Astilleros Izar: Zwei Tage Hexenkessel in der Bucht von Cádiz und in Sevilla

Andalusien, Anfang Februar: Zwei Tage lang lieferten sich mehrere Tausend Arbeiter des Werftenverbundes Izar S.A. in verschiedenen Orten der Bucht von Cadiz sowie im weiter nördlich gelegenen Sevilla stundenlange erbitterte Kämpfe mit der Polizei.
Die Arbeiter sind wütend, weil sie mit ihrer Forderung nach einem neuen Tarifvertrag von dem halbstaatlichen Konzern seit Monaten hingehalten werden und die Firmenleitung jetzt auch noch Kurzarbeit von mindestens sechs Monaten für tausende Beschäftigte u.a. in Puerto Real und Gijón angekündigt hat. Gleichzeitig verkündete sie, dass die Firma nach Jahren der Verluste nun endlich wieder an der Schwelle zur Gewinnzone stehe. Als Reaktion werden jetzt, wie schon 1985 und 2000, "Raketenwerfer" und Zwillen geschweißt und der Protest auf die Straßen verlegt.

Als Reaktion auf die angekündigten Maßnahmen haben am 6. Februar 2.000 Arbeiter der Werft von Puerto Real und mindestens eines Zulieferbetriebes mehrere Straßen in Puerto Real und die Nationalstraße 443, die einzige Straße, die nach Puerto Real und Cadiz führt, blockiert und dort Barrikaden errichtet und angezündet. In der Folge kommt es zu einer Straßenschlacht mit Aufstandsbekämpfungseinheiten, die sich in Cádiz und Puerto Real über 13 Stunden hinzieht und erst endet, als er es der Polizei gelingt, in einem Zangenangriff die Arbeiter auf das Gelände der Werft von Puerto Real zurückzutreiben.

Bereits am Vortag hatten mehr als 4.000 Arbeiter aus drei Werften der Izar (Puerto Real, Cádiz und Sevilla) und aus mehreren Zulieferern sich mit den Aufstandsbekämpfungseinheiten eine richtig gehende Schlacht um die Brücken nach Cadiz und San Fernando und um die Industriestraße geliefert. Mehrere Dutzend Arbeiter erlitten Prellungen, drei wurden schwerer verletzt.

Zeitgleich mit den Auseinandersetzungen in und um Puerto Real blockierten in Sevilla über 1.000 Werftarbeiter die Zufahrt zum dortigen Hafengelände und versuchten die Schleuse am Hafeneingang unter ihre Kontrollen zu bekommen. Nach einer dreistündigen Straßenschlacht gaben sie ihren Plan auf, sich zu einer Demonstration in die Stadt durchzukämpfen. Bei den Auseinandersetzungen erlitten mindestens 22 Arbeiter und ein Journalist Verletzungen durch Tränengas. Ein Arbeiter wurde festgenommen, kurz darauf aber wieder freigelassen.

Im galizischen Ferrol, wo die Izar zwei weitere Werften betreibt, demonstrierten rund 4.000 Werftarbeiter. Abgesehen von einigen kleineren Rangeleien blieb es dort aber zunächst relativ ruhig.

Bereits 1985 war es in Puerto Real zu wochenlangen Kämpfen zwischen den Arbeitern der von Schließung bedrohten Werft und hunderten von Polizisten gekommen. Als die Aufstandsbekämpfungseinheiten seinerzeit die Werft stürmten, zogen sich die Arbeiter auf ein im Werft liegendes Schiff zurück und verteidigten sich tagelang erfolgreich u.a. mit selbstgebastelten "Raketenwerfern" gegen die Staatsmacht. Die Schließung der Werft konnte damals, anders als die der Euskalduna in Bilbao, durch die militanten Proteste verhindert werden. Die Betriebsgruppe der anarchosyndikalistischen Gewerkschaft CNT spielte damals eine wichtige Rolle im Kampf gegen die Schließung.

Nach zwei Tagen herrscht nun erst einmal gespannte Ruhe. Die Arbeiter sind in die Werften und Fabriken zurückgekehrt, die Straßen von Cadiz, San Fernando, Puerto Real und Sevilla sind voller Guardias Civiles und anderer Polizeieinheiten.

Im Laufe der nächsten Wochen sind weitere Streiks und Aktionen angekündigt, darunter eine zentrale Demonstration der Werftarbeiter in Madrid und ein 24-stündiger Streik am 5. März.

Die Betriebsgruppe der CNT hatte einige Tagen vor dem aktuellen Wiederaufflammen der Kämpfe ein längeres Flugblatt verfasst, in dem sie die Entwicklungen der letzten Monate analysiert und ein Scheitern der derzeitigen Verhandlungen zwischen Gewerkschaften und Konzernleitung in Aussicht stellt. Wir werden diesen Text in Kürze veröffentlichen.








Zum Weiterlesen:

Unser Beitrag Sevilla: Die Betriebsgruppe der CNT in der Werft von Sevilla zu den Ereignissen am 5. und 6. Februar

Ein Einschätzung der Betriebsgruppe der CNT in der Werft von Puerto Real zur Situation in der spanischen Werftindustrie (auf Spanisch)