teilnahme wollen wir nicht nur gemeinsam mit unseren KollegInnen den internationalen Kampftag der ArbeiterInnenbewegung begehen, sondern auch unseren Unmut gegen die arbeiterInnenfeindlichen Machtkungeleien der DGB-Bonzen zum Ausdruck bringen und eine anarcho-syndikalistische Strategie des Klassenkampfes repräsentieren.

Wir gehen weiter und machen nicht am Sitz des Bürgermeisters halt, sondern führen eine Demonstration zum "Haus der Deutschen Wirtschaft" durch, wo die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) und der Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI) ihren Sitz haben. Wir gehen deshalb von der DGB-Kundgebung weiter zur Rückseite des Roten Rathauses (12 Uhr Molkenmarkt).

Allgemeines Syndikat (Freie ArbeiterInnen Union Berlin)




Letztes Jahr fand zum ersten Mal in Bielefeld am Vorabend des ersten Mai eine revolutionäre 30. April Demo statt.
Auch dieses Jahr werden wir an diesem Tag unter dem Motto "Nieder mit dem Arbeitswahn! Kapitalverhältnisse überwinden!" auf die Straße gehen.

Samstag, 30. April 2005:
Antikapitalistische Demonstration
14.00 Uhr, Bielefeld Hauptbahnhof (Vorplatz)
www.ag.antifa.net
www.fau-bielefeld.de.vu





Vor zwanzig Jahren war alles noch viel besser. Das Tor zur 35 Stunden Woche wurde aufgestoßen, hart erkämpft in der Metall- und Druckindustrie. Das entpuppte sich aber als Schwingtür und knallte den DGB Gewerkschaften so stark gegen die Nase, dass seitdem kein wirklicher Erfolg mehr zu vermelden war. Der Weg führte auch nicht zur 35 Stundenwoche, sondern auf die Autobahn zur ökonomischen Globalisierung und zum Neoliberalismus. Damit aber kündigte das Kapital den Sozialstaatskompromiss und die Gewerkschaften waren ihren Vertragspartner los.

Nach über 40 Jahren sozialpartnerschaftlicher Politik fällt es den Gewerkschafts-Funktionären, den Betriebs- und Personalräten und auch großen Teilen der Mitgliedschaft immer noch schwer, den deutlichen Wechsel in der ökonomischen Marktpolitik zu erkennen. Es geht aber nicht mehr darum, eine Haltelinie des Sozialabbaus auszuhandeln, um dann weiter zu machen wie bisher, sozusagen Sozialstaat light. Die „Think-Tanks“ des Neoliberalismus haben dem direkt und indirekt lohnabhängigen Menschen die Rolle des Humankapitals verordnet und die Arbeitskraft unter nackte Marktbedingungen gestellt. Schröder sagt dazu „Eine andere Politik kann und will ich nicht“. Was aber nichts anderes heißt als dass das Kapital unter den geänderten ökonomischen Bedingungen den Nachkriegskonsens aufkündigt und zurückkehrt zum offenen Klassenkampf.

Diesen Fehdehandschuh aufzunehmen, auch um die eigenen Lebensbedingungen zu verteidigen, ist schon seit eben jenen Anfängen der ökonomischen Globalisierung, Anfang der Achtziger, das Ansinnen verschiedener linker Gruppen in Bonn, die sich im „Internationalistischen 1. Mai-Bündnis“ zusammengefunden haben. Deshalb wird zum Arbeiterkampftag wie jedes Jahr dazu aufgerufen, die 1. Maidemonstration des DGB kritisch solidarisch zu begleiten.

Um 11.00h beginnt die Demo am DGB-Haus in der Endenicher Straße in Bonn und endet um ca. 12.00h auf dem Bonner Marktplatz. Nachdem in den letzten Jahren die Bezirksvertretung das anschließende 1. Maifest in der Altstadt verhinderte, ist es diesmal dem Bündnis wieder gelungen den Schulhof der Marienschule zu bekommen, manchmal ändern Wahlen halt doch etwas, auch wenn es nichts Wesentliches ist. Auf dem Straßenfest ab 14:00 Uhr kann dann unter dem Motto "Der klassenlosen Gesellschaft gehört die Zukunft" diskutiert, gegessen informiert und getanzt werden.
Schließlich kann es bei der Frage um ein besseres Leben doch nicht um das Hin und Her kleiner bedruckter Papierscheinchen gehen, sondern um das Leben selbst.

