Sechs AnarchistInnen in Barcelona verhaftet
Barcelona: Polizeieinsatz im Zeichen der Antiterrorgesetze.
Die Guardia Civil hat in den Morgenstunden des 16.9. in den Stadtvierteln Ciutat Vella und Horta-Guinardo sechs KollegInnen verhaftet. Den AnarchistInnen wird vorgeworfen, für den sogenannten Paketbombenanschlag auf die griechische Botschaft in Madrid vom 8. September 2003 verantwortlich zu sein.
Die mutmaßliche Bombe war entschärft worden. Sowohl die Polizei als auch die bürgerlichen Medien weisen immer wieder auf die anarchistische Weltanschauung der KollegInnen hin.
Die neue Regierungsbeauftragte Susanna Bouis informierte die Öffentlichkeit erst am Nachmittag über die Vorgänge - die bürgerliche Presse begann jedoch schon in frühester Morgenstunde mit der Publikation von Polizeiinformationen. Es wurden die vollständigen Namen, Adressen, Geburtsdatum und -ort, Fotos von ihren Wohnungen und ignorieren also zur Gänze den Persönlichkeitsschutz und die Unschuldsvermutungen, die so oft für andere angewandt werden
(PolizistInnen, FaschistInnen, UnternehmerInnen, etc.).
Unsere KollegInnen befinden sich indes in totaler Isolation. Sie werden bald nach Madrid überstellt und dem Nationalgericht vorgeführt. Heute (16.9.03) fand im Stadtzentrum am späten Nachmittag eine Solidaritätskundgebung für die sechs verhafteten AnarchistInnen statt. Etwa 100 Personen versammelten sich, ein Transparent wurde entrollt und eine Erklärung mit den wenigen wirklichen Informationen, die bekannt sind, wurde verlesen.
Anmerkung von alasbarricadas: Die 6 AnarchistInnen werden außerdem
beschuldigt, Waffen besessen zu haben und eine auf städtischen Terrorismus (Terrorismo urbano) spezialisierte Bande zu sein.
Quelle: www.alasbarricadas.org
Im folgenden eine Erklärung zu den Verhaftungen, übernommen und übersetzt von Radio Bronka FM 99.0 (Libertäres Radio in Barcelona)
Am frühen Morgen des 16. September 2003, etwa gegen 4 Uhr, wurden vier unserer KollegInnen verhaftet, je zwei in einer Wohnung. Zwei Stunden später erfolgte die Verhaftung von zwei weiteren Personen. Außerdem wurde das Auto eines der Verhafteten durchsucht.
Laut Polizei wurden bei der Durchsuchung verschiedene Feuerwaffen,
Zeitzünder, elektrotechnisches Material, Patronen und andere Gegenstände und Anleitungen zur die Herstellung von Sprengkörpern gefunden. Außerdem beschlagnahmte die Polizei verschiedenes anarchistisches Informationsmaterial, Bücher, zwei Computer, die Mobiltelefone, Plastikdosen und noch gegenstandsloseres Material.
Die KollegInnen werden beschuldigt, Mitglieder einer geheimen, "aufständischen" Untergrundorganisation anzugehören und für die "Sabotageakte" an verschiedenen privaten und öffentlichen Gebäuden verantwortlich zu sein sowie für den versuchten Briefbombenanschlag auf die griechische Botschaft in Madrid vom 8. September. Die Bombe wurd entschärft. Dieser versuchte Anschlag steht im Zusammenhang mit der Inhaftierung zweier spanischer AnarchistInnen in Thessaloniki während der Proteste gegen die EU Konferenz vor 3 Monaten.
Laut der Guardia Civil, die für diese erneute Repression gegen AnarchistInnen verantwortlich ist, hatten die Untersuchungen bereits vor zwei Jahren begonnen, weitere Neuigkeiten wird es in den nächsten Tagen geben, da der Fall noch nicht geschlossen ist.
In dieser Stunde befinden sich die Gefangenen in Madrid in den Händen der Guardia Civil, werden verhört bzw. gefoltert und warten auf die Vorführung vor Guillermo Ruíz Polanco, Richter des Nationalen Gerichtshofs, der auch bereits in andere Fälle von Verfolgung von AnarchistInnen verwickelt war.
Durch die Anwendung des "Antiterrorgesetzes" können die Kollegen drei bis fünf Tage lang isoliert bleiben, was bedeutet, dass sie in den nächsten Tagen dem Richter vorgeführt werden. In Kürze wird ein Spendenkonto angelegt, um Geld für etwaige Kautionen und andere durch die Repression angefallene Kosten zu Sammeln. In Barcelona sind wir gerade dabei, uns um Anwälte und ähnliches zu kümmern.
Wir rufen dazu auf, auf die Straße zu gehen, um unsere Solidarität mit den Gefangenen von Barcelona und anderen Orten zu zeigen. Lasst uns nicht zu Hause sitzen und darauf warten, dass wir an der Reihe sind. JedeR soll so reagieren, wie er/sie es für richtig hält und erkennen, dass die Repression des Staates gegen AnarchistInnen ein Teil des Systems ist.
Organisiere Rechtshilfekonten, agiere mit Vorsicht und halte die Augen offen, morgen bist Du vielleicht der/die Nächste.
Freiheit für die sechs Gefangenen von Barcelona.
Freiheit für die Gefangenen von Thessaloniki.
Freiheit für Edu und Amanda.
Freiheit für alle!
Außerdem wollen wir kurz unsere Meinung zu den verschiedenen sinnlosen
Klatsch-Diskussionen auf den Webseiten alternativer Medien kundtun. Sie führen nur dazu, dass es noch mehr Streitereien zwischen AnarchistInnen stattfinden und ebnen den Weg für noch mehr Repression. Wir werden euch weiter auf dem Laufenden halten und über eventuelle Solidaritätsaktionen informieren.
Weder Prozesse noch Strafen können den Widerstand ersticken!
Inzwischen wurde ein Spendenkonto für Kosten und ev. Kautionen eröffnet. Jegliche finanzielle Unterstützung bitte auf:
BBVA
0182 7028 21 0201530482
Neue Infos gibt es regelmäßig unter www.alasbarricadas.org und bei
Indymedia Barcelona.
4.10.03: http://germany.indymedia.org/2003/10/62856.shtml
Informationen von direct.action.at (17.09.)