Slowakei: Unterstützt den Arbeitskampf bei Neusiedler SCP a.s.
Am Montag, den 8. November 2004 hielten in Ruzomberok in der Zentralslovakei die ArbeiterInnen des österreichischen Papiermultis NEUSIEDLER eine Protestversammlung ab. Die "Priama akcia - IAA Slowakei" (Direkte Aktion), bittet euch, diese Aktion, den gesamten Streiks und die Forderungen der ArbeiterInnen dadurch zu unterstützen, dass ihr Soli-Mails an die ArbeiterInnen und Protestmails und -faxe an die Firma in der Slowakei und an die nationale Niederlassung von NEUSIEDLER bei euch schickt. Der Konzern hat Niederlassungen in Österreich, Ungarn, Russland, Südafrika, den Niederlanden, der BRD, Frankreich, Spanien, Italien, den VAE, Großbritannien, der Ukraine, Polen, Bulgarien, Tschechien, den USA sowie Israel.
Worum es geht
Der Hintergrund des Kampfes: Im September 2004 wurde bei NEUSIEDLER in Ruzomberok ein Petitionskomittee (PC) von fünf Leuten gegründet. Es war das erste Mal, dass eine Petition nicht heimlich sondern öffentlich durchgeführt wurde. Binnen weniger Tage sammelte das Komittee mehr als 1.200 Unterschriften (das sind 90% aller Beschäftigten) für seine Forderungen (u.a. Lohnerhöhungen). Es fanden mehrere Vollversammlungen statt, auf denen über die Gründung neuer Gewerkschaften diskutiert wurde, ebenso wie über Statuten, Sozialprogramme und Entwürfe für ein Tarifvereinbarung. (Im November wurde die Gewerkschaft auf den Namen "Papier" mit 350 Mitgliedsgesuchen angemeldet).
Im Oktober wurde das Petitionskomittee zu einem Treffen eingeladen, das dieses für Verhandlungen mit dem Firmenmanagement hielt. Was jedoch stattdessen geschah, war, man ihnen fristlose Kündigungen aufgrund einer angeblichen Rufschädigung der Firma in der Slowakei und im Ausland präsentierte, da diese Rufschädigung eine schwerwiegende Verletzung der Arbeitsdisziplin darstellen würde. All dies nur weil das Komittee das in der slowakischen Verfassung garantierte Petitionsrecht wahrgenommen hat! Der Pförtner eskortierte sie in zu ihren Arbeitsstellen, wo sie ihre Sachen packen mussten und vor das Fabriktor gebracht wurden. Bis heute wurden insgesamt neunzehn Mitglieder von "Papier" und Petitionskomittee gefeuert.
Es gab noch weitere widerliche Methoden sowohl von Seiten des Managements (Drohungen sich nicht an den neuen Gewerkschaften zu beteiligen, Entlassungsdrohungen gegen die Partner bereits gefeuerter ArbeiterInnen...) als auch von der Seite der Vertreter der traditionellen Gewerkschaft (Schikanieren von Leuten sich nicht an irgendwelchen Aktionen zu beteiligen, Verwendung schmutziger Tricks, Anrufe an Feiertagen, dass man der Gewerkschaft "Papier" nicht beitreten solle usw.)
Was die ArbeiterInnen fordern:
- Den sofortigen Stop der Entlassungen
- Die Rücknahme der Kündigungen gegen die Beschäftigten, die sich an den neuen Gewerkschaften beteiligten und die Wiedereinstellung der Mitglieder des Petitionskomittees
- Die Anerkennung der neuen Gewerkschaft und ein Ende der Sanktionen gegen deren Mitglieder wegen ihrer Aktivitäten
- Erfüllung der Forderungen des Petitionskomittees
Wir glauben, dass die Unterstützung dieses Kampfes ein Knackpunkt in der Slowakei ist, weil sich zum ersten Mal Leute der bürokratischen Gewerkschaften entledigt haben und versuchen neue, offenere, zu gründen. Zum Beispiel sind die Funktionäre der neuen Gewerkschaft zu jedem Zeitpunkt abrufbar (das ist in anderen Gewerkschaften unmöglich), sie werden nach zum Durchschnittslohn der jeweiligen Fabrik bezahlt (überall sonst ist es erheblich mehr), Entscheidungen werden in Vollversammlungen getroffen (bei anderen Gewerkschaften ist das selten, wenn nicht sogar unmöglich). Vor allem aber sind sie kämpferisch (sie machen den Schritt einen Streik und falls nötig die Besetzung einer Firma zu organisieren) und sie sind offen für jede neue Sichtweise, wie man Sachen wirkungsvoller machen kann (sie sind offen für Erfahrungen aus aller Welt, einschließlich der anarchosyndikalistischen).