FAU Bonn





ArbeitnehmerInnenrechte werden immer offener und unverschämter mit Füßen getreten, und zwar nicht nur von ArbeitgeberInnen und der Regierung, sondern auch von den DGB-Gewerkschaften. Faule Kompromisse, 1Euro-Jobs, Entrechtung und Lohndumping auf der Basis der "Standort Deutschland" Argumente, wo mensch hinschaut. Wessen Land ist damit überhaupt gemeint? Uns gehört es genauso wenig wie uns die Produktionmittel gehören, soviel steht fest. Deswegen kann dieser
"Standort"-Patriotismus auch nicht unsere Sache sein!

Aber wir ArbeitnehmerInnen und Erwerbslosen stellen die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung, das müssen wir den Herrschenden nur deutlich genug zeigen. Wir lassen uns nicht gegeneinander ausspielen! Während sich eine kleine gesellschaftliche Elite mit von uns geschaffenen Werten die Schweizer Konten füllt, faktisch keine Steuern zahlt und ihren Einflussbereich global ausdehnt, sollen wir "den Gürtel enger schnallen"?
Es ist Zeit für das Bewusstsein, dass Unternehmen uns nicht aus humanitären Gründen eingestellt haben, sondern unsere Arbeitskraft kaufen weil sie sie dringend brauchen. WIR Lohnabhängigen sind die MEHRHEIT sollten das ENDLICH AUSNUTZEN - und zwar in jedem Betrieb, JETZT SOFORT!
FAU-IAA - eine kämpfende Gewerkschaft ist möglich!

FAU Ortsgruppe Düsseldorf





»Unsere Agenda heißt Widerstand« Kapitalismus abschaffen!
Auch das letzte Jahr war geprägt von Zumutungen für die steigende Zahl der Arbeitslosen, vom Anziehen der Daumenschrauben für SozialhilfeempfängerInnen und von der Schaffung eines Klimas der Angst für diejenigen, die über einen Arbeitsplatz verfügen. Lohnverluste, Einführung der Praxisgebühr, 1,- Euro Jobs, Beschneidung der ArbeitnehmerInnenrechte und Milliardengeschenke der rot-grünen Bundesregierung für die Unternehmen sind nur der Anfang. Geplant ist, die Löhne in Europa, bis 2010 auf portugiesisches Niveau zu drücken.

Während von uns nach wie vor mehr Verzicht verlangt wird und schon jetzt noch tiefere soziale Einschnitte geplant werden - erwähnt sei hier nur die geforderte Ausweitung der 1,- Euro Jobs auf die freie Wirtschaft und die Forderung nach Rentenkürzungen – kriegen die Bonzen den Hals nicht voll. Betrug das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen in deutschen Vorstandsetagen 1997 noch läppische 892.000 Euro im Jahr, so waren es 2003 schon 1.814.000 Euro! Pro Kopf wohlgemerkt! Eine Steigerung von 103%! Erwirtschaftet von uns, den Lohnabhängigen. Dem Genossen der Bosse Schröder und seiner Regierung fällt zum Ausgleich dazu ein, ALG II EmpfängerInnen aus Ihren ach so luxuriösen Wohnungen zu vertreiben, wenn diese ein paar Euro zu teuer sind.

Es langt! Wir haben genug von verlogenen, nationalistischen Aufrufen zur "Verteidigung des Standortes Deutschland", vom ungezähmten Klassenkampf von Oben und unerträglicher Hetze gegen so genannte "Schmarotzer", "Asylbewerber" und "Freizeitweltmeister". Gestalten wie dem Arbeitgeber - Präsidenten Hundt, dem Bundespräsidenten Köhler und der kompletten Berliner Politikerkaste muss endlich die Grenze aufgezeigt werden.

Wir lassen uns nicht von der »leere Kassen«-Rhetorik verarschen, die uns von den Unternehmerverbänden und der ganz großen Koalition in Berlin um die Ohren gehauen wird! Wir brauchen nicht noch mehr Konkurrenz, noch mehr Verwertungslogik, noch weniger Zeit zum Leben! Die als Reform getarnte gigantische Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums von unten nach oben ist ein Angriff auf das Leben aller in Lohnabhängigkeit stehenden und auf alle armen oder kranken Menschen.
Von wegen mehr Arbeiten, von wegen weniger Urlaub, von wegen weniger Rechte, wir scheißen auf die Propaganda der Herrschenden:

Es reicht! Es ist Zeit zum Gegenangriff!

