Tausche etwas Mitbestimmung gegen 60-Stundenwoche
Gerhard Schröder und Tony Blair sollen nach Informationen der Financial Times jüngst einen "Geheimdeal" abgeschlossen haben, der es der britischen Regierung erlauben würde, auf der Insel auch weiterhin Wochenarbeitszeiten von mehr als 48 Stunden zuzulassen. Im Austausch habe sich die britische Regierung verpflichtet, die deutsche Bundesregierung innerhalb der EU beim Erhalt von Mitbestimmungsrechten im Fusionsfall zu unterstützen.
Hintergrund des angeblichen Deals ist, dass Großbritannien beharrlich gegen die EU-Arbeitszeitdirekte verstößt, in der eine mittlere Wochenarbeitszeit von 48 Stunden als Obergrenze festgesetzt ist. Die deutsche Regierung wiederum ist darum bemüht, bei den Gewerkschaftsspitzen Schönwetter zu machen und setzt sich deshalb seit einiger Zeit für eine EU-Direktive ein, die die Mitbestimmung im Falle von grenzüberschreitenden Unternehmensfusionen erhalten soll.
Eine solche Regelung wurde bislang u.a. von der britischen Regierung in fröhlichem Gleichklang mit den größten europäischen Kapitalistenverbänden heftig bekämpft. Während sich der Brüsseler Vertreter des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) wenig amüsiert zeigte, dürfte sein britischer Kollege die Korken knallen lassen: Immerhin darf er auf der Insel auch weiterhin, mit dem Ausnahme-Segen der EU, bis zum Umfallen schuften lassen. Ist doch schön, wenn die Regierungschefs sich so gut verstehen, wie heißt das doch gleich bei den Spezialdemokraten? "Und wenn wir schreiten Seit' an Seit' könnt ihr sehen, was übrigbleibt...!"