Faschisten in die Suppe spucken!

Naziaufmarsch am 15.1.05 in Magdeburg stören, blockieren, verhindern ...

Anlässlich des 60. Jahrestages der Zerstörung Magdeburgs durch alliierte Bomber am 16.01.1945 mobilisieren derzeit bundesweit Neonazis, allen voran die Kameradschaft „Festungsstadt Magdeburg“ zu einem Großaufmarsch, um der „unschuldige Opfer der alliierten Kriegsverbrecher“ zu gedenken. Sie wollen damit ein „Zeichen setzen gegen Mord und Terror der Kriegstreiber des internationalen Großkapitals“ – unter völliger Ausblendung der Tatsache, dass 1939 deutsches Großkapital die internationale Kriegstreiberfraktion anführte und sich heute wieder anschickt „deutsche Interessen“ in der Welt immer unverhohlener wahrzunehmen.

Während die demagogischen Parolen der Nazis nicht neu sind, ist doch der Boden, auf den sie fallen, zunehmend aufnahmebereiter. Nicht eben unschuldig daran ist die aktuelle Medienflut zur Geschichte des „Dritten Reiches“ oder des 2. Weltkriegs. Dabei werden zunehmend Deutsche als Opfer in den Mittelpunkt gestellt und damit die Kriegsverbrechen der Nazis relativiert. Auch Moderatoren und Autoren wie Guido Knopp tragen zur Geschichtsklitterung bei, indem sie Hitler und seiner Führungsclique die alleinige Verantwortung für den 2. Weltkrieg und den Holocaust zuschreiben und so die „verführten Deutschen“ von einer Beteiligung bzw. Verantwortung freisprechen. Zudem wird durch die Entdeckung des „guten Deutschen“, vor allem in den Kreisen um die Attentäter des 20. Juli 44 das Bild zusätzlich verzerrt. So werden am Krieg nicht eben Unschuldige und in Kriegsverbrechen Verstrickte zu Helden des Widerstands stilisiert. Ein Beispiel dafür sind die alljährlichen Tresckow-Ehrungen in Magdeburg, wo Bundeswehr und Stadt einem Kriegsverbrecher huldigen.

Für die Anhängerschaft der neuen politischen Elite aus „Alt68ern“ hingegen wird spätestens seit dem Krieg gegen Jugoslawien die „besondere Verantwortung“ Deutschlands bei der Verhinderung eines „neuen Auschwitz“ (J. Fischer) herbei halluziniert. Diesmal haben – so will man suggerieren – „Islamisten“ die Rolle des Bösen übernommen, die sich der weltweiten Durchsetzung der „Menschenrechte“ entgegenstellen. Auch hier wird „vergessen“, dass es hauptsächlich um den Zugang zu Ressourcen und die Stabilisierung einer zunehmenden krisenbehafteten Wirtschaftsordnung geht, von der nicht zuletzt das deutsche Großkapital profitiert.

Auch wenn auf Seiten der Wirtschaft momentan kein gesteigertes Interesse an einer Stärkung neofaschistischer Parteien existiert, ist man ebenso wenig an einer Zerschlagung solcher Strukturen interessiert. Im Bedarfsfalle will man notfalls darauf zurückgreifen können. Die aktuelle Forcierung von Ausbeutung und die Zerschlagung von sozialen Sicherungssystemen könnte schon in nicht allzu ferner Zeit eine Situation hervorrufen, wo Rechtsextremisten zur Kanalisierung sozialer Proteste wieder gefragt sind. Gerade die Instrumentalisierung der sozialen Frage durch die Nazis stellt in der aktuellen Situation ein nicht zu unterschätzendes Einfallstor für die Verbreitung neonazistischen Gedankenguts dar. Die anhaltende und zunächst von vielen DemonstrantInnen tolerierte Beteiligung von Neonazis an den Montagsdemonstrationen – oder vorher auf den Friedensdemos gegen den Irak-Krieg – ist ein Zeichen für die wachsende Toleranz gegenüber dem neofaschistischen Mob.

Gerade in Magdeburg gab es in den vergangen Jahren zahlreiche neonazistische Übergriffe. Trauriger Höhepunkt sind der Tod von Thorsten Lamprecht 1992, die Himmelfahrtskrawalle von 1994 und der Tod von Frank Böttcher im Jahr 1997. Wirksame Gegenstrategien von Seiten der Stadt gab es keine. Auch als die DVU 1998 mit fast 13% der Stimmen in den Landtag von Sachsen-Anhalt einzog, hat die Politiker nicht ernsthaft beunruhigt. Im Gegenteil: Vor allem in jüngster Zeit ist man auf kommunaler Ebene erneut bemüht, das „braune Image“ los zu werden. So versuchte die „Magdeburger Volkstimme“ im August diesen Jahres die Himmelfahrtskrawalle klein zur reden, indem sie einen halbseitigen Artikel unter dem Motto „Das vergessene Himmelfahrts-Opfer“ veröffentlichte, in dessen Mittelpunkt wieder ein deutsches Opfer dieses Tages stand.

Mit dem Aufmarsch am 15.1.2005 wollen die Nazis an diese Tendenzen anknüpfen und ihren Einfluss ausbauen. Die bundesweite Mobilisierung, die jüngsten Wahlerfolge der NPD sowie der bestehende Schulterschluss zwischen NPD und den freien Kameradschaften, Redner am 15. Januar wie Jürgen Rieger, Thomas "Steiner" Wulff, Ralph Tegethoff und Frank Rennicke, deuten daraufhin, dass der Aufmarsch am 15. Januar der Auftakt der organisierten Naziszene für das Jahr 2005 bildet und größer sein wird, als in den vergangenen Jahren.

Wir rufen daher dazu auf, dem Aufmarsch am 15. Januar in Magdeburg offensiv entgegentreten.

Faschisten nicht in Ruhe lassen!
Deutschen Opfermythos & Geschichtsrevisionismus angreifen!
Aufruhr gegen Nazischergen, Sozialraub und Kapitalismus!

Antifaschistische Demonstration:
Sa. 15.01.05 / 10 Uhr / Hauptbahnhof Magdeburg

Infos:

Telefon: 0162/5391266

www.nazis-stoppen.de.vu