Der Widerstand, der in den letzten Jahren gegen den Sozialabbau geleistet wurde, war richtig und wichtig, auch wenn er nur von kleinen Teilen der Gesellschaft geleistet wurde. Es gilt nun, diesen Widerstand zu verschärfen, seine Basis auszuweiten. Leider sind DGB-Führung und relevante Teile der Einzelgewerkschaften noch immer mehr damit beschäftigt, die Maßnahmen der Regierung zu rechtfertigen, als Widerstand gegen die andauernden Angriffe auf uns Lohnabhängige zu organisieren. Im Gegenteil! Äußert sich spontane Gegenwehr wie beim Bochumer Opelstreik im Sommer, tut die IGM-Spitze alles, um diesen Widerstand einzudämmen und die Kontrolle über die Streikenden wieder zu erlangen. Es geht ihr schlicht darum die eigenen Pfründe zu verteidigen. Emanzipierte ArbeiterInnen können da nur stören. Und so wird lediglich eine etwas weniger schlimme Ausbeutung (»Kurskorrektur«) angestrebt, die Mär der »zukunftsgerechten Reformen« verteidigt, um morgen angeblich »Arbeit für alle« zu erreichen.

Wir brauchen Gewerkschaften, die nicht die kapitalistischen Sachzwänge verwalten, sondern die Interessen der Lohnabhängigen gegen die Unternehmer durchsetzen. Das geht nur in selbstorganisierten Basisgewerkschaften.
Die Unternehmer fordern längere Arbeitszeiten, unsere Antwort ist: Radikale Arbeitszeitverkürzung. Sie verlangen Lohnsenkungen, wir sagen: Radikale Lohnerhöhungen.

Unternehmer und Manager sind gut organisiert - und wir? Wir Lohnabhängigen werden im Kapitalismus gegeneinander ausgespielt. Es gilt, dieses Konkurrenzprinzip zu durchbrechen, Kommunikation und Solidarität von unten herzustellen.

- Für die Abschaffung der Lohnarbeit und eine selbstorganisierte, klassenlose Gesellschaft, ohne Staat, Geld und Ausbeutung.
- Revolutionäre Gewerkschaften aufbauen!

9.30 Uhr - Demo ab Günthersburgpark/Rohrbachstr. (ab der Berliner Str. verlassen wir die DGB-Demo und gehen zum Liebfrauenberg)

11.00 Uhr - eigene Kundgebung am Liebfrauenberg

18.00 Uhr - Grillfest vor dem FAU Lokal, Mühlgasse 13

Zur Demonstration rufen auf:
FAU-Ffm - Gewerkschaft für alle Berufe, IWW-Frankfurt, antifa-[f], Arbeitskreis Umweltschutz Wiesbaden (AKU), Cafe Klatsch Kollektiv Wiesbaden und andere Gruppen.



So. 1.5.05/10.30Uhr/Fußgängerzone/Bei den drei Schwätzern

Das Anti-Hartz-Bündniss Gießen lädt zur DGB-kritischen 1.Mai Demonstration. Wir werden später zur DGB-Veranstaltung stoßen.



Wie siehts aus?
Die Lebenswirklichkeit der meisten Menschen ist geprägt durch massive Verschlechterungen:
Diejenigen, die noch bezahlte Arbeit haben, leiden unter Lohndiktat, Arbeitsverdichtung Konkurrenz, Hetze und gesundheitsgefährdenden Arbeitsbedingungen. Erwerbslose und FamilienarbeiterInnen sehen sich derbem Sozialabbau gegenüber, der durch Hartz IV im Zwang zu “ehrenamtlicher Tätigkeit” seinen vorläufigen Höhepunkt gefunden hat.
Die großen Gewerkschaften des DGB haben durch Aufweichung der Tarife, Arbeitszeitverlängerung und mannigfache Kungeleien an allen arbeitnehmerfeindlichen Aktionen immer lustig teilgenommen.
Eine sozialdemokratisch-grünliche Regierung versucht durch ihre so genannten Reformen seit Jahren sich selbst rechts zu überholen und die besten Ausgangsbedingungen für eine erneute Machtübernahme der Konservativen zu schaffen. Staatliche Repression richtet sich gegen Minderheiten und Migranten, aber auch gegen Lohnabhängige. Rassismus und Sexismus werden nicht bekämpft, sondern alle vier Jahre zum Wahlkampf benutzt. Im Rahmen der Zusammenlegung von Arbeitslosengeld II und Sozialhilfe ist das Bedarfsprinzip durch Verwertbarkeit ersetzt worden, das heißt: Wer sich der Zwangsarbeit verweigert, kriegt keine Kohle mehr.

