FAU Österreich gegründet

Nach einem gutem halben Jahr Vorbereitungszeit betrat im November die "Freie ArbeiterInnen Union Österreichs (FAU)" das Licht der Öffentlichkeit.

Wir verstehen uns als eigenständige anarchosyndikalistische Organisation,
die sich inhaltlich weitgehend an der deutschen FAU (die Namensähnlichkeit ist
vielleicht schon wem aufgefallen) und anderen Gruppen orientiert.

Wir meinen aber, dass die spezifisch österreichischen Verhältnisse eine eigene Gruppe notwendig machen, weil es doch große Unterschiede in der politischen, rechtlichen und organisatorischen Lage gibt. Es ist nicht die erste Gründung einer FAU in Österreich, wir hoffen und glauben aber das uns aufgrund unserer wesentlich breiteren Basis (derzeit ca. 30 Mitglieder in 5 Gruppen) mehr Erfolg als unseren meist sehr kurzlebigen "Vorläufern" beschieden sein wird.

Was wir bisher so gemacht haben:

- Die Vorarlberger Gruppe gibt seit einem Jahr schon das Infoblatt "Die
Syndikalistin" heraus

- Die FAU organisierte mehrere Antifa-Kundgebungen mit (Wien, Braunau, Offenhausen)


- Am 23. November, einen Tag vor der Wahl in Österreich, gabs eine Obdachlosenaktion
mit Volksküche etc. in der Innenstadt von Wels - FAU-AktivistInnen arbeiten
in vielen Bereichen in der antikapitalistischen Bewegung und Vernetzung mit


- (Mit-)Organisation von diversen Vorträgen, Diskussionen, Videoabenden

- und die erste Broschüre ist auch schon erschienen: "Arbeitslos, was jetzt?"
informiert auf 24 Seiten über die Rechte von Arbeitslosen, wie mensch an Gebührenbefreiungen
kommt usw.

Die FAU Österreich ist immer interessiert an internationaler Zusammenarbeit,
und wir würden uns freuen wenn Ihr uns bei der Planung von z.B. Vortragsreisen
nach Möglichkeit mit einbeziehen könntet.

Solidarische Grüße,

Freie ArbeiterInnen Union Österreichs (FAU)

Kontakte:


FAU OÖ-Linz

Infoladen Treibsand

Rudolfstr. 17

4040 Linz

fau_linz@cryptomail.org

FAU OÖ-Wels

Infoladen Wels

Spitalhof 3

4600 Wels

fau-wels@liwest.at

FAU OÖ-West

Oberhöftberg 3

4673 Gaspoltshofen

meet-fauoow@gmx.at

FAU Vorarlberg

Postfach 24

6845 Hohenems

denkselber@everymail.at

FAU Wien

Postfach 101,

1070 Wien

fauwien@yahoo.de

 

Was ist die FAU (Ö)?

Die Freie ArbeiterInnen Union Österreichs (kurz FAU-Ö) versteht sich als anarcho-syndikalistische
Gewerkschaftsinitiative. Der Begriff "Syndikat" kommt dabei aus dem Französischen
und bedeutet nichts anderes als Gewerkschaft. Warum wir uns dann nicht einfach
Gewerkschaft nennen? Weil der Begriff mit dem ÖGB gleichgesetzt würde. Wir sind
aber eine Gewerkschaftsinitiative im ursprünglichen Sinne: eine klassenkämpferische,
soziale Selbstorganisation, frei von Hierarchien, Bürokratie und satten FunktionärInnen.

Was ist Anarcho-Syndikalismus?

Der Anarcho-Syndikalismus verbindet den Kampf um eine sozialistische Gesellschaft
mit den antistaatlichen, auf Selbstverwaltung aufbauenden Ideen des Anarchismus.
Entstanden ist der Syndikalismus als Reaktion auf den zunehmenden Kuschelkurs
der sozialistischen Parteien und Gewerkschaften mit den ArbeitgeberInnen zu
Ende des letzten Jahrhunderts. Unter dem Einfluss des Anarchismus entwickelte
sich innerhalb des Syndikalismus eine Gewerkschaftsbewe-gung mit gesamtgesellschaftlicher
Perspektive - der Anarcho-Syndikalismus. Seine größte Stärke entwickelte er
in Spanien, Frankreich, Italien und Skandinavien - allein in Spanien organisierten
sich bis zu zwei Millionen Menschen in der anarcho-syndikalistischen Gewerkschaft
CNT, ehe diese nach der Niederlage im spanischen Bürgerkrieg von der Diktatur
Francos blutig unterdrückt und zerschlagen wurde.

