Bangladesch: Ein Textilarbeiter getötet, 200 verletzt!
Während Zusammenstößen zwischen der Polizei und TextilarbeiterInnen des BSICIC-Industrieparks in Fatulla, Narayongang in der Nähe von Dhaka-Stadt wurde ein Textilarbeiter namens Kamal getötet und mehr als 200 verletzt, darunter waren 20 mit Schussverletzungen. Kamal wurde von einem Lastwagen überfahren.
Wir dokumentieren in Übersetzung zwei Email-Nachrichten, die uns die Nationale Föderation der TextilarbeiterInnen (NGWF Bangladesch) schickte - ergänzt wurden die Texte mittels Angaben des Independent.
Ganz unten gibt es eine Adresse und einen Entwurf für ein Protestschreiben...
4.11.03
Während Zusammenstößen zwischen Polizei und TextilarbeiterInnen des BSICIC-Industrieparks in Fatulla, Narayongang in der Nähe von Dhaka-Stadt, wurde am 3.11. ein Textilarbeiter namens Kamal getötet und mehr als 200 verletzt, darunter waren 20 mit Schussverletzungen. Kamal wurde, wie die Zeitung The Independent (Bangladesch) berichtet, von einem Lastwagen überfahren. Gestern waren auch sechs Mitglieder der NGWF verletzt worden, eine Person durch Kugeln. Mehr als ein Dutzend Polizisten, darunter ein stellvertretender Polizeichef (ASP) und drei Unteroffiziere (SI) wurden ebenfalls verletzt. Verschiedene Textilfabriken, Fahrzeuge und Büros wurden demoliert.
Im Gebiet des BSCIC-Industrieparks gab es aufrührerische Situationen in einigen Fabriken - bei Pantex, Tamanna, Obonti und Crony. Es hatte dort Unregelmäßigkeiten bei der Bezahlung gegeben. Die ArbeiterInnen verlangen die Auszahlung der ausstehenden Löhne, Feiertagszuschläge und andere Vergünstigungen. In der Nacht des 2.11. gab es ein Treffen, an dem das Management, Arbeiterführer und Lokalverwaltung teilnahmen. Dieses Treffen dauerte bis um 3 Uhr nachts des nächsten Tags. Aber es mißglückte und die Polizei nahm den Arbeiterführer Mahmubur Rahman Ismail fest. Auf Grund dessen verbreitete sich unter den ArbeiterInnen Unruhe. In dieser Situation bedrohten am 3.11. einige vom Management angeheuerte Leute die ArbeiterInnen. Die Situation geriet ausser Kontrolle. Schließlich schoß die Polizei, und eine Schlacht zwischen den ArbeiterInnen und der Polizei begann an verschiedenen Orten. Ein Arbeiter namens Kamal wurde getötet und es gab mehr als 200 Verletzte, 20 davon durch Kugeln. Die Polizei verhaftete 20 ArbeiterInnen.
Alle Fabriken und Büros in Naranyangong waren bis heute, 4. 11., geschlossen. Die NGWF hatte auch eine Beileids- und Protestkundgebung organisiert. Auf der Kundgebung forderte die Föderation:
1. eine Entschädigung von 500.000 Tk. für die Familie des Toten
2. eine bessere und ausreichende Behandlung aller verletzten ArbeiterInnen
3. die bedingungslose Freilassung der 20 verhafteten ArbeiterInnen
4. die Erfüllung der Forderungen der FabrikarbeiterInnen
Morgen, am 5. November, wird es in der Stadt einen halbtägigen Generalstreik geben. Es kam wegen des Todesfalls auch in Dhaka-Stadt zu vielen Demonstrationen.
5.11.03
Aus Protest und wegen des Todes eines Textilarbeiters am Vortag wurde heute, am 5.11., in Narayangong ein halbtägiger Generalstreik erfolgreich durchgeführt. Bis jetzt konnten auch fünf weitere ArbeiterInnen noch nicht aufgefunden werden. ArbeiterInnen vermuten, dass auch diese fünf getötet wurden. Das Management, die Verwaltung und der Unternehmerverband BKMEA erhoben inzwischen Anklage gegen elf ArbeiterInnen. Gestern, am Tag nach den Auseinandersetzungen, gab es eine Versammlung, die von der Verwaltung einberufen worden war, aber keine Früchte trug. Linke und demokratische Parteien werden der Solidaritätstag der TextilarbeiterInnen am 12.11. unterstützen.
Die NGWF wird übermorgen, am 7.11., eine Protestkundgebung in Chitagong und Savar zwei Zentren der Textilindustrie organisieren: wegen des Todes eines Textilarbeiters in Narayangong. Die sechs verletzten Mitglieder der NGWF (einer durch eine Kugel) sind inzwischen fast außer alle Lebensgefahr.
Der beste Adressat für Protestbriefe ist die BKMEA Fax 00 88 0 29 71 60 50
Amirul Haque Amin
Generalsekretär der Nationalen Föderation der TextilarbeiterInnen (NGWF)
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Bitte beachtet, keinen Namen irgendeiner Quelle zu nennen, oder die NGWF und andere Organisationen in dem Brief zu erwähnen. Die Besitzenden und die Regierung versuchen, Organisationen und Quellen als Agenten der Industriespionage darzustellen.
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Das Protestschreiben an die BKMEA:
President
BKMEA
Sub: garment worker killing.
Dear Sir,
we came to know from different sources and daily newspapers that, one killed, five missing, more than 200 injured, 25 arrested , 12 cases.......
We demand:
1. compensation for the killed workers familys
2. proper treatment for the injured
3. unconditional release
4. withdraw cases
5. Fullfill workers demands
6. Ensure peaceful working condition
yours
[name]
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Der Artikel aus The Independent (engl.) steht unter
http://independent-bangladesh.com/news/nov/05/05112003ts.htm#A1