Woran liegts?
In Zeiten ökonomischer Krisen zeigt der Staat sein wahres Gesicht: Er sieht seine Funktion nur im Schutz der Profitinteressen und der Herrschaftssicherung. Das ganze wird dann begründet mit dem Popanz der Globalisierung, dass man um “international konkurrenzfähig” zu bleiben, gar nicht anders handeln könne. Während die Waren und Geldströme größtmögliche Freiheit genießen, werden die Menschen in ihrer Bewegung behindert. Globalisierung heißt in Wirklichkeit nichts anderes als die ungehemmte Ausdehnung der Arbeits- und Absatzmärkte auf alle Regionen und Kulturen.
Was stattfindet, ist Klassenkampf von oben, der nur ein Ziel hat: Die Umverteilung von unten nach oben, alle Werte sollen weg von den arbeitenden Menschen und hin zu den wenigen Kapitalisten, Managern und Bonzen fließen.
Die Akkumulation von Profit erzeugt dabei immer neue Gewinnmöglichkeiten, daraus resultiert mehr sinnloses Wachstum, mehr Ausbeutung der Menschen, mehr Naturzerstörung.

Was hilft?
Helfen kann und will jedenfalls keine Regierung, kein Staat, keine Reformpolitik, keine Partei und erst recht keine Religion. Und auch die großen Gewerkschaften wie Verdi etc. haben sich als untauglich erwiesen. Sie funktionieren sämtlich nach dem Stellvertreterprinzip: dort sitzen bürokratisch organisiert und schön hierarchisch gegliedert Menschen, deren Job es ist, unsere Interessen zu vertreten. Da sie aber selbst ganz andere Interessen haben (z.B. als Aufsichtsratsmitglied, Parteipolitiker), kann die Sache nicht funktionieren.
Dennoch sind die arbeitenden Menschen dem Kapitalismus nicht hilflos ausgeliefert. Selbstorganisation ist der notwendige Schritt zur Durchsetzung unserer Interessen. Statt zu jammern, setzen wir auf direkte Aktionen, die in das Gefüge der Herrschaftsstrukturen eingreifen. In der Arbeitswelt können dies organisiertes Krankfeiern, wilde oder zahme Streiks, Minderarbeit, Sabotage, Betriebsbesetzungen usw. sein. Ansonsten bieten sich kollektive Aneignungen von Waren, Wohnungen und Verteidigung von öffentlichem Raum an. Anarchosyndikalistische Selbstorganisation heißt das Leben gemeinsam selbst in die Hand zu nehmen und nicht auf die erlösende Revolution zu warten.

Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union – FAU Hamburg
Jeden Tag ist 1. Mai - Gewerkschaft ohne Bonzen

Kommt zum Sozialrevolutionären Block in der Revolutionären 1. Mai-Demo
17 Uhr S-Bahn Sternschanze


Außerdem ein Kommentar der FAU Hamburg zum Euromayday:

Mayday – den 1.Mai zur Loveparade machen?

Am 1. Mai soll in Hamburg der Euromayday stattfinden. Es handelt sich hierbei um ein Demokonzept in Paradenform, angelehnt an die Paraden, die in den letzten Jahren in Barcelona und Mailand stattgefunden haben und die aufgrund der dort existierenden Basisbewegungen relativ groß waren.

Das Thema des Mayday ist "Prekarisierung". Doch was ist Prekarisierung?
Prekarisierung ist der Begriff für die Zunahme von prekären Arbeits- und Lebensverhältnissen. Prekär bedeutet heikel, unsicher. Der Begriff der Prekarisierung setzt einen Bezug auf "normale" Arbeitsverhältnisse voraus, die es sowieso nur in den sog. Industriestaaten jemals gegeben hat und die global gesehen überhaupt nie "normal" waren.

wir sind prekär - yeah yeah yeah

Der Mayday soll alle ansprechen, die sich irgendwie prekarisiert fühlen:
Wir sind jetzt plötzlich alle "prekär", wenn auch in "unterschiedlichen Lebenslagen" (der eine ist eben Freelancer, die andere illegalisierte Putzfrau), die einen mit akademischen Graden und deutschem Rentenanspruch (und auch auf Zahlung von ALGII plus Miete!), die anderen haben einfach nix, wenn ihr Arbeitsplatz wegfällt.