Wenn sie den Kampf gewinnen sollten, kann das ein noch nie dagewesenes Beispiel für die künftigen Gewerkschaftskämpfe und die gewerkschaftliche Organisierung sein.
"Priama akcia" hat Kontakte zur Gewerkschaft "Papier" hergestellt und unterstützt deren Kampf. Wir bitten all LeserInnen dieser Nachricht darum, dies ebenfalls zu tun und diese Information so weit als möglich zu verbreiten. Aktionen bei den jeweiligen Niederlassungen von NEUSIEDLER wären eine große Hilfe für die ArbeiterInnen. Ihr wisst sicherlich, dass ein solcher Kampf immer auch ein psychologischer ist, dass sich viele ArbeiterInnen unter Druck gesetzt fühlen und dass die Drohungen seitens des Managements und der alten Gewerkschaft den Kampfeswillen zu schwächen scheinen! Was sie unbedingt brauchen, ist das Gefühl, dass sie nicht alleine stehen und dass ein Nachgeben gegenüber der Bedrohung die Sache nur noch schlimmer macht!
Was du tun kannst:
Weiter unten gibt es einen Musterbrief, den an das Management von NEUSIEDLER senden kannst. Ihre E-Mail lautet miloslav.curilla@neusiedler.com sowie hovorca@neusiedler.com.
Oder du rufst den Firmendirektor an unter
00421 44 432 5724 (Telefonzentrale: 00421 44 436 1111).
Faxe kannst du schicken an 00421 44 432 7701.
(Schickt uns bitte ein Kopie aller Solidaritätsbekundungen oder zumindest eine kurze Mitteilung an pa_intersec[at]yahoo.com, damit wir das Montags auf der Protestkundgebung mitteilen können).
Wenn du mehr wissen willst, setze dich mit uns in Verbindung.
Im Auftrag von Priama akcia - IAA Slovakei,
Michal Tulik (Internationaler Sekretär)
Musterbrief:
Solidarität mit den ArbeiterInnen von Neusiedler SCP a.s. Ruzomberok!
Ich/wir sind empört über die Situation bei Neusiedler SCP a.s.
Ich/Wir fordern Sie auf, die Entlassungen sofort zu stoppen, die Kündigungen der ArbeiterInnen zurückzunehmen, die sich in den neuen Gewerkschaft engagieren, sowie Mitglieder des Petitionskomittees wieder einzustellen, die neuen Gewerkschaften anzuerkennen, deren Mitglieder nicht für ihre Aktivitäten zu sanktionieren und Forderungen des Petitionskomittees zu erfüllen.
Desweiteren protestiere/n ich/wir gegen die totalitären Praktiken von Neusiedler SCP, zu denen die Verletzung elementarer Arbeiterrechte wie das auf gewerkschaftliche Organisierung ebenso gehören wie die Bestrafung und Einschüchterung von GewerkschafterInnen und deren Familienmitglieder!
Ich/wir unterstützen unterstützen voll und ganz die Forderungen der bei Ihnen Beschäftigten. Ich/wir warne/n Sie, dass Ihre Praktiken Ihrer Firma in der Slovakei und anderso schaden. Ich/wir weisen Sie darauf hin, dass ich/wir sehr gut über die Situation und die weitere Entwicklung und informiert bin/sind und aufmerksam beobachten werde/n was sie bis zur Erfüllung der ein meinen/unseren Augen berechtigten und rechtmäßigen Forderungen der ArbeiterInnen tun werden!
Beenden Sie Ihre Angriffe auf die Gewerkschaft und die verfassungmässigen Rechte!
[Quelle: Pressemitteilung von Priama akcia - IWA Slovakia]
Verkaufsbüro von Neusiedler in der BRD
NEUSIEDLER DEUTSCHLAND GMBH
Feringastraße 13
D-85774 Unterföhring
Telefon: +49/89/417 68-0
Fax: +49/89/417 68-105
infoline@neusiedler.com