Solidarität mit den MCS-Beschäftigten
Heute demonstrierten etwa 40 Beschäftigte der MultiCom Services GmbH (MCS) und UnterstützerInnen vor der Hauptstadtrepräsentanz der Telekom.
Bewaffnet mit Transparenten, Fahnen und Megaphon wurde ein offener Brief (siehe unten) an den Vorstandsvorsitzenden der Telekom öffentlich vorgelesen und anschliessend an einen Vertreter der Hauptstadtrepräsentanz übergeben.
Wir rufen nachwievor dazu auf, Protestmails, -faxe und briefe an die Telekom zu schicken (siehe unten).
Hintergrund ist die Entlassung von etwa 500 MitarbeiterInnen der Telekom - Subunternehmens MCS. Davon wurden 200 bereits gekündigt, die restlichen 300 sollen am 28. Februar folgen.
Gleichzeitig setzte der MCS-Geschäftsführer Thomas Weisser die Belegschaft unter Druck. In einem Firmeninternen Aushang wurden die MitarbeiterInnen gewarnt, an Protesten Teilzunehmen.
Weitere Informationen zu MCS:
http://www.labournet.de/branchen/dienstleistung/cc/mcs.html
Offener Brief an den Vorstand der Telekom AG
Berlin, den 10. Februar 2005
Sehr geehrter Herr Ricke,
Sie als Vorstandsvorsitzender der Telekom AG erhielten zum zehnjährigen Jubiläum der Telekom als Aktiengesellschaft am 19. Januar viel Lob vom Kanzler. Nicht zuletzt der Umgang mit den Telekom-Mitarbeitern sei vorbildlich gewesen.
Die Realität sieht leider anders aus.
In Berlin wie in anderen Bundesländern wurden spezielle Subunternehmen outgesourct, die billige Arbeitskräfte unter schlechten Bedingungen und mit miesen Folgen beschäftigt haben. Eines dieser Unternehmen ist das Callcenter MultiCom Services GmbH (MCS) in Berlin-Spandau, welches vor etwa 4,5 Jahren ausschließlich für die Auskunft 11833 der Deutschen Telekom gegründet wurde. Sämtliche Betriebsmittel sind Eigentum der Telekom, Vorgaben und Kontrolle des Betriebsablaufs erfolgen ausschließlich durch die Telekom AG.
In dieser Firma sind Verletzungen der Rechte der Mitarbeiter an der Tagesordnung. Während am 19. Januar fürstlich zum Jubiläum der Telekom Desserts mit einem Streifchen Blattgold gereicht wurden, waren gleichzeitig zahlreiche Klagen vor dem Arbeitsgericht wegen nicht gezahlter Löhne anhängig. Krank geschriebenen Kolleginnen und Kollegen wird mit der Überwachung durch Privatdetektive gedroht. Löhne werden regelmäßig mit mehrtägigen Verspätungen ausgezahlt. Dies sind nur einige Beispiele.
Und zum Schluss gab es für die Mitarbeiter von MCS einen Tritt in den Allerwertesten. Die gesamte Belegschaft erhielt am 31. Januar ohne Vorwarnung Kündigungen zum 28. Februar. Angeblich hat Ihr Unternehmen den Vertrag mit der MCS vorzeitig gekündigt. Der Betriebsrat wurde weder über die am 26. Januar beim Arbeitsamt angemeldeten Massenentlassungen, noch über die Kündigungen als solche informiert. Betriebsversammlungen, die auf Grund dieser Situation einberufen wurden, untersagte der Geschäftsführer Thomas Weisser auf dem Betriebsgelände und zu den vorgesehen Zeiten. Dies untermauerte er durch die Anwesenheit breitschultriger Security-Kräfte, die Ihn bereits seit Dienstbeginn begleiteten.
Ihre Strategie, sich durch Outsourcing Ihrer Verantwortung zu entziehen, lassen wir nicht zu!
Lohnkosten werden zu Lasten der Beschäftigten gedrückt, arbeitsrechtliche Mindeststandards werden nicht eingehalten und am Ende lassen Sie uns noch
feuern, wenn es Ihnen nicht mehr passt. Die Wahl von Herrn Gerald I.Brandt als Alleingesellschafter der MCS scheint dabei Methode zu haben. Wenn man den Veröffentlichungen von US-amerikanischen Gerichten Glauben schenken darf, wird Ihr Geschäftspartner, Rechtsanwalt aus Frankfurt/M., in den USA bereits mehrfach im Zusammenhang mit nicht unerheblichen Wirschaftsvergehen genannt.
Wir akzeptieren Ihr Vorgehen nicht und werden die Deutsche Telekom AG öffentlich in ihre moralische Verantwortung nehmen. Wir fordern Sie auf, für die Erfüllung folgender Forderungen zu sorgen:
- Klarstellung und Information der Belegschaft über die Vertragslage
zwischen MCS und Telekom
- Einhaltung der arbeitsrechtlichen Standards
- Pünktliche Auszahlung der Löhne
- Sofortige Auszahlung der ausstehenden Urlaubsgelder und Lohnfortzahlungen
- Weiterbeschäftigung der gekündigten Kolleginnen und Kollegen durch die Telekom zu den Bedingungen des Telekom-Haustarifvertrags
Bis dahin werden wir mit gewerkschaftlichen Aktionen - auch international - diese skandalöse Situation in die Öffentlichkeit bringen.
Mit Freundlichen Grüßen
Kultursyndikat der FAU Berlin
Straßburger Str. 38
10405 Berlin
fon: 030-287 008 04
fax: 030-287 008 13
mail: ksy-b(a)fau.org
web: www.fau.org
Musterschreiben für Protestbriefe mit der Bitte um Kopien an das Kultursyndikat:
Betreff: MultiCom Services GmbH
Sehr geehrte Damen und Herren,
Wir haben von den unhaltbaren Zuständen in der MultiCom Services GmbH in Berlin-Spandau erfahren. Wir fordern Sie auf, den Forderungen der Beschäftigten nachzukommen.
Wir werden die Beschäftigten in ihrem Kampf für ihre Rechte unterstützen.
Name/Unterschrift
An:
Deutsche Telekom AG,
T-Com Zentrale
Friedrich Ebert Allee 140
53113 Bonn
E-Mail: info@t-com.net
Fon: +49(0)228-1 81-0
Fax: +49(0)228-1 81-88 72
Kopien an:
MCS MultiCom Services GmbH
Geschäftsleiter: Thomas Weisser
An der Spreeschanze 10-12
13599 Berlin
fon: +49 (0)30-33 77 31-0
fax: +49 (0)30-33 77 31-103
thomas.weisser@multicomservices.de
info@multicomservices.de
Gesellschafter MCS:
Rechtsanwalt Gerald I.Brandt
Siesmayerstr. 44
60323 Frankfurt/M.
fon: +49 (0)69-97 16 9-0
fax: +49 (0)69-97 16 92 22
Regulierungsbehörde für
Telekommunikation und Post,
Tulpenfeld 4
53113 Bonn