Die Forderung von sozialen und politischen Rechten für alle Menschen unabhängig von Staatsangehörigkeit und Lebensort ist wichtig. Aber: Die Konstruktion einer sozialen Gemeinsamkeit im Sinne von "Wir sind alle ein bisschen Opfer" ist keine Basis für eine politische Identität.

Die Linken, die ihre Forderungen immer noch an dieses System richten das ihnen irgendwelche Rechte garantieren soll, haben die Rolle des Staates nie richtig verstanden. Der Staat ist ein kapitalistischer Staat, von etwas anderem reden heißt, von "hölzernem Holz" (Erich Mühsam) reden. Soziale Sicherungssysteme wurden nur deshalb eingeführt, weil die herrschende Klasse Angst vor Revolutionen hatte.
Die OrganisatorInnen des Mayday tun so, als wäre sozialer Kampf ein konsumierbares Spaßevent. Der Mayday soll als "paradeskes event" durch seine Form fortschrittlicher als die "ritualisierten Demos" der traditionellen Gewerkschaften erscheinen; inhaltlich beziehen die OrganisatorInnen keinen politischen Standpunkt und verschleiern, dass es sozialrevolutionäre Perspektiven gibt.

Es handelt sich beim Mayday um nichts anderes als Gejammer ohne eine grundsätzliche Kritik der Lohnarbeit und ohne eine andere politische Perspektive als dieses Gejammer an Politiker ranzutragen. Solche Paraden wirken in Bezug auf die aktuelle Situation bestenfalls karikierend (ja, es sterben tatsächlich jeden Tag Menschen durch dieses System) und haben auf keinen Fall etwas mit Widerstand oder politischem Kampf für Selbstbestimmung zu tun. Das Mayday-Konzept beinhaltet weder eine grundsätzliche Kapitalismus- und Gesellschaftskritik noch eine gesamtgesellschaftliche Perspektive für Veränderung. Der einzige Bezugspunkt des Mayday sind flexible und sichere Arbeitsplätze- "Flexicurity" eben. Dass die Illusion von sozialer Sicherheit im Kapitalismus immer nur auf der Ausbeutung und Unterdrückung der Mehrheit der Menschen beruhen kann, das wird stillschweigend übergangen.

Karneval statt Widerstand gegen Agenda 2010 und Hartz?

Der 1. Mai ist der Internationale Kampftag der Klasse der Lohnabhängigen für ihre Befreiung von Ausbeutung und Unterdrückung. Events, an denen Leute teilnehmen, weil sie eine Befreiung von ihren verinnerlichten Zwängen versprochen kriegen, sind in dieser Hinsicht nur kontraproduktiv (Zitat Aufruf: "Leben Sie Ihr Leben, wie Sie es wollen? – Nein? – Dann hilft nur eins: Durchstarten beim Euromayday in Hamburg!" "Das präsentieren wir am 1.Mai mit der Euromayday-Parade auf der Straße und da wollen wir euch sehen."! Diese Anpreisung von Politkonsum mit Identitätsfindungsanspruch ist schlicht antiemanzipatorisch

Abschaffung der Lohnarbeit ist nur durch langfristige Organisation von unten zu erreichen. Für diese Inhalte stehen und kämpfen wir als Anarchosyndikalist/-innen weiterhin; es entspringt nicht einer überkommenen Tradition, sich der Inhalte zu erinnern. Der Kapitalismus ist bei weitem noch nicht abgeschafft oder überholt. Er ist grausame Realität!

Wir wiederholen uns sicherlich - aber dennoch: Wir wollen keine flexibilisierten aber sozial abgesicherten (Flexicurity) Arbeitsplätzchen in einer schönen Bäckerei - wir wollen weiterhin die gesamte Bäckerei übernehmen, um nicht weiter als Lohnabhängige von den Krümeln der BäckereibesitzerInnen abhängig zu sein. Wir können der Erpressung durch die Kapitalisten nur entgehen, wenn wir die Kapitalisten enteignen und die gesellschaftlich notwendigen Produkte zu unser aller Bedürfnisbefriedigung gemeinsam übernehmen und verantworten. Wer das nicht will, weil es ihm/ihr zu anstrengend oder zu kompliziert erscheint, wird immer auf Gedeih’ und Verderb dem kapitalistischem System ausgeliefert sein, and the precarity goes on ...

