Das Hamburger Abendblatt zur PSA-Tarifrunde in Hannover

Das "Hamburger Abendblatt" zur PSA-Tarifrunde:

Hamburg - Die Entscheidung über den Erfolg eines Kernstücks der rot-grünen Arbeitsmarktreform fällt möglicherweise schon im nächsten Monat. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und der Bundesverband Zeitarbeit (BZA) wollen am 6./7. und am 18./19. Februar über die Basis eines Branchentarifvertrags für die 800.000 Leiharbeiter verhandeln.

Die Zeitarbeitsbranche spielt im Konzept der Bundesregierung die Rolle des
Jobmotors. Scheitern aber die Tarifverhandlungen, verdienen Leiharbeiter im
nächsten Jahr genauso viel wie Festangestellte. So will es das Gesetz. In diesem
Fall sagen die Zeitarbeitsunternehmen den Abbau von Arbeitsplätzen voraus.

"Wir wollen verhindern, dass Zeitarbeit zu teuer wird", sagt Jürgen Uhlemann,
Verhandlungsführer des BZA. Er leitet das Hamburger Zeitarbeitsunternehmens
"Jobs in Time" mit 1000 Beschäftigten. Für ihn ist klar: "Die Menschen gehen
nicht in die Leiharbeit um Spitzengehälter zu verdienen, sondern weil sie auf
eine feste Stelle hoffen."

Reinhard Dombre, der Koordinator der Tarifgemeinschaft des DGB, hält dagegen:
"Aus den Arbeitsplätzen in der Leiharbeit sollen keine Billigjobs werden."

Grundsätzlich wollen die Gewerkschaften am Prinzip "gleicher Lohn für gleiche
Arbeit" festhalten. Bei schwer vermittelbaren Arbeitnehmern schließt Dombre
aber befristete Lohnabschläge nicht aus.

Trotz dieser Kompromissbereitschaft könnten die Verhandlungen länger dauern.


Der BZA ist zwar der größte Arbeitgeberverband mit allen Branchenriesen - er
vertritt aber nicht alle Zeitarbeitsunternehmen: In der Interessengemeinschaft
Zeitarbeit (IGZ) haben sich 780 mittelständische Unternehmen zusammengeschlossen.
Die geplante Tarifgemeinschaft ist gescheitert: Der BZA wollte die IGZ nicht
als gleichberechtigten Partner akzeptieren.

Neben den Tarifverhandlungen mit dem BZA planen die Gewerkschaften deshalb
auch Gespräche mit der IGZ. Der Tarifvertrag soll schließlich für die gesamte
Branche gelten. Politischen Druck verspürt Dombre vom DGB dabei angeblich nicht:
"Unser Ziel sind akzeptable Arbeitsbedingungen für die Arbeitnehmer."

erschienen am 31. Jan 2003 in Politik - Hamburger
Abendblatt

F. (FAU Hamburg)