AnarchistInnen in der Türkei rufen zum schwarzen Block auf
AnarchistInnen, Antiautoritäre, AntimilitaristInnen, Libertäre in der ganzen Türkei organisieren die Aktivitäten gegen den Istanbuler NATO-Gipfel in einer Koordinationsgruppe namens "Libertäre Koordination gegen die Nato" (NATO KARSITI ÖZGÜRLÜKÇÜ KOORDINASYON) und rufen zu einem Schwarzen Block/Kara Blok auf.
Schon zehn verschiedene anarchistische Gruppen, Kollektive, Kreise und Zeitungen haben die Erklärung des Schwarzen (anarchistischen) Blocks/Kara Blok unterzeichnet.
Der türkische Staat hat als Teil der Vorbereitungen auf den Nato-Gipfel 200.000 Blumen gepflanzt, darum wurde von einer Gruppe der Libertären Koordination gegen die NATO eine Kaktuspflanzaktion vor dem Hotel abgehalten, das die Nato-Leute beherbergen wird. Gleich nach der Aktion verteilte die Gruppe in der Innenstadt Infomaterial, das die Leute zur Teilnahme am Schwarzen Block ("Kara Blok") am 27., 28. und 29. Juni aufruft.
Dabei wird mit Sicherheit beim Schwarzen Block darauf angespielt das Stalinistische/ Maoistische und andere Parteikommunistische Organisationen zu Demonstrationen und Aktionen gegen den NATO-Gipfel aufrufen. Es ist also eher als Abgrenzung zu Autoritär-Kommunistischen Kreisen zu verstehen, indem man Anarchistische und Sozialrevolutionäre Inhalte propagiert und wohl kaum als Taktik alles kaputtmachen zu können.
In der Erklärung zum Schwarzen Block heisst es: "Zum Juni-Ende werden die Strassen von Istanbul mit unserem Wunsch nach Freiheit, Revolution und Anarchie gegen den NATO-Gipfel - welcher von den Tyrannen dieser Welt organisiert wird - Erschüttern und Überschwappen...
Es wird durch direkte Aktionen - ob entschlossen oder gewaltfrei - unsere Liebe zur Freiheit gezeigt. Die Tyrannen und ihre Macht werden nicht standhalten... Lasst uns den Weg finden, unsere Rebellion gegen das (NATO-Treffen) mit all seinen Inhalten in eine soziale Revolution zu verwandeln."
Im Gegensatz zu bisherigen Aktionen von Özgür Hayat und ANARSISTANBUL NATO'YA KARSI ORGANIZASYON wird der schwarze Block aus Gruppen und Initiativen der oben erwähnten NATO KARSITI ÖZGÜRLÜKÇÜ KOORDINASYON vorbereitet.
In dem Aufruf, das sich wie ein Gedicht liest, heisst es weiter:
"Wir lassen sie (gemeint sind wohl Symbolische Aktionen gegen den Kapitalismus) spüren dass Ihre Macht und Herrschaft in Gefahr ist und und wir werden ihre etablierte Ordnung zerschlagen. Deswegen rufen wir alle AnarchistInnen, Anti-Autoritäre Gruppen und Individuelle dazu auf, sich im schwarzen Block am 28. - 29. Juni zu treffen. Als Anti-Autoritäre und AnarchistInnen dieses Landes (TÜRKEI) müssen wir zeigen, dass wir den Kampf gegen das blutige System wirklich ernst meinen."
Dabei sehen sie den schwarzen Block nicht in der Tradition vorangegangener schwarzer Blöcke, sondern beziehen das Schwarz des Blockes auf den Anarchismus, was zwar die kapitalistischen Medien auch bisher immer taten, aber nur um soziale Proteste zu diskreditieren und zu kriminalisieren, weil in deren Sprachgebrauch Anarchie mit Terror gleichgesetzt wird. Gegen solch eine Bedeutung spricht sich aber der Aufruf explizit aus: "In diesem Prozess sollten wir direkte Aktionen auf den Strassen Istanbuls vereinigen, um unsere Wünsche und unseren antiautoritären Zorn gegen die Marionetten und Tyrannen zum Ausdruck zu bringen."
Dabei beziehen sie sich nicht nur auf die anarchistische Bewegung in der Türkei:
"Wie würden unsere GenossInnen das auf der ganzen Welt machen: Wir als AnarchistInnen werden das Willkommenste tuen was die vor Blut triefende Hände tragenden Tyrannen, Mörder und ihre Marionetten verdient haben."
Es wird wohl nicht das "Verdient" was die Herrschenden mit den Unterdrückten tuen, wenn wir etwas verdient haben was wir gar nicht wollen - z.B. Staatliche Gewalt und Krieg - denn sonst wäre es ja das Selbe.
Und was wird getan? Sie schreiben es weiter unten:
Der Schwarze Block erlaube eine Form des Zusammenhalts, in welchem anti-autoritäre und anarchistische Individuen oder Gruppen eben das tun - und zwar klar und direkt. Der schwarze Block sei keine Organisation und auch keine bestehende Assoziation (Vereinigung) von isolierten Individuen.
Im Gegensatz (zur puren Gewalt des Staates) sei der schwarze Block das freieste Werkzeug, welches den Zorn der Unterdrückten in sozialer Weise, mit auferstehender immer stärker werdender Solidarität, zeige und ihnen helfe: "eine anarchistische Situation (klassenlose Gesellschaft) bei grösseren Menschenmengen oder Gruppen und Individuellen unter Massen zu schaffen."
Es muss wohl nicht erwähnt werden, dass eine anarchistische (herrschaftsfreie) Situation das Gegenteil von Gewalt des Menschen über andere Menschen ist. Denn mit Gewalt setzen Menschen ihre Autorität gegen nicht-autoritäre Menschen durch. Durch Gewalt wird Herrschaft legitimiert. Soetwas lehnen AnarchistInnen natürlich ab und so kann die "anarchistische Situation" nur eine konstruktive, keine zerstörerische sein.
Aber wie es bei den meisten schwarzen Blöcken ist, so ist doch das Gewaltmonopol bei der Herrschenden Klasse und ihrem Staatsapparat.
Damit können wir unsere anarcho-syndikalistischen Prinzipien natürlich nicht ausdrücken, denn die beruhen ja meistens auf spontanen oder auch gut vorbereiteten Klassenkämpfen, Streiks, Boykotts und einer gewerkschaftlichen Strategie und nicht auf dem Organisieren eines Blocks auf einer Demonstration. Bei einer Kampagne kann ein Block auf einer Demo nützlich sein aber nicht die ausschließliche politisch/ gewerkschaftliche Arbeit. Wir verfolgen also eher eine Strategie des Handelns in der Gesellschaft, was ja die unterzeichnenden Gruppen nicht so ausdrücken. Sie schreiben eben nur von den geplanten Demonstrationen und Aktionen. Auch schreiben sie in dem Aufruf nicht so genau, was das für eine gesellschaftliche "Transformation" sein soll und wie sie von statten geht.
Der Aufruf ist aus ainfos.ca entnommen (wurde von mir überstetzt) und Unterschrieben von:
A4 Asymmetrische Untergrund Publikation,
Anarch-Izmir,
Ankaras Anarchistische Initiative,
ImlasIz Zeitung,
Inat Zeitung,
Schwarzes Papier,
Malatyas Freies KarArt Kollektiv,
Autonom,
Pasl Teneke Fanzine,
Grüne AnarchistInnen
Und der Aufruf endet pathetisch mit: "Lasset uns bei der Revolution zusammen sein."