Wenn ich nicht tanzen kann, ist es nicht meine Revolution! Stimmt!
Was soll ich tanzen, wenn da keine Revolution ist? Stimmt auch!

Freie ArbeiterInnen Union Hamburg





So, 1.Mai ab 13 Uhr im UJZ Kornstrasse 28-30, Hannover Nordstadt

- Kurzfilme,
- Diskussionsrunde zu Ein-Euro-Jobs,
- Beiträge zur Geschichte des 1.Mai,
- Büchertisch und kulinarische Genüsse

veranstaltet von der FAU Hannover





Zum 1. Mai rufen die FAU Leipzig, das Erwerbslosen- und das Bildungssyndikat zu einer kämpferischen Teilnahme an der 1.-Mai-Demonstration auf - Treffpunkt ist 10 Uhr am Connewitzer Kreuz bei den schwarz-roten Fahnen!
Am gleichen Tag gilt es einen Naziaufmarsch zu verhindern und vom 1. bis 8. Mai findet in Leipzig das CULDT-Camp statt.

Die Ursprünge des ersten Mai liegen im 19. Jahrhundert, als radikal-sozialistischer Aktionstag. Dieser Ursprung ist heutzutage verschüttet. Trotzdem oder gerade deshalb rufen wir alle zum 1. Mai auf, ihre Abneigung gegen Lohnarbeit und die kapitalistischen Zumutungen und ihre Vorliebe für ein menschliches, selbstorganisertes Zusammenleben gemeinsam auf die Straße zu tragen.
Die FAU Leipzig mobilisiert mit anderen Gruppen eines lokalen 1. Mai-Bündnisses für eine kämpferische Gestaltung der sonst eher lauen 1.-Mai-Demonstration: "Solidarisch gegen die herrschenden Zustände - Nazis und Sozialabbau stoppen"

Leipzig 10 Uhr Connewitz Kreuz
Wir treffen uns bei den schwarz-roten Fahnen


Im Anschluß gilt es den Naziaufmarsch zu verhindern. Mehr auf: www.left-action.de/antifa

Die Idee des CULDT-Camp, das vom 1.5. bis 8.5. in Leipzig stattfinden wird, ist es, Raum zu schaffen für einen Aufbruch in eine andere Gesellschaft, für andere Formen des Zusammenlebens auf der Suche nach einem schönen Leben für Alle. Ziel des AktivistInentreffen ist es, Platz für Erfahrungsaustausch zu bieten und eine Fortbildung für Menschen zu ermöglichen, die an linksradikalen Inhalten interessiert sind. Dort sollen gemeinsam Handlungsstrategien, Perspektiven und Utopien entwickelt und diskutiert werden. Das Treffen soll dazu beitragen, die linke Bewegung durch Förderung von Selbstorganisierungsprozessen zu stärken. Es wäre schön, wenn sich der Raum des CULDT zum Austausch zwischen emanzipatorischen Netzwerken entwickelt und somit die Möglichkeit für eine breite libertäre Bewegung schafft, welche die Zersplitterung von einseitigem Aktionismus, reiner Kulturarbeit oder universitären Theoriezirkeln überwindet. Mehr Infos auf www.culdt.de.vu

Was sonst noch?
Am 7.5. findet in Leipzig die jährliche Global Space Odyssee statt - eine von der Leipziger Partyszene selbst organisierte Parade ähnlich der Berliner Hanfparade anlässlich des globalen Million Marihuana March - ein künstlerisches Plädoyer für ein selbstbestimmtes Leben.
Und am 8.5. gilt es zum "Tag der Befreiung" vom NS-Regime den Naziaufmarsch in Berlin zu verhindern.
Don't forget: Am 9. Mai soll vom Bundestag die EU-Verfassung ratifiziert werden!

Auch in anderen Städten werden am 1. Mai von FAU-Ortsgruppen und Syndikaten Aktionen und Demonstrationen durchgeführt:

z.B. in Berlin
10 Uhr Brandenburger Tor
12 Uhr Molkenmarkt

Und damit wir auch am 2. Mai noch was zu lachen haben - Organisier' Dich!





Ein Kommentar der FAU-Magdeburg

Erster Mai? War da irgendwas? Marktstände von Gewerkschaften und Versicherungen? (Und wo ist da eigentlich der Unterschied?). Nein danke! Zum "Tag der Arbeit" degradiert oder als "Kampf- und Feiertag der Werktätigen" propagiert und zu parteitreuen Massenaufmärschen mißbraucht - die Wenigsten verbinden mit dem ersten Mai noch mehr, als einen freien Tag zum Frühlingsbeginn, den man beim Volksfest im Stadtpark verbringt. Und selbst das scheint nicht mehr so sicher, wird doch seit einiger Zeit dieser Tag ins Gespräch gebracht, wenn es wieder mal ans Kürzen bei Feiertagen geht.

