Aufruf von und für McDonald's ArbeiterInnen zu internationaler Aktion am 16. Oktober

16. OKTOBER 2002... 'Sklaven, die sich mit allem abfinden, haben von den Tyrannen nichts zu fuerchten'

Am 16. Oktober 1918 begannen die Menschen in Ungarn, Raete an ihren Arbeitsplaetzen und in ihren Stadtteilen zu etablieren. Sie beschlagnahmten Land von wohlhabenden Gutsbesitzern, besetzten Fabriken und befreiten Gefangene. Binnen eines Monats wurde Budapest von gewoehnlichen Menschen am laufen gehalten, und zwar zum Wohle der Mehrzahl. Wie allzu viele mutige Kaempfe um Freiheit, so wurde auch die ungarische Raeterepublik zurueckgedraengt und verstoert, nur die Idee davon gibt es noch...

Am 16. Oktober 2002 wird ein kleiner Teil der weltweit 1,5 Millionen bei McDonald's beschaeftigten Menschen die ersten tastenden Schritte in Richtung einer besseren Welt machen. Diese Schrift hier ist ein Versuch, zu erklaeren, was zu erwarten ist, wo diese Idee herkommt, warum sie umgesetzt wird und was wir zu erreichen hoffen.

WAS WIRD AM 16. OKTOBER PASSIEREN ?

Hunderte von McDonald's ArbeiterInnen, vor allem in England, aber auch in Kontinentaleuropa, Russland, Nordamerika und Australien, werden direkt aktiv werden gegen unsere Arbeitgeber*. Wir erwarten nicht unbedingt, Streiks zu sehen, ganz gewisz aber Sabotage, passive Resistenz (d. h. alles ein biszchen langsamer), kurze Demonstrationen, Krankmeldungen etc. Es wird die allererste koordinierte, internationale, von uns ArbeiterInnen selbst gefuehrte Mobilisierung bei McDonald's sein. Der 16. Oktober wurde ausgewaehlt, weil dieser Tag seit Mitte der 1980er der weltweite Anti-McDonald's-Tag ist. So werden - zeitgleich zu unseren Aktionen - auch Menschen, die nicht bei McDonald's arbeiten, aber mit den Arbeitsbedingungen dort, mit der Grausamkeit gegen Tiere und der Umweltzerstoerung nicht einverstanden sind, an Aktionen in McDonald's Restaurants beteiligt sein - weltweit ! Wir hoffen, dasz sich alle Handlungen gegenseitig unterstuetzen koennen.

WO KOMMT DIESER AKTIONSTAG HER ?

Die Idee einer koordinierten Aktion der ArbeiterInnen am 16. Oktober wurde urspruenglich vor ueber einem Jahr in der Glasgower Sektion von McDonald's Workers Resistance (MWR) entwickelt. Wenn Du mehr ueber MWR wissen willst, schau bitte bei http://mwr.org.uk vorbei.

Die Glasgower Sektion schlug Aktionen mit folgender Forderung vor:

"Dass alle Angestellten bei McDonald's, weltweit, sich organisieren duerfen, und zwar so wie sie es wollen. Dass sie die Aktivitaeten der von ihnen gewaehlten [oder geschaffenen] Organisationen auch auf dem Gelaende der Firma ausueben und Aushaenge in den Personalbereichen anbringen duerfen - dasz generell der Informationsflusz nicht behindert wird. Dieses Recht auf Organisierung und freie Meinungsaeuszerung sei voellig unabhaengig von der Zahl der in der Initiative Engagierten, und keinE EinzigeR darf wegen dieses Engagements Nachteile haben. Diese Forderung erstreckt sich auf die direkt und indirekt bei McDonald's Beschaeftigten und umfaszt also beispielsweise auch jene, die das Spielzeug oder die Verpackungen fuer die Firma herstellen. Unsere Leben moegen verschieden sein, unser Kampf aber ist derselbe. Schlieszlich fordern wir McDonald's auf, explizit zu formulieren, dasz sie nicht Eigentuemer ihrer Angestellten sind und also kein Recht haben, diesen zu irgendeiner Zeit vorzuschreiben, was sie glauben und sagen duerfen, und was nicht."

WARUM MACHEN WIR DAS ?

