FAU Berlin distanziert sich von ver.dis Tarifverhandlungen im Babylon Mitte
Seit Mittwoch, dem 28.10.2009, verhandelt ver.di-Bezirksvize Andreas Köhn mit der Babylon-Geschäftsführung offiziell über einen Haustarifvertrag. Die im Betrieb vertretene FAU Berlin distanziert sich ausdrücklich von diesen Verhandlungen und gibt bekannt, dass sie eine weitere Zusammenarbeit mit Köhn ausschließt.
Trotz heftiger Kritik an der ver.di-Tarifinitiative, mit welcher der laufende Arbeitskampf im Babylon Mitte unterlaufen wurde, hatte sich die FAU Berlin bis zuletzt bemüht, mit ver.di zu einer Tarifgemeinschaft zu gelangen. Damit versuchte sie, einen einstimmigen Beschluss der Betriebsversammlung umzusetzen, der ein gemeinsames Vorgehen beider Gewerkschaften verlangt.
Lars Röhm, Sekretär der FAU Berlin, dazu: "Für uns gab es von Anfang an nur einen gangbaren Weg, nämlich direkt über die Bildung einer Tarifgemeinschaft zusammen Forderungen aufzustellen und gemeinsam dem Arbeitgeber gegenüberzutreten. Die Gespräche mit ver.di haben gezeigt, dass sie zu einer solch konkreten und verbindlichen Vereinbarung nicht bereit war. Mit dem jetzigen Verhandlungsalleingang ist der Punkt erreicht, wo wir uns endgültig von ver.di distanzieren müssen, zumal wir die Verhandlungsinhalte von ver.di kritisieren. Wie sich in der ersten Verhandlungsrunde zeigte, wird der Tarifvertrag weit unter dem liegen, was die Ziele des Arbeitskampfes waren. Auch die nochmals klar von 3/4 der Belegschaft aufgestellten Forderungen, die die gravierenden betriebspezifischen Probleme lösen sollen, finden kaum oder nur unter Druck Berücksichtigung. Mit der wahrscheinlichen Ausklammerung von Zuschlägen und Sonderzahlungen wird das Lohnniveau des ver.di-Flächentarifvertrages sogar real unterboten."
"Ohne die stärkste Gewerkschaft im Betrieb besitzen die Verhandlungen keinerlei Legitimität. Dass hier ein betriebs- und branchenfremder Gewerkschafter verhandelt, der unsere Probleme und Bedürfnisse nicht kennt und sich nur auf einen Phantombasis stützt, ist ein blanker Hohn. Dass dabei noch nicht einmal eine Tarifkommission gebildet wird oder die Beschäftigten ernsthaft einbezogen werden, schlägt dem Fass den Boden aus. Darin drückt sich ein autokratisches Gewerkschaftsverständnis aus, das wir völlig indiskutabel finden. Wenn ver.di noch nicht mal in einem Kleinbetrieb die Einbeziehung der Betroffenen bewerkstelligen kann, ist das ein Offenbarungseid in Sachen gewerkschaftlicher Demokratie," so Benjamin Stange von der FAU-Betriebsgruppe im Babylon.
Die FAU Berlin wird auch weiterhin die Interessen ihrer Mitglieder im Betrieb vertreten und die Probleme angehen, die durch den mangelhaften ver.di-Tarifvertrag ungelöst bleiben. Auch wird sie Schikanen gegen aktive Beschäftigte, die schon jetzt festzustellen sind und durch die Unterlaufung des Arbeitskampfes begünstigt wurden, nicht dulden.
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