Dabei war dieser Tag einmal ein wichtiges Ereignis im Leben vieler Arbeiterinnen und Arbeiter, das dazu noch weltweit gemeinsam begangen wurde. Ursprünglich diente der erste Mai als gemeinsamer Kampf- und Aktionstag zur Durchsetzung des 8-Stunden-Tages. Dieses Datum geht auf die Arbeiterinnen und Arbeiter von Chicago zurück, die am 1. Mai 1886 den Generalstreik proklamierten und gemeinsam für dieses Ziel auf die Strasse gingen. Als bei diesen Protesten durch Provokateure eine Bombe gezündet wird, sterben mehrere Demonstranten und Polizisten. Für dieses Massaker vom Chicagoer Haymarket wurden von der Polizei 7 Anarchisten in einem Schauprozeß zum Tode verurteilt, ohne dass ihnen eine Schuld an der Tat nachgewiesen werden konnte.

Auf dem internationalen Arbeiterkongreß 1889 in Paris wurde dann dieser Tag zum internationalen Kampftag der Arbeiter proklamiert. Damals - auch ohne je vom Schlagwort Globalisierung gehört zu haben - war den meisten Arbeitenden durchaus klar, dass sie ihre Ziele nur über eine internationale solidarische Bewegung durchsetzen können. Aber schon sehr frühzeitig traten - nicht nur - in Deutschland Parteifunktionäre auf die Bremse. Die SPD verlegte 1891 den von der damaligen Internationale proklamierten weltweiten Generalstreik - ihrer Zeit schon damals weit voraus - einfach auf den ersten Sonntag im Mai. Dennoch gab es in den folgenden Jahrzehnten an diesem Tag immer wieder Streiks und Demonstrationen. Einen Höhepunkt erreichte ihre "Befriedungspolitik" dann am 1. Mai 1929, als der sozialdemokratische Polizeipräsident von Berlin auf die trotz Verbot demonstrierenden ArbeiterInnen schiessen liess, wobei 28 Menschen starben.

Die Nazis hatten den hohen Symbolwert dieses Tages erkannt und machten - um etwaigen Protesten an diesem Tage die Spitze zu nehmen - den Tag zum offiziellen landesweiten Feiertag, dem "Feiertag der nationalen Arbeit". Am 1. Mai 1933 marschierten dann Gewerkschaften und SA gemeinsam zur "Maifeier" - einen Tag später wurden erstere verboten. Nach dem Ende der Nazidiktatur wurde dann der erste Mai in beiden Teilen Deutschlands immer mehr zu Jubelfeiern mit Volksfestcharakter. Im Westen gingen immer weniger Menschen zu den DGB-Veranstaltungen, im Osten strömten die Massen nach Erfüllung der Demonstrationspflicht zum kollektiven Besäufnis. Das Ergebnis war in beiden Fällen das gleiche: die einstige Bedeutung dieses Tages verblasste immer mehr.

Zwar haben rrradikale Linke versucht, an die ursprünglichen Traditionen anzuknüpfen und den "revolutionären ersten Mai" ausgerufen, ein Event, das besonders in Berlin schon seit Jahren kaum mehr als ein Schaulaufen mit kollektivem Dampfablassen ist. Es geht kaum mehr um Inhalte oder sozialen Widerstand, sondern in erster Linie darum, herauszubekommen, wer denn nun der Revolutionär(ste) ist. Soziale Kämpfe, die den eigentlichen Inhalt der Maifeiern der Arbeiterbewegung bildeten, wurden von den Linken dabei weitestgehend ignoriert.

Inzwischen hat sich einiges an den Rahmenbedingungen geändert. Das letzte Jahr stand erstmals seit langem wieder im Zeichen landesweiter sozialer Proteste. Auch wenn die Forderungen und Aktionsformen auf den Montagsdemos i.d.R. sehr bescheiden angelegt und oft sehr konfus waren, sind diese dennoch ein Zeichen dafür, dass langsam die Grenzen des Zumutbaren erreicht sind. Für immer mehr Menschen stellt sich die soziale Frage in einer lange nicht dagewesenen Unmittelbarkeit. Dabei dürften inzwischne viele die Erfahrung gemacht haben, daß Latschdemos - und ist die Zahl der Teilnehmenden noch so groß - kaum etwas bewirken, als ein paar kosmetische Änderungen. Momentan scheint es so, daß viele wieder resigniert haben. Manche dürften auch noch vom "Eingemachten" leben, was ihnen die derzeitigen Situation noch nicht so katastrophal erscheinen lässt, wie sie eigentlich ist.

