Sevilla: Die Betriebsgruppe der CNT in der Werft von Sevilla zu den Ereignissen am 5. und 6. Februar
Die andalusischen Werften sind im Kampf.
Es gibt keine Folgeaufträge für Schiffe und Gespenster von Arbeitslosigkeit, von Anpassungen im Werftensektor und von Kurzarbeit ziehen ihre Kreise. 80% der Werftarbeiter stecken in Zulieferbetrieben mit anderen Arbeitsbedingungen als denen bei "Izar S.A" (der ehemaligen zivilen "Astilleros Españoles, S.A." (AESA), die mit der militärischen "Bazan, S.A." fusioniert wurde).
Bei den Arbeitern beginnt das Bewusstsein zu wachsen, dass nur die Einheit, die weit über die Betriebsräte und die gewerkschaftlichen Delegierten hinausgeht und die Direkte Aktion einen Richtungswechsel erzwingen können.
Wir haben schon eine ganze Reihe von Aktionstagen mit Teilstreiks, Demos und Auseinandersetzungen mit den Repressionsorganen hinter uns gebracht. Sei es in Cádiz, Puerto Real, San Fernando oder Sevilla.
Wir wollen hier kurz schildern, was sich in den letzten Tagen in Sevilla zugetragen hat.
Sevilla, 5. Februar 2004
Es wurde ein zweistündiger Streik ausgerufen. Gegen 11.00 Uhr teilten wir ArbeiterInnen uns in zwei Gruppen auf. Während 500 von uns sich auf den Weg zum vorderen Tor der Werft Richtung Straße zur Schleuße machten (das ist die einzige Straßenverbindung in den Hafen), um der Riotpolizei der Policia Nacional den Zugang zu versperren, beabsichtigte eine zweite, gleich große Gruppe, von hinten an die Schleuse heranzukommen und damit den Schiffsverkehr während der Zeit des Streiks zu blockieren. Dabei trafen wir auf die Aufständsbekämpfungseinheiten der Guardia Civil.
Die Zusammenstäße sind sehr gewalttätig. Die Angriffe der Polizei werden mit Steinen, Sechskantschrauben usw. abgewehrt. Auf der Straße und an den Zugängen zur Werft werden Barrikaden errichtet. Die Polizei fährt alles auf: sie beschießen uns mit Gummigeschossen und mit grossen Mengen Tränengas. Wir vermuten, dass sie dabei neue, giftigere Tränengassorten ausprobiert haben. Mehrere Genossen, darunter zwei von der CNT müssen in einem nahegelegenen Krankenhaus wegen der Folgen des Gases und von Schlägen behandelt werden. Schließlich müssen wir uns in das Werk zurückziehen, von wo aus wir die Polizei in Schach halten.
Gegen 12.00 Uhr wird ein Genosse vom Zulieferer "Mymain" verhaftet. Wir organisieren eine improvisierte Vollversammlung, wo beschlossen wird, der Guardia Civil vorzuschlagen, im Austausch gegen die Freilassung des Genossen die Auseinandersetzungen einzustellen. Um 13.00 Uhr kommt er raus.
Wir von der Betriebsgruppe der CNT in der Werft von Sevilla bewerten den Protesttag als positiv, weil er die Bande der Freundschaft und Solidarität zwischen den ArbeiterInnen gestärkt hat, bei denen das Bewusstsein dafür wächst, dass wir nur nur Direkte Aktionen aus der Situation, mit der wir konfrontiert sind, wieder herauskommen.
Sevilla, 6. Februar 2004
Um 10.00 Uhr veranstaltete der Betriebsrat von Izar S.A. (der ehemaligen zivilen "Astilleros Españoles, S.A.", die mit der militärischen "Bazan, S.A." fusioniert wurde) eine Pressekonferenz am Tor der Werft und rief die Arbeiter dazu auf, sich als Kulisse dazu einzufinden. Als die Pressekonferenz beendet war, beschließt eine Gruppe von rund 400 ArbeiterInnen spontan, sich nicht um die Anweisungen des Betriebsrates zu scheren und sich stattdessen auf den Weg zur 500-Jahr-Brücke zu machen. Da kein Streiktag ist, ist auch nirgendwo Polizei. Der Betriebsrat versucht die Aktion zu verhindern, die Stimmung ist äußerst spannungsgeladen. Schließlich kehren wir ArbeiterInnen in die Fabrik zurück. Die Sache wird ein Nachspiel auf der nächsten Vollversammlung haben.
Die CNT tritt für die Direkte Aktion ohne Vermittler und ohne Führer ein und für die Vollversammmlung, in denen der Wille der ArbeiterInnen unmittelbar zum Ausdruck kommt. Die CNT wird die Entscheidungen, die die ArbeiterInnen aus freien Stücken in der Vollversammlung treffen, immer respektieren.
[Erklärung der Betriebsgruppe der CNT in der Werft von Sevilla]
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