Saddam, Neonazis und die Kölner Staatsanwaltschaft - eine Prozessfarce

In Köln ist ein linker Aktivist angeklagt, weil er ein Papp-Portrait von Saddam Hussein entwendet und zu Boden gerissen haben soll. Die Kölner Staatsanwaltschaft sieht keine Bagatelle, sondern "besonderes öffentliches Interesse" an der Strafverfolgung.
Für die Amerikaner in Bagdad besteht jedoch kein Grund zur Beunruhigung. Die Kölner Staatsanwaltschaft ist dort ebenso machtlos wie der Den Haager internationale Gerichtshof. Auch wenn in Bagdad ganze Statuen des ehemals schnauzbärtigen Schlächters umgerissen werden.

Presseerklärung:

Schützt die Kölner Staatsanwaltschaft die Ehre von Saddam Hussein?

Am 20. Dezember 2003 hielt der "Kampfbund deutscher Sozialisten", eine Neonazigruppe zu deren Idole Michael Kühnen, Kim Jong Ill und Joseph Göbbels gehören, eine Kundgebung in Köln ab. Das Motto: Freiheit für Saddam!

Sie trugen ein Papp-Portrait von Saddam Hussein und ich werde beschuldigt dieses
dem Nazi aus der Hand gezogen zu haben. Ein Strafbefehl lautete zunächst auf Sachbeschädigung. In der Ladung zum nun folgenden Prozess ist merkwürdiger Weise von "Raub" die Rede, was den Fall noch skurriler erscheinen lässt. Dass es überhaupt zu dem Prozess gekommen ist, ist ein schlechter Witz!

Folgendes finde ich an dem Sachverhalt interessant:
Der betroffen Neonazi hat als Besitzer des Saddam-Schildes keinen Strafantrag gestellt. Eigentlich hätte ein Prozess daher nicht stattfinden können (Sachbeschädigung ist ein Antragsdelikt). Er findet statt, weil die Staatsanwaltschaft "besonderes öffentliches Interesse" zu erkennen glaubt.

In Bagdad werden unter weltweitem Beifall Saddam-Statuen umgerissen und in Köln verfolgt die Staatsanwaltschaft jemanden, der ein Saddam-Schild entwendet und zu Boden geworfen haben soll. Eigentlich handelt es sich um einen Akt der Zivilcourage der bestenfalls Auszeichnungen und keine Gerichtsverfahren verdienen würde!

Bitte kommt zum Prozess!

Prozesstermin:
Do. 22. Juli 04, 9:30h Amtsgericht Köln , Luxemburgerstrasse 101, 2. Stockwerk, Raum 246