Die Nazis haben das scheinbar begriffen. Ihnen - oder jedenfalls denjenigen untern ihnen, die für die Kopfarbeit zuständig sind - ist klar, dass sie mit nationalistischen Parolen allein nicht punkten können. Der Weg zu den "Massen" führt über die Thematisierung der sozialen Frage. Denn das dürfte der Brennpunkt der nächsten Jahre werden. Mit ihrer Demagogie versuchen den Unmut über den Abbau sozialer Strukturen sich zu eigen zu machen, eine Strategie, die auf den Montagsdemos eine ganze Zeitlang aufzugehen schien. Nur dem konsequenten Einsatz von AntifaschistInnen ist es zu verdanken, daß sie letztlich von den Demos ausgeschlossen wurden.

Aber die jüngsten Wahlerfolge und der Einzug von NPD und DVU in den Landtag von Sachsen und Brandenburg zeigen, dass es ihnen gelingt, Teile der Gesellschaft für ihre Zwecke zu gewinnen. Der schwarze Peter wird wieder einmal (jüdischen) Spekulanten, Ausländern und Sozialschmarotzern zugeschoben, die die nationale "Volksgemeinschaft" von fleissigen deutschen Arbeitern und investitionswilligem deutschen "schaffendem" Kapital unterminieren würden. Ihre sogenannte Systemkritik richtet sich jedoch nicht gegen den Kapitalismus insgesamt, sondern nur gegen seine vermeintlich einzig schlechte Seite: das "raffende Kapital" und die von diesem gesteuerten "Volksschädlinge". Leider greifen diese Argumentationen allzuoft bei Menschen, die durch eine tendenziell ähnliche Argumentation in den Medien bereits für solche Stimmungsmache empfänglich gemacht worden sind.

Es ist an der Zeit, daß wir, d.h. diejenigen, die von Sozialabbau und zunehmender Arbeitshetze Betroffenen, uns den Tag wiederholen und daran anknüpfen, worin ursprünglich mal der Sinn der Maifeier lag. Der erste Mai war ein Tag des Widerstandes. Viele Arbeiterinnen und Arbeiter hielten eigenmächtig Arbeitsruhe an diesem Tag - auch ohne den Segen der Gewerkschaftsfunktionäre. Aber auch wenn heute ohnehin dieser Tag für die meisten arbeitsfrei ist - es gibt viele Möglichkeiten, diesen Tag würdig(er) zu begehen.

Wichtig ist vor allem, dass wir diesen Tag - wie den Kampf gegen das kapitalistische System - als unsere ureigenste Angelegenheit begreifen - und nicht die irgendwelcher Funktionäre, Politiker und Möchtegernführer. Auf unsere Initiative kommt es an, Partei- und Gewerkschaftsapparate war von jeher kaum mehr als Mittel, Proteste und Initiativen von unten zu instrumentalisieren und damit abzuwürgen. Auch sollte man sich nicht irgendwelchen Illusionen hingeben, eine Rückkehr zum guten alten sozialen Wohlfahrtsstaat wäre möglich oder gar wünschenswert.

Diese Epoche war eine Episode in der Entwicklung des Kapitalismus, die besonderen Umständen und nur in einigen wenigen Ländern der kapitalistischen Welt überhaupt existiert hatte. Zudem war die staatliche "Fürsorge" durchaus eine repressive, ebenso wie die Bedingungen an den Fliessbändern in den Fabriken alles andere als erträglich waren. Heute zeigt sich auch hierzulande der Kapitalismus ungeschminkter denn je. Daran sind aber weniger irgendwelche besonders raffgierigen Kapitalisten schuld - der Hund liegt im kapitalistischen System der Konkurrenz begraben.

Eine lebenswerte Perspektive - wofür die materiellen Bedingungen, d.h. ein technischer Entwicklungsstand, der eine massive Verringerung der zum vernünftigen Leben notwendigen Arbeit ermöglichen würde, heute günstiger denn je sind - gibt es nur jenseits des Kapitalismus.