Mit unendlich vielen - legalen und illegalen - Taktiken, uns das Recht auf Organisierung vorzuenthalten, versichert sich McDonald's, dasz sie uns bei den schlechten Arbeitsbedingungen dennoch die niedrigst moeglichen Loehne zahlen koennen - Arbeitsrecht gibt es hier nicht. Dies nun garantiert maximale Gewinne - oder anders formuliert: wenige Leute werden ziemlich reich, waehrend jene, die die ganze Arbeit leisten, mit dem Mindestlohn auskommen muessen. Das ist noch nicht alles ! Indem sie uns das Recht zur [offenen] Organisierung vorenthalten, berauben sie uns auch unserer Faehigkeit, die Welt zu veraendern - dieses verrueckte, zerstoererische, profitorientierte System in eine Gesellschaft zu verwandeln, die in aller Interesse ist.

WAS HOFFEN WIR ZU ERREICHEN ?

Wir wollen der Welt und uns selbst beweisen, dasz wir in der Lage sind, uns international zu organisieren und uns nicht an den Linien auf der Landkarte orientieren. Wir wollen uns selbst und der Welt zeigen,

dasz wir angesichts multinationaler Konzerne nicht machtlos sind, dasz es eigentlich wir sind, die ihre Milliarden machen und dasz wir faehig und gewillt sind, uns zu organisieren und zu kaempfen.

Wir wollen uns und der Welt zeigen, dasz da eine junge Generation von ArbeiterInnen ist, leidenschaftlich und rebellisch, die nicht wie die vorhergehenden Generationen leben will - wir werden unsere Leben nicht aufgeben fuer eine idiotische Jagd nach Wohlstand, die doch nur jenen nuetzt, die davon eh schon genug haben. Wir wollen die ersten Schritte wagen in Richtung einer Welt, die fuer viele, statt fuer wenige gemacht ist.

WAS KANNST DU TUN ?

MACH MIT !!! Mach 'was am 16. Oktober ... das musz nichts spektakulaeres sein: Du koenntest Dich krank melden, oder eine Maschine kaputt machen, aus der Kasse klauen, g'rade zur Mittagszeit die Arbeit stoppen, bei viel Betrieb den Strom abschalten, das Essen kostenlos abgeben, besonders langsam arbeiten, "Dienst nach Vorschrift" machen, die KundInnen ueber den Tag informieren, die Kuehlschraenke/Gefriertruhen ausschalten bevor Du gehst, die Schluessel zu verschlossenen Bereichen verstecken, streiken, nicht laecheln (ja, wie wir's immer tun), sehr tolpatschig werden, etc. KOPIERE DIESES BLATT UND REICH'S 'RUM, MACH 'WAS MIT DEINEN KOLLEGiNNEN ZUSAMMEN UND BENACHRICHTIGE UNS DAVON SOBALD ALS MOEGLICH !

Am Morgen des 16. Oktober werden wir dem McDonald's Hauptsitz eine einzelne Krysantheme senden. Diese Blume war das Symbol der Revolution in Ungarn, die am 16. Oktober 1918 begann. Wir senden sie als Zeichen fuer unser Ansinnen, eine Welt aufzubauen, in der Menschen wichtiger sind als Profite. Die Krysantheme ist aber auch Symbol des Todes ... so senden wir sie also auch als Vorbote der immanenten Zerstoerung von McDonald's und aller Lohnarbeit - wir brauchen sie nicht, und wir wollen sie nicht. In unseren Herzen waechst eine neue Welt, und in diese Richtung unternehmen wir die ersten tastenden Schritte.

Willst Du mehr Informationen zum 16. Oktober, sieh' nach bei http://mwr.org.uk/proposal.htm

Fuer mehr ueber die Ideen, die uns dazu inspirierten, siehe http://mwr.org.uk/fags.htm http://mwr.org.uk/heavy.htm

Wenn Du noch weitere Fragen hast, oder uns wissen lassen willst, dasz Du eine Aktion planst, dann kontaktiere bitte info@mwr.org.uk

Dieser Text wurde von der Londoner Sektion des MWR verfaszt und von anderen regionalen Gruppen anerkannt und unterstuetzt.

MWR PO Box 3828 Glasgow G41 1YU

"Die Lust der Zerstoerung ist zugleich auch immer eine schaffenende Lust"

- Michail Bakunin

* Eigentlich ja Arbeitnehmer, denn wer gibt und wer nimmt wessen Arbeitskraft ?!

originaltext von McWorkers Resistance (mwrposse@yahoo.co.uk), 19. August 2002, a.infos