Wir Anarcho-SyndikalistInnen lehnen die Organisation unserer Interessen in
zentralistisch aufgebauten Parteien und Organisationen ab. Gegen StellvertreterInnenpolitik
(= FunktionärInnen entscheiden für uns) und Parlamentarismus setzen wir die
Selbstorganisation der Arbeitenden in unabhängigen Gruppen, die auf lokaler,
regionaler und überregionaler Ebene zusammengeschlossen sind. Im Gegensatz dazu
pfeifen wir darauf, dass BürokratInnen und Funktionäre für uns entscheiden -
wir wollen nicht bei PolitikerInnen und ChefInnen "betteln" gehen, sondern uns
unsere Rechte selbst erkämpfen. Unser Ziel ist eine herrschaftsfreie, auf Selbstorganisation
aufgebaute und auf Selbstverwaltung gegründete Gesellschaft.

Anarcho-SyndikalistInnen kämpfen für die Verbesserung der derzeitigen Arbeits-
und Lebensbedingungen. Sie bleiben jedoch nicht dabei stehen, sondern wollen
gemeinsam die Errichtung einer herrschaftslosen und klassenlosen Gesellschaft.
Dazu gehört auch die Aneignung der Fähigkeiten einmal Fabriken, Dienstleistungsbetriebe
und Landwirtschaft durch die Selbstverwaltung der dort Beschäftigten übernehmen
zu können. Unter anderem hierin besteht die Kreativität des Anarcho-Syndikalismus
und hierdurch löst er auch die problematische Frage des Übergangs zu einer herrschaftsfreien
Gesellschaft, ohne wie marxistische Parteien auf eine "Diktatur des Proletariats"
zurückzugreifen.

Was wollen wir?

Im Herbst 2002 haben sich bundesweit Menschen zusammen geschlossen, um eine
anarcho-syndikalistische Organisation aufzubauen. Die existierenden Gewerkschaften
sind mehr am Machterhalt ihrer Funktionärselite und deren Parlaments- und Aufsichtsratspöstchen
interessiert, als an den Interessen der ArbeitnehmerInnen. Sie sind undemokratisch
organisiert, entmündigen ihre Mitglieder und dienen letztendlich dem Fortbestand
der bestehenden Wirtschaftsordnung.

Der ÖGB hat der aktuellen kapitalistischen Entwicklung ("Neoliberalismus")
und ihren katastrophalen sozialen Auswirkungen nichts entgegenzusetzen, wie
er in den letzten Jahren eindrucksvoll bewiesen hat (Semperit u.a.). Kämpferische
Mittel wie etwa Streiks kommen durch ihn so gut wie gar nie zur Anwendung -
lieber wird vor den ArbeitgeberInnen "gekuscht" und ein sozialer Rückschritt
nach dem anderen akzeptiert. Dagegen vertritt der ÖGB immer wieder eine rassistische
Politik, die MigrantInnen fundamentaler Rechte beraubt und der Ausbeutung der
ArbeitgeberInnen preisgibt. Nicht eine Ausgrenzungspolitik gegenüber MigrantInnen
wird unsere Lage verbessern, sondern ein konsequentes Auftreten gegen die Chefs
und ihre Ausbeutung!

Wenn auch ein Schwerpunkt unserer Arbeit im wirtschaftlichen Bereich liegt,
so bedeutet das nicht, dass alle anderen gesellschaftlichen Bereiche ausgeschlossen
sind. Der Kampf im Arbeitsalltag ist unser Hauptansatzpunkt, denn er trifft
den Kapitalismus nicht nur in seinen Erscheinungsformen, sondern an seiner Wurzel.
Dabei muss aber auch klar sein, dass mit der Beseitigung des Kapitalismus andere
Unterdrückungsmechanismen wie Rassismus, Antisemitismus, Homophobie und Sexismus
nicht automatisch verschwinden, da diese in den Köpfen vieler Menschen und bei
zahlreichen ArbeiterInnen tief verwurzelt sind.

