Neues aus der Leiharbeitsindustrie
Nach den Dumpingtarifabschlüssen der Christlichen Gewerkschaften und der
DGB-Gewerkschaften mit der Leiharbeitsindustrie, die bekanntlich unter den gesetzlichen Bestimmungen liegen, versuchen Ortsverwaltungen der IG Metall, nun auch 'Dumme' zu finden, die trotzdem bei ihnen Mitglied werden.
Außerdem: schon wieder neue Tarifverträge in der Branche.
Der Vorstand der MVZ (Mittelstandsvereinigung Zeitarbeit) beklagt sich:
» Die IG Metall Essen informiert im Januar 2004 in ihrem Webauftritt, dass nun Tarifverträge zwischen den DGB-Gewerkschaften und IGZ/BZA abgeschlossen wurden.
Darin heißt es wörtlich: "Die Betriebsräte in den Entleihbetrieben sind auch für die Leiharbeitnehmer zuständig. Betriebsräte werden gebeten, die Leiharbeitnehmer zu den Betriebsversammlungen einzuladen oder diese gesondert mit ihnen durchzuführen." Unter der Überschrift: "Konferenz für Betriebsräte und Personalleiter" wird weiter ausgeführt: "Mit einer Konferenz für Betriebsräte und Personalleiter starten wir die Aktion am 04. Februar 2004 im IG Metall Bildungszentrum Sprockhövel." Etwa 60 Zeitarbeitsfirmen aus Essen mit DGB-Tarifverträgen "werden sich in der Konferenz vorstellen." «
MVZ-Vorstand befürchtet "Kuschelrunden"
» Arbeitgeber der Zeitarbeit mit DGB-Tarifen werden zu "Kuschelrunden" mit Betriebsräten durch die Gewerkschaften eingeladen und dürfen sich "vorstellen". Welches andere Motiv für die Annahme der Einladung sollte ausschlaggebend sein, als jenes, sich Wettbewerbsvorteile durch diesen Kuschelkurs zu versprechen? (...)
Hier wird unzulässig Einfluss auf die freie Wirtschaft genommen. Die Gewerkschaften setzen geschickt auf den riesigen Wettbewerbsdruck der Zeitarbeit. Über den Umweg der wohlgesonnenen Betriebsräte und die gezielte Verunsicherung der Kunden versprechen sich einige Unternehmer Vorteile für das eigene Unternehmen. Sie leisten damit beste Gewerkschaftsarbeit. Für die IG Metall soll auf diesem Wege mangelnde Mächtigkeit in der Zeitarbeit kompensiert werden. Charakterköpfe der Zeitarbeit werden auf der Veranstaltung sicher nicht zu finden sein. «
Hintergrund:
Mit der Einführung des Lohngleichheitsgrundsatzes ("Equal pay - Equal treatment") von Leiharbeitern mit den Belegschaften der Leiharbeitskunden (Entleihbetriebe) durch Hartz I gab es nur eine Möglichkeit die Leiharbeiter schlechter zu bezahlen: ein Tarifvertrag konnte dies regeln - die Tarifautonomie!
Eine Menge von Tarifverträgen wurde daraufhin abgeschlossen, von den Leiharbeitsverbänden BZA, IGZ, MVZ bis INZ und BVD, auf "Gewerkschaftsseite" unterschrieben Christliche - und DGB-Gewerkschaften an Leiharbeitstarifverträgen, was ihnen vor die Kugelschreiber kam.
Ein Problem haben die "Gewerkschaften": Mitglieder - genauer gesagt keine Mitglieder.
Sie haben Tarifverträge zur Schlechterstellung der LeiharbeiterInnen abgeschlossen, ohne über erwähnenswerte Mitgliederzahlen in dieser Industrie zu verfügen.
Während der CGB vermutlich nirgendwo realen Einfluß hat, können die DGB-Gewerkschaften bei einer Reihe von Leiharbeitskunden auf Betriebsräte zurückgreifen. Sie versuchen ihren fehlenden Einfluß in der Leiharbeits-Branche anscheinend darüber ausgleichen zu wollen.