Paris: Polizeiüberfall auf CNT-Zentrale
Gestern Nacht wurde die Zentrale der CNT (Vignoles) in Paris von der Polizei angegriffen. Dabei gab es zahlreiche Leichtverletzte.
Am 12. Februar 05 fand in der Zentrale der anarchistischen Gewerkschaft CNT ein linkes Konzert statt. Es spielten Brixton Cats aus Pris, Brigada Flores Magon, eine anarchistische Redskin-Band aus Paris und Opcio K-95, eine kommunistische Redskin-Band aus Katalonien. Im Laufe der Nacht erschienen etwa 400 Leute, um sich diese Bands in Ruhe anzuschauen.
Die CNT-Zentrale befindet sich seit über 50 Jahren in denselben Räumlichkeiten, nachdem sie in den 50er Jahren von spanischen Genossen, welche im spanischen Bürgerkrieg gekämpft hatten, gegründet wurde. Heute hat CNT etwa 10.000 Mitglieder in Frankreich. In der mehr als 50jährigen Geschichte haben es die Bullen nicht einmal gewagt, die Zentrale der Anarchisten zu betreten oder sie von außen zu belagern. Eine vorbeifahrende Streife war bisher das höchste der Gefühle. Doch gestern hätten die Bullen fast einen großen Fehler begangen.
Nachdem die beiden ersten Bands gespielt hatten, pöbelte außerhalb des Komplexes eine Frau mehrere Bullen einer Streife an, welche sich durch Zufall in der Nähe befand. Daraufhin wurde die Frau sofort mit CS-Gas oder Pfeffer-Spray angegriffen. Zu Hilfe eilenden GenossInnen erging es genauso. Daraufhin zog man sich in den Komplex zurück. Dieser ist in U-Form, sprich eine enge Gasse, umsäumt von drei Gebäuden. Es gibt nur einen Ausgang und da standen die Bullen. Nun wurde der Eingang von älteren und erfahrenen GenossInnen besetzt, welche versuchten die Situation zu beruhigen. Die Cops kamen näher, noch immer versuchten wir zu beruhigen. Doch dann griffen die Cops an und schlugen wahllos auf die GenossInnen ein. Dass die französischen Bullen nicht gerade friedliebend sind, ist ja bekannt - dennoch wehrten sich die zum größten Teil vermummten GenossInnen mit Flaschenwürfen und schlugen bzw. traten auf die Bullen ein, was einigen von denen nicht gut bekam. Diese wehrten sich wieder mit einer Gasattacke. Durch die U-Form des Komplexes zog nun aber das ganze Gas in die Räumlichkeiten, wodurch alle Anwesenden Gas fressen mussten.
Nun wurde (bei geschlossenen Türen) den Bullen klar gemacht, dass man sich nur noch mit dem Chef der Kompanie - es waren 200 Bullen vor Ort - unterhalten würde. Der Chef war nicht da. Die Bullen hatten diese gesetzwidrige Aktion, wie gesagt mit 200 Bullen, ohne Absprache mit einem Vorgesetzten gestartet. Sie wollten, dass wir alle einzeln und mit den Händen auf dem Kopf heraus kommen. Dies wurde als Unmöglichkeit abgelehnt, woraufhin die Bullen mit Räumung drohten, was für uns sehr schmerzhaft gewesen wäre. Den Bullen wurde erklärt, dass sie einen Krieg entfesseln würden, wenn sie nicht sofort abzögen. Einige Pigs waren durch den hohen Organisationsgrad der anarchistischen Genossen schon ein wenig nervös, bestanden jedoch auf ihren Forderungen. Ihnen wurde mitgeteilt, dass alle Anwesenden bereitstehen, um die Zentrale gegen diese Repression militant zu verteidigen und die Bullen einem Artikel auf den Titelseiten des nächsten Tages nur durch Rückzug entgehen könnten.
Nun traf der Boss der 200 Kampfbullen an. Dieser entschuldigte sich mehrmals für den Fehler seiner Befehlsempfänger und befahl den sofortigen Rückzug. Ihm war durchaus bewusst, wie haarscharf er an einer Nacht voller Straßenkämpfe vorbeigekommen war, für die er die Verantwortung getragen hätte. Er beschimpfte die ranghöchsten Beamten auch, wie sie denn bescheuert sein könnten die CNT-Zentrale anzugreifen.
Nun wurden die letzten Verwundeten versorgt, also die Opfer vom Tränengas. Es gab auch Bewusstlose zu versorgen. Danach ging der Abend aber noch ruhig zu Ende. In Deutschland hätten sich Bullen niemals die Blöße gegeben und wären abgezogen, nachdem sie eine linke Veranstaltung angegriffen haben. Sie hätten, ob gesetzwidrig oder nicht, die Veranstaltung geräumt und ihnen wäre dies wesentlich einfacher gefallen als den Bullen am gestrigen Abend. Der hohe Grad an Organisation, Solidarität und Hilfsbereitschaft untereinander ist mir positiv aufgefallen. Dieses ist man aus Deutschland in diesem Maße nicht gewohnt. Auch dass trotz der Bullenangriffe, alles sehr ruhig blieb innerhalb des Komplexes trug dazu bei, die Bullen zu verunsichern - denn sie sahen, dass absolut keine Panik ausbricht, sondern sich auf den Verteidigungsfall vorbereitet wird. So wurden zum Beispiel die ganze Zeit Bänke zum Barrikadenbau in die Gasse getragen.
Hoffen wir, dass dies der letzte Angriff der Bullen in den nächsten 50 Jahren auf die CNT-Zentrale war.
No justice, no peace, ...