Der Arbeitsalltag und die Strukturen der kapitalistischen Gesellschaft wirken
in unser gesamtes Leben hinein. Beide bestimmen ebenso den Freizeitbereich wie
die Art unseres Zusammenlebens, unserer Beziehungen. Der ökonomische Kampf kann
daher nicht losgelöst von den anderen gesellschaftlichen Bereichen betrachtet
werden. Wir wollen aber nicht nur den Widerstand gegen bestimmte Erscheinungsformen
des Kapitalismus organisieren, sondern eine gesamtgesellschaftliche Alternative
zum Privatkapitalismus im Westen und zum zusammengebrochenen Staatskapitalismus
im Osten entwickeln. Diese Alternative heißt für uns "Selbstverwaltung".

In einer Zeit, in der die Welt enger zusammenrückt, der Kapitalismus sich
über Staatsgrenzen und Kontinente hinweg immer unsozialer organisiert, in der
die kapitalistische Wirtschaftsordnung die Welt aufgeteilt hat in wohlhabende
Zonen auf der einen Seite und in ausgesaugte RohstofflieferantInnen auf der
anderen, kann der Kampf um eine freie Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung
nicht mehr isoliert in einem Land geführt werden. Die Folgen dieser "Globalisierung"
sind ein brutaler Konkurrenzkapitalismus, in dem für den "besseren Standort"
Sozialleistungen und fundamentale Rechte der ArbeitnehmerInnen abgebaut und
die Ausbeutung ihrer Arbeitskraft maximiert werden. Deshalb muss auch der Kampf
gegen die Ausbeutung "global" organisiert werden, wie es etwa die in der "Internationalen
Arbeiter Assoziation" (IAA) zusammengeschlossenen Gewerkschaften machen.

Organisation ja - aber nicht als Selbstzweck

Der Anarcho-Syndikalismus erstrebt eine hochgradig vernetzte und von unten nach
oben aufgebaute Gesellschaft, ohne künstliche Hierarchien. Basis der Organisation
sind deshalb die lokalen Ortsgruppen, die ihre Angelegenheiten und Arbeitsschwerpunkte
unabhängig regeln. Wir haben keine zentralistische Leitung, die von oben herab
bestimmt. Fragen, die die gesamte Organisation betreffen, werden gemeinsam diskutiert
und entschieden. Bezahlte FunktionärInnen gibt es bei uns nicht - und damit
auch keine Funktionärseliten.

Aktuelle Arbeitsgebiete

Die Arbeitsschwerpunkte innerhalb der FAU-Ö sind ein Spiegelbild der Aktivitäten
ihrer Mitglieder. Sie reichen von der Tätigkeit der Ortsgruppen über antifaschistische,
antirassistische und antisexistische Arbeit bis hin zu kulturellen Themen und
zur Verbreitung anarchistischer und direktdemokratischer Ideen. Die FAU-Ö ist
derzeit eine kleine Organisation. Sie lebt vom Engagement ihrer Mitglieder und
ist so gut und so schlecht wie diese.

Gemeinsam sind wir überzeugt davon, dass die aktuelle neoliberale Entwicklung
die Frage nach gesellschaftlichen Alternativen in neuer Schärfe aufwirft. Das
kapitalistische System hat außer Arbeitslosigkeit, ständiger Verschärfung der
Arbeitshetze und einem sinkenden Lebensstandard für den Großteil der Bevölkerung
nichts zu bieten. Chefs, BürokratInnen und FunktionärInnen entmündigen uns tagtäglich
und nehmen uns die Möglichkeit, Entscheidungen selbst zu treffen. Noch immer
verdienen Frauen für die selben Tätigkeiten deutlich weniger als ihre männlichen
Arbeitskollegen und sind in vielen gesellschaftlichen Bereichen benachteiligt.
Uns geht es nicht darum, den Kapitalismus zu reformieren oder sozialer zu gestalten.
Wir lehnen ihn als ausbeuterisches System mit all seinen unsozialen Folgen ab.
Eine antikapitalistische Perspektive, die über die konkrete Verbesserung der
Lebensbedingungen zu einer Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung führt, in der
die Menschen in Würde zusammen leben und arbeiten können, hat Namen:

Gegenseitige Hilfe, Solidarität und Selbstverwaltung.

Alle Menschen, die in diesem Sinne mit uns zusammenarbeiten wollen, sind bei
der FAU